WHO/Europa hat ein neues Handbuch veröffentlicht, das den Ländern dabei helfen soll, evidenzbasierte Leitlinien anzunehmen und sie an ihre jeweiligen einzigartigen Gegebenheiten anzupassen.
Vertrauenswürdige, evidenzbasierte Gesundheitsleitlinien bilden die Grundlage nationaler Handlungskonzepte, die sowohl Patienten als auch Gesundheitsfachkräfte betreffen. Unter Hervorhebung der Verknüpfung zwischen belastbaren Erkenntnissen und dem Vertrauen der Bevölkerung in die Gesundheitssysteme erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, bei der Veranstaltung zur Veröffentlichung des Handbuchs: „Vertrauen und grundlegende Umgestaltung sind Schlüsselbegriffe für uns, insbesondere, wenn wir über die Verbesserung und Stärkung unserer Gesundheitssysteme sprechen. Eine grundlegende Umgestaltung sollte in erster Linie den Interessen der Patienten und des Gesundheitspersonals dienen.“
Auch wenn es nicht immer leicht ist, die unmittelbare Wirkung von Leitlinien auf die Gesundheit der Menschen aufzuzeigen, gibt es keine vernünftige Alternative zur Nutzung von Leitlinien, die auf der besten verfügbaren Evidenz basieren.
Dennoch ist die Erstellung solider Leitlinien für die meisten Länder nach wie vor eine Herausforderung. „Leitlinien müssen sowohl leicht anzuwenden als auch zeitgemäß sein, sie müssen auf die realen Bedürfnisse der Menschen eingehen, insbesondere auf der kommunalen Ebene, und sollten letztendlich die vorhandenen Ressourcen widerspiegeln“, erklärte Dr. Natasha Azzopardi-Muscat, Direktorin der Abteilung Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme der Länder bei WHO/Europa. „Das bedeutet, dass eine erfolgreiche Leitlinie an örtliche Gegebenheiten und Realitäten angepasst werden und auf diese zugeschnitten sein muss.“
Ein neues Handbuch zur Unterstützung der Länder in der gesamten Region
Das neu veröffentlichte Handbuch mit dem Titel „Stärkung der Kapazitäten der Länder zur Annahme und Anpassung evidenzbasierter Leitlinien“ soll Regierungen und andere maßgebliche Akteure dabei unterstützen, die Herausforderung einer Kontextualisierung von Leitlinien anzugehen.
Das im Rahmen einer Expertentagung bei WHO/Europa Ende August 2023 vorgestellte Handbuch ist das Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen führender Wissenschaftler und WHO-Experten auf diesem Gebiet. Es zielt darauf ab, die Lücke zwischen weltweit anerkannten evidenzbasierten Gesundheitsleitlinien und ihrer Anpassung an die Gegebenheiten in den Ländern zu schließen.
Das Handbuch skizziert einen neuen Ansatz für die Kontextualisierung von Leitlinien, der sich auf die sogenannte „GRADE-ADOLOPMENT“-Methodik stützt. „Adolopment“, ein Begriff, der sich von den Wörtern „adoption“ (Annahme, Übernahme), „adaptation“ (Anpassung) und „de novo development“ (De-novo-Entwicklung) ableitet, bietet einen transparenten Rahmen für die Gestaltung von Empfehlungen, die in Einklang mit den konkreten Gegebenheiten in den Ländern stehen. Im Kern bietet das Handbuch einen Schritt-für-Schritt-Leitfaden, der sich aus 15 Schritten des „Adolopment“ zusammensetzt.
An der Veranstaltung zur Veröffentlichung des Handbuchs nahmen 45 Politiker und Experten aus 21 Ländern teil.
„Es war großartig, so viele hochrangige Redner, Experten und Kollegen aus der ganzen Welt zusammenbringen zu können, die alle äußerst engagiert in die Entwicklung und Umsetzung vertrauenswürdiger, evidenzbasierter Leitlinien eingebunden sind“, erklärte Marge Reinap, Fachreferentin im Bereich Erkenntnisse für die Politikgestaltung bei WHO/Europa und Ko-Autorin des Handbuchs.
Während der zweitägigen Veranstaltung wurden die Teilnehmer mit internationalen Standards für vertrauenswürdige Leitlinien vertraut gemacht und es wurden umfassende fachliche Schulungen zu den im Handbuch und anderen Ressourcen der WHO erläuterten Prozessen für die Entwicklung, Anpassung und Annahme angeboten. Wie einer der Teilnehmer in seinem Feedback zur Veranstaltung anmerkte, war die Einbeziehung realer Fälle und Beispiele aus unterschiedlichen Ländern äußerst nützlich.
Das Handbuch und die Veranstaltung waren die ersten von WHO/Europa unternommenen Schritte zur Unterstützung der Mitgliedstaaten bei der wirksamen Kontextualisierung von Gesundheitsleitlinien. Sie unterstreichen erneut das Bekenntnis von WHO/Europa zur Förderung einer evidenzbasierten Gesundheitsversorgung sowie letztendlich zur Verbesserung der gesundheitlichen Resultate und des Gesundheitsangebots für alle.