WHO / Nozim Kalandarov
In Tadschikistan wurde eine Impfkampagne gegen Masern/Mumps/Röteln durchgeführt, die sich an ungeimpfte Kinder im Alter zwischen 6 Monaten und 15 Jahren richtete.
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Sofortmaßnahmen zur Bekämpfung von Masernausbrüchen entscheidend für den Schutz von Millionen gefährdeter Kinder

2023 war ein deutlicher Anstieg der Masernfälle in der Europäischen Region zu verzeichnen, wodurch Millionen von Kindern gefährdet sind

22 February 2024
Pressemitteilung
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Aktualisierte Daten aus dem Jahr 2023 verdeutlichen die Dringlichkeit einer raschen und konzertierten Reaktion auf Masernausbrüche in der Europäischen Region der WHO, die durch die Notwendigkeit untermauert wird, alle Menschen zu schützen, die durch die Krankheit gefährdet sind. 

Im vergangenen Jahr infizierten sich über 58 000 Menschen in 41 der 53 Mitgliedstaaten in der Region – die die Länder Europas und Zentralasiens umfasst – mit Masern, was zu Tausenden von Krankenhausaufenthalten und 10 masernbedingten Todesfällen führte. 

Die neuesten Zahlen aus dem Jahr 2023 zeigen einen raschen Anstieg im Vergleich zu den drei Vorjahren auf und stellen ein Risiko für jeden in der Region dar, der nicht geschützt ist. Um zu verhindern, dass die Zahl der Masernfälle im Jahr 2024 weiter ansteigt, sind nachhaltige Anstrengungen erforderlich.

Der hohe Anteil (fast die Hälfte) der Fälle bei Kindern unter 5 Jahren zeigt einmal mehr die enormen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Gesundheitssysteme, einschließlich Routine-Impfmaßnahmen. Dies hat zu einer erheblichen Häufung anfälliger Kinder geführt, die ihre Routineimpfungen gegen Masern und andere impfpräventable Krankheiten verpasst haben. 

„Die Gesundheitssysteme in der Europäischen Region der WHO haben einen gewissen Nachholbedarf, um die 1,2 Mio. Kinder, die zwischen 2020 und 2022 ihre Masernimpfung verpasst haben, rasch zu erreichen und gleichzeitig die Routineimpfmaßnahmen fortzusetzen“, erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. 

„Da sich das Virus in vielen Teilen der Region weiter ausbreitet, ist eine rechtzeitige Erkennung und Bekämpfung von Ausbrüchen nach wie vor entscheidend, um eine weitere Eskalation zu verhindern und die Fortschritte der Region im Hinblick auf die Eliminierung dieser hochansteckenden Krankheit zu sichern.“ 

In Anbetracht des weltweiten Anstiegs der Masernfälle ist das Risiko einer Einschleppung in die Europäische Region nahezu unvermeidlich. Alle bislang betroffenen Mitgliedstaaten haben die Überwachung verstärkt, um Krankheitsfälle und Kontaktpersonen schnell aufzuspüren, und ihre Routineimpfmaßnahmen intensiviert bzw. Nachimpfungen durchgeführt, um gefährdete Personen zu impfen, bevor das Virus sie erreicht. 

Maßnahmen in Armenien, Kasachstan, Kirgisistan, Rumänien und Tadschikistan, die dazu geführt haben, dass im Jahr 2023 mehr als 2,5 Mio. Kinder aller Altersgruppen geimpft waren, haben offenbar dazu beigetragen, die Ausbreitung des Virus in diesen Ländern einzudämmen. Doch die Übertragung in der Region hält an und stellt eine ständige Bedrohung für die Gesundheit von Millionen von Kindern dar. 

„Jeder masernbedingte Todesfall ist eine vermeidbare Tragödie, da es einen sicheren und wirksamen Impfstoff zur Verhinderung der Krankheit gibt. Ich begrüße die umfassenden Maßnahmen, die bisher von den Ländern ergriffen wurden, und warne an dieser Stelle eindringlich vor jeglicher Selbstzufriedenheit. Wir müssen dieser gefährlichen Krankheit zuvorkommen, indem wir aktiv auf die nicht oder nur unzureichend geimpften Gemeinschaften zugehen“, fügte Dr. Kluge hinzu.

Ausbrüche stoppen, um Leben zu schützen und Fortschritte bei der Eliminierung zu sichern

Auch wenn 33 der 53 Mitgliedstaaten in der Region mit Stand von 2022 die Eliminierung der Masern verifizieren konnten, ist dieser Erfolg nicht dauerhaft gesichert. Um diesen Status zu erhalten, muss ein Land sicherstellen, dass die Übertragung des Virus nach einer Einschleppung innerhalb von 12 Monaten nach dem ersten gemeldeten Fall gestoppt wird. 

Nach der Annahme der Europäischen Impfagenda 2030 müssen alle Länder in der Region: 
  • eine Durchimpfungsrate von über 95 % in jeder Gemeinschaft mit beiden Dosen des Masernimpfstoffs erreichen und aufrechterhalten und denjenigen, die eine der beiden Impfdosen verpasst haben, eine Nachimpfung anbieten; 
  • eine qualitativ hochwertige Surveillance gewährleisten, um mögliche Fälle schnell zu erkennen und zu isolieren; und
  • eine schnelle Reaktion auf Ausbrüche in allen Gemeinschaften gewährleisten. 
„WHO/Europa wird weiterhin eng mit allen Mitgliedstaaten zusammenarbeiten, um wirksam auf die anhaltenden Masernausbrüche zu reagieren“, erklärte Robb Butler, Direktor der Abteilung Übertragbare Krankheiten, Umwelt und Gesundheit bei WHO/Europa. 

Er fügte hinzu: „Die WHO wird die Länder dabei unterstützen, systematisch gegen Benachteiligungen im Impfbereich vorzugehen, um solche Ausbrüche impfpräventabler Krankheiten zu verhindern. Darüber hinaus arbeiten wir eng mit unseren Mitgliedstaaten zusammen, um Fehlinformationen und Desinformation in Bezug auf Impfstoffe entgegenzuwirken, die manche Menschen dazu veranlassen, Impfungen zu verzögern oder zu verweigern.“

Wer ist gefährdet? 

Masern sind eine der ansteckendsten Krankheiten der Welt. Sie werden übertragen, wenn eine infizierte Person atmet, hustet oder niest. Das Virus bleibt in der Luft oder auf infizierten Oberflächen bis zu 2 Stunden lang aktiv und ansteckend.

Jede nicht immune Person kann sich anstecken. Ein auffälliger Hautausschlag ist das sichtbarste Symptom, doch kann die Krankheit auch zu Komplikationen wie Erblindung, Enzephalitis, schwerem Durchfall und damit verbundener Dehydrierung, Ohreninfektionen und Lungenentzündung führen. 

Ungeimpfte Kleinkinder und schwangere Frauen haben das höchste Risiko für schwere Masernkomplikationen. Zudem schwächt eine Maserninfektion das Immunsystem und kann dazu führen, dass dieses „vergisst“, wie es sich gegen andere häufige Infektionen schützen kann, was vor allem Kinder extrem anfällig macht.