Jeder Dritte nutzte entweder Antibiotika, die von einer früheren Verordnung übrig waren, oder erwarb die Medikamente ohne Rezept in einer Apotheke oder anderswo.
Das sind mindestens dreimal so viele wie in einer jüngst von der Europäischen Kommission durchgeführten Studie unter Bürgern aus EU-/EWR-Ländern.
Diese vorläufigen Ergebnisse stammen aus einer neuen Erhebung über Wissen, Einstellungen und Verhaltensweisen rund um das Thema antimikrobielle Resistenzen (AMR), die erstmals im östlichen Teil der Europäischen Region, einschließlich dem Kaukasus und Zentralasiens, durchgeführt wurde.
Falsche Vorstellungen über die Nutzung von Antibiotika
Allein in der EU/dem EWR sterben jedes Jahr mehr als 35 000 Menschen in unmittelbarer Folge von Infektionen, die mit Antibiotika nicht länger behandelbar sind.
„Wenn Antibiotika zu häufig, zu lang oder in unnötigen Fällen verwendet werden, entwickeln Bakterien ihnen gegenüber eine Resistenz“, erläuterte Dr. Danilo Lo Fo Wong, Regionalbeauftragter der WHO für die Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen. „Ohne kollektive Maßnahmen ist zu erwarten, dass in Zukunft ansonsten behandelbare Krankheiten, wie z. B. Harnwegsinfektionen, wieder unbehandelbar werden, und medizinische Behandlungsmethoden, wie z. B. Operationen oder Chemotherapien, zu gefährlich werden, um sie anzuwenden.“
50% der an der Erhebung teilnehmenden Menschen aus allen beteiligten Ländern gaben an, im vergangenen Jahr Antibiotika eingenommen zu haben. Das sind mehr als doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum in Ländern der EU/des EWR.
61% der Studienteilnehmer war zudem nicht bewusst, dass Antibiotika gegen Viren wirkungslos sind, während über die Hälfte fälschlicherweise glaubten, dass sie bei einer Erkältung helfen. In der EU/dem EWR war hingegen die Hälfte der Studienteilnehmer fälschlicherweise der Ansicht, dass Antibiotika Viren abtöten.
Dr. Danilo Lo Fo Wong warnt vor der Verwendung von Antibiotika zu diesem Zweck. „Antibiotika helfen bei einer normalen Erkältung nicht. Eine Erkältung wird von einem Virus ausgelöst, gegen das Antibiotika nichts ausrichten können“, betonte er. „Und auch wenn Antibiotika bei einer Erkältung nicht helfen, kann ihre Nutzung stattdessen zur Entwicklung von Antibiotikaresistenzen führen und für Sie und andere Menschen zu einem Problem werden.“
Im Rahmen der Erhebung wurden die Teilnehmer zudem gefragt, ob sie glaubten, dass die unnötige Anwendung von Antibiotika diese unwirksam machen, worauf zwei Drittel der Befragten die richtige Antwort gaben.
Anlässlich der Weltwoche für den verantwortungsvollen Gebrauch von antimikrobiellen Mitteln verwies WHO-Regionaldirektor für Europa, Dr. Hans Henri P. Kluge, auf das Ausmaß des Problems und bezeichnete AMR als einen „langsamen Tsunami, der sich am Horizont aufbaut“. „Die Weltwoche für den verantwortungsvollen Gebrauch von antimikrobiellen Mitteln bietet sowohl Gelegenheit, auf das Ausmaß des Problems hinzuweisen, als auch die Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass sie Teil der Lösung sein können“, erklärte er. „Durch Aktivitäten wie diese Studie erhalten wir Einblick in das Wissen und Verhalten der Menschen mit Bezug zu Antibiotika und AMR. Daraufhin können wir dann Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass die Menschen gut darüber informiert sind, wann und wie man diese wertvollen Medikamente einnehmen sollte.“