Ein leistungsstarkes, qualitativ hochwertiges mikrobiologisches Labor ist eine entscheidende Säule eines wirksamen Surveillance-Systems für antimikrobielle Resistenzen (AMR). In Anerkennung dieser Tatsache legt der ukrainische Plan für Antibiotikaresistenz starkes Gewicht auf die Stärkung der nationalen Kapazitäten im Bereich Surveillance.
Um die Umsetzung des Plans für Antibiotikaresistenz zu unterstützen und die Qualität und Geschwindigkeit der Bestimmung von Mikroben in Gesundheitseinrichtungen zu verbessern, spendete das WHO-Länderbüro in der Ukraine Ausrüstung für die AMR-Surveillance und entsprechendes Verbrauchsmaterial an zehn Laboratorien im ganzen Land sowie Verbrauchsmaterial an elf weitere Laboratorien, die bereits über die notwendige Ausrüstung verfügten.
„AMR sind eine der größten globalen Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit, da sie eine wirksame Prävention und Behandlung von Infektionen behindern“, erläutert Dr. Jarno Habicht, Repräsentant der WHO in der Ukraine. „Die WHO entwickelte im Jahr 2015 den Globalen Aktionsplan gegen AMR und wird auch weiterhin materielle Ressourcen und Lernmöglichkeiten bereitstellen, um das Gesundheitspersonal im Kampf gegen AMR und beim Schutz von Menschenleben und der Gesundheit ihrer Patienten zu unterstützen.“
Neue Erkenntnisse, verbesserte Qualität
Die Ausrüstung für die AMR-Surveillance wurde in erster Linie an Labore in Gebieten nahe der Front gespendet. All diese Labore nutzen die Methode des Europäischen Ausschusses für antimikrobielle Suszeptibilitätstests (EUCAST), und alle sind Mitglieder des Surveillance-Netzwerks für antimikrobielle Resistenzen für die Länder Zentralasiens und Europas (CAESAR).
CAESAR sammelt Daten aus 16 Ländern und 1 Gebiet, vorrangig in Osteuropa und Zentralasien. Die Ukraine schloss sich CAESAR im Jahr 2017 an und ist seit 2021 Mitglied des 2015 von der WHO eingerichteten Globalen Systems zur epidemiologischen Überwachung antimikrobieller Resistenzen (GLASS).
Die von der WHO gespendeten mikrobiologischen Analysegeräte erhöhen die Geschwindigkeit und Genauigkeit der Bestimmung von Mikroben. Ergebnisse können dreimal schneller abgeleitet werden, im Durchschnitt nach 7 Stunden, wohingegen manuelle Verfahren typischerweise bis zu 24 Stunden dauern können.
Zudem ist die Qualität der sich daraus ergebenden Daten höher, was zur effektiven Umsetzung eines übergeordneten Qualitätssystems beiträgt. Ausgestattet mit der verbesserten AMR-Surveillance können Labore eine größere Zahl an Leistungen bieten, die meisten ihrer Prozesse standardisieren und fundiertere Maßnahmen zur Bekämpfung von AMR ergreifen.
Das Stadtkrankenhaus in Dnjepr ist eine von vielen Gesundheitseinrichtungen, die nahe der Front liegen. Larysa Karpenko, Leiterin des bakteriologischen Labors, weist darauf hin, dass infolge des verheerenden Krieges die Arbeitslast der Bakteriologen erheblich gestiegen und es dringend nötig sei, manuelle Verfahren durch automatisierte zu ersetzen.
„Das von der WHO gespendete mikrobiologische Analysegerät hat die labortechnischen Arbeitsabläufe gestrafft, die Produktivität erhöht und unsere Tests genauer und effizienter gemacht“, erklärt sie. Sie fügt hinzu, dass das neue automatisierte Analysegerät zudem Mikroorganismen bestimmen könne, die in manuellen biochemischen Tests nicht erkennbar seien. Zudem seien Chirurgen beeindruckt vom Umfang der Erweiterung des Spektrums der derart bestimmten Mikroorganismen.
Das Streben nach Exzellenz
In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für öffentliche Gesundheit der Ukraine hat die WHO Schulungen über die Umsetzung der EUCAST-Methode bei der täglichen Laborarbeit angeboten. Darüber hinaus bietet die WHO an, mikrobiologische Labore zu besuchen, um vor Ort bei Bedarf fachliche Hilfe leisten zu können.
Dank der anhaltenden Unterstützung vonseiten des WHO-Länderbüros in der Ukraine ist die Zahl der Labore, die ihre Daten an CAESAR melden, erheblich gestiegen. 2017 beteiligten sich lediglich vier Labore aus drei Regionen des Landes. Fünf Jahre später hat sich die Zahl auf 67 Labore aus 22 Regionen der Ukraine erhöht. Die Zusammentragung und das Teilen genauer Daten trägt zur Erweiterung des Wissens, zur Beschleunigung der Forschung und zur Gestaltung lokaler, nationaler und regionsweiter Strategien zur Bekämpfung von AMR bei.
Die WHO unternimmt die Arbeit zur Stärkung der AMR-Surveillance in der Ukraine mit finanzieller Hilfe der Europäischen Union (EU) im Rahmen der gemeinsamen Initiative von WHO und EU zur Entwicklung des Gesundheitssystems in der Ukraine.