WHO / Mukhsin Abidjanov
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Europäische Impfwoche 2024: 50 Jahre Schutz vergangener, heutiger und zukünftiger Generationen durch Impfungen

22 April 2024
Aussage
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Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa

Regina De Dominicis, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien

Stella Kyriakides, Europäische Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

Kopenhagen, Genf, Brüssel, 22. April 2024 

Die Einrichtung des Erweiterten Impfprogramms (EPI) vor 50 Jahren war ein entscheidender Moment in der Geschichte der öffentlichen Gesundheit und hat weltweit jedes Jahr Millionen von Menschenleben gerettet. Im Jahr 1974 waren nur 5 % der Kinder weltweit gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten geimpft. Heute sind es fast 85 % der Kinder weltweit und 94 % in der Europäischen Region der WHO. 

Nur 5 Jahre nach der Einführung des EPI wurden die Pocken ausgerottet. Seitdem wurde das geografische Ausbreitungsgebiet des Polio-Wildvirus auf nur noch zwei Länder reduziert, und die Bedrohung durch mehrere schwere Infektionskrankheiten im Kindesalter ist drastisch zurückgegangen. Kontinuierliche Innovationen auf dem Gebiet der Immunologie haben zur Entwicklung von Impfstoffen geführt, die vor noch mehr Krankheiten schützen können und in der Region die Möglichkeit eröffnen, Hepatitis B und Gebärmutterhalskrebs in naher Zukunft zu eliminieren.

Während wir diese monumentalen Errungenschaften feiern, mit deren Hilfe die Gesundheit mehrerer Generationen geschützt wurde, stehen wir noch immer unter dem Eindruck der COVID-19-Pandemie und ihrer beispiellosen Auswirkungen auf unsere Gesellschaften und Volkswirtschaften, Gesundheitssysteme und die Gesundheitsversorgung. 

Der Rückgang der Impfquoten in einigen Ländern der Region zwischen 2020 und 2022 macht deutlich, wie gefährdet unser Erfolg ist. In den letzten drei Jahren haben mehr als 1,8 Mio. Kinder in der Region ihre Masernimpfung verpasst, was dazu führte, dass die Zahl der Masernfälle im Jahr 2023 gegenüber 2022 um das 60-fache anstieg. 

Unsere Entschlossenheit, allen Menschen überall die Vorteile von Impfungen zukommen zu lassen, darf nicht ins Wanken geraten. Vor dem Hintergrund zahlreicher Krisen und der Verbreitung von Fehlinformationen in der Region sind WHO, UNICEF und die Europäische Kommission entschlossen, ihre gemeinsame Arbeit in enger Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten in ganz Europa fortzusetzen, um die Gesundheitssysteme zu stärken und einen chancengleichen Zugang zu Impfangeboten zu gewährleisten. Gemeinsam werden wir weiterhin das Bewusstsein für die Vorteile von Impfungen schärfen und das Vertrauen in Impfstoffe stärken, um die öffentliche Nachfrage nach Impfstoffen jetzt und in Zukunft aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig werden wir weiterhin dazu beitragen, dass die Gesundheitssysteme angemessen auf Epidemien und künftige Pandemien vorbereitet sind. 
 
Für unser gemeinsames Ziel, ein gesünderes und sichereres Leben für heutige und künftige Generationen zu gewährleisten, ist es unerlässlich, dass Impfungen ein wichtiger Eckpfeiler der öffentlichen Gesundheit bleiben.  

Hintergrund

Vor 50 Jahren, aufbauend auf den Fortschritten bei der Ausrottung der Pocken und in Anerkennung des nicht ausgeschöpften Potenzials anderer Impfstoffe, verpflichteten sich die Mitgliedstaaten der WHO, ihrer Bevölkerung Impfstoffe anzubieten, um zur Bekämpfung von sechs weiteren Infektionskrankheiten beizutragen. Da zu diesem Zeitpunkt nur ein kleiner Teil der Kinder weltweit von den Vorteilen von Impfmaßnahmen profitieren konnte, beschlossen die Mitgliedstaaten, dass jedes Kind, das irgendwo auf der Welt geboren wird, zusätzlich zur Pockenimpfung auch Zugang zu Impfungen gegen Poliomyelitis (Polio), Masern, Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Tuberkulose haben sollte. Das Erweiterte Impfprogramm (EPI) wurde ins Leben gerufen, um diesen Zugang zu gewährleisten. In den vergangenen 50 Jahren hat sich dieser Schwerpunkt weltweit ausgedehnt und umfasst heute 22 Krankheiten in der Region.