Am 31. Oktober 2024 ging die 74. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa (RC74) zu Ende, deren dreitägige Tagesordnung eine Vielzahl von Diskussionen und Beschlüssen zu Themen aus den Bereichen Gesundheit und Organisationsführung umfasst hatte.
Dr. Hans Henri P. Kluge, seit 2020 WHO-Regionaldirektor für Europa, wurde von den Mitgliedstaaten für eine zweite Amtszeit nominiert und verpflichtete sich, die nächste Phase des Europäischen Arbeitsprogramms (EPW) voranzutreiben.
Nach der Wahl erklärte Dr. Kluge: „Meine Tätigkeit als WHO-Regionaldirektor für Europa ist für mich die größte Ehre meines Lebens, und ich bin zutiefst dankbar – und zu Dank verpflichtet – angesichts der überwältigenden Unterstützung für meine Nominierung. Für meine im nächsten Jahr beginnende zweite Amtszeit wird meine erste Aufgabe darin bestehen, alle 53 Mitgliedstaaten in Europa und Zentralasien, aber auch sämtliche Partnerorganisationen im Gesundheitsbereich dazu aufzufordern, gemeinsam unseren nächsten fünfjährigen Plan auszuarbeiten, die zweite Ausgabe des Europäischen Arbeitsprogramms.“
Hochrangige Ansprachen und Debatten der Mitgliedstaaten bilden an Tag 1 den Auftakt
Zhyparisa Rysbekova sprach im Namen Seiner Exzellenz Sadir Dschaparow, Präsident der Kirgisischen Republik, bei der Eröffnung der diesjährigen Tagung zu den Delegierten. Unter Verweis auf das Internationale Forum für Gesundheitsinvestitionen in Zentralasien, das im Juni dieses Jahres unter der Schirmherrschaft Seiner Exzellenz, des Präsidenten der Kirgisischen Republik, abgehalten worden war, unterstrich Frau Rysbekova die strategische Bedeutung von Gesundheit als Motor für wirtschaftlichen Wohlstand. „Gesundheit ist die beste Investition in unsere gemeinsame Zukunft, und Wirtschaftswachstum und Gesundheit sind eng miteinander verknüpft“, erklärte sie.
Die Europäische Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Stella Kyriakides, blickte auf fünf herausfordernde Jahre in der Europäischen Region der WHO wie auch weltweit zurück, die das Gesicht von Gesundheit und Gesundheitssicherheit verändert haben. Dennoch betonte Kommissarin Kyriakides, dass die enge Zusammenarbeit zwischen der WHO und der Europäischen Union (EU) in schwierigen Zeiten zu neuen Arbeitsweisen bei der Bekämpfung von antimikrobiellen Resistenzen und der Personalkrise im Gesundheitswesen, beim Impfwesen, bei der psychischen Gesundheit und bei der Digitalisierung von Gesundheit geführt habe. Sie würdigte die Bedeutung des Strategie- und Aktionsplans „Vorsorge 2.0“ auf der diesjährigen Tagesordnung des Regionalkomitees (weitere Einzelheiten finden Sie in den Abschnitten über „Vorsorge 2.0“ und „Medizinische Notfallteams“ weiter unten).
Einbindung der Jugend
Junge Menschen spielten beim diesjährigen Regionalkomitee eine entscheidende Rolle. Wie Katja Čič, Vertreterin von Youth4Health, betonte, gab es noch vor fünf Jahren so gut wie keine Einbindung der Jugend bei WHO/Europa. In dieser kurzen Zeit wurden junge Menschen über das Youth4Health-Netzwerk, das Forum Gesundheit und Wohlbefinden Tirana und die Siebte Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit einbezogen – um nur einige Beispiele zu nennen.
Zum Abschluss ihrer Ansprache richtete Katja Čič einen direkten Appell an das Regionalkomitee. „Auch wenn jugendliche Aktivisten definitionsgemäß nur zeitlich befristet tätig sein können, gilt dies doch nicht für den Einsatz für die Sache an sich.“
Neben dieser Ansprache wurde den Delegierten eine Aufführung von House of Swag, einer Gruppe junger Tänzer aus Irland, geboten. Mit Fokus auf der Botschaft „Es ist okay, nicht okay zu sein“ brachte die Tanzvorführung zum Ausdruck, wie sich psychische Probleme auf junge Menschen auswirken.
Wahl des Präsidiums
Nach einer kurzen Ansprache von Dr. Azhar Giniyat, dem ehemaligen Gesundheitsminister von Kasachstan und scheidenden Exekutivpräsidenten des RC73, über die Ergebnisse der letztjährigen Tagung des Regionalkomitees in Astana (Kasachstan) wurden folgende Personen ins Präsidium des RC74 gewählt:
- Prof. Alexandru Rafila, Gesundheitsminister von Rumänien, Präsident des RC74;
- Prof. Adriana Pistol aus Rumänien, Exekutivpräsidentin;
- Dr. Thomas Dentzer aus Luxemburg, Stellvertretender Exekutivpräsident; und
- Dr. Rano Rahimova, Ministerium für Gesundheit und soziale Sicherheit Tadschikistans, Berichterstatterin des RC74.
Ansprache des Generaldirektors
In seiner Ansprache an die Delegierten beglückwünschte der WHO-Generaldirektor, Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, die Mitgliedstaaten in der Region zu ihren jüngsten Erfolgen, darunter die zunehmende Annahme von Impfungen gegen humane Papillomviren (HPV), strengere Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums und die Verbesserung der Erfolgsraten bei der Behandlung von Tuberkulose.
Dr. Tedros wies jedoch auch auf einige Herausforderungen hin, mit denen die Region konfrontiert ist, darunter die Alterung der Bevölkerung, die hohe Sterblichkeit aufgrund nichtübertragbarer Krankheiten, die hohen Raten bei Fällen multiresistenter Tuberkulose (MDR-Tb), der Mangel an Gesundheitspersonal, die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels, Konflikte und gesundheitliche Ungleichheiten.
Aus globaler Perspektive sprechend wies der Generaldirektor darauf hin, dass die Mitgliedstaaten zwar einige Fortschritte beim „Abkommen über die Prävention von, Vorsorge für und Reaktion auf Pandemien“ erzielt hätten, einige der wichtigsten Fragen jedoch nach wie vor ungelöst seien. „Daher appelliere ich dringend an alle Mitgliedstaaten – inner- wie außerhalb der Europäischen Region –, einander weiter zuzuhören und weiterhin nach einem gemeinsamen Nenner zu suchen, um zu einem weitreichenden Abkommen zu gelangen, möglichst bis Ende des Jahres,“ erklärte er.
Zudem forderte Dr. Tedros erneute Anstrengungen zur Beendigung der anhaltenden Konflikte in der Region und betonte die Bedeutung des Friedens für die Gesundheit.
Ansprache des Regionaldirektors
Aufbauend auf dem umfassenden Bericht des Regionaldirektors in diesem Jahr begann Dr. Kluges Ansprache mit einem Video, in dem einige der Erfolge der letzten vier Jahre vorgestellt wurden.
Der Regionaldirektor dankte den Mitgliedstaaten und Partnern für ihre enge Zusammenarbeit und nannte die fünf Arbeitsmethoden – enger Kontakt zu jedem Land, partizipatorische Organisationsführung, Einheit innerhalb der WHO und des UN-Systems, Null-Toleranz gegenüber jeglicher Form von Belästigung und rigorose Finanzverwaltung –, die seinen Ansatz geprägt haben.
Mit Blick auf ein zweites EPW betonte Dr. Kluge, dass dieses durch einen innovativen partizipatorischen Prozess unter Einbeziehung der Mitgliedstaaten und Partner ausgearbeitet werden solle, der 70 % Kontinuität gegenüber dem ersten EPW mit etwa 30 % Innovation kombiniere. Das zweite EPW solle sich zudem eng am 14. Allgemeinen Arbeitsprogramm (GPW 14) der WHO orientieren.
Zu den Prioritäten, die der Regionaldirektor als Schlüsselthemen für die Zukunft identifizierte, zählen: 1) nationale Gesundheitssicherheit; 2) nichtübertragbare Krankheiten und psychische Gesundheit; 3) Bekämpfung der Klimakrise; und 4) Altern bei guter Gesundheit. Damit soll auf einige der jüngsten Herausforderungen reagiert werden, die sich durch die COVID-19-Pandemie ergeben haben, aber auch ein schonungsloser Blick auf einige der Probleme geworfen werden, mit denen die Gesundheitssysteme in einer Region mit einer alternden Bevölkerung konfrontiert sind.
Als Fundament für all dies soll Dr. Kluge zufolge die primäre Gesundheitsversorgung dienen, die verschiedene Zielkataloge im Gesundheitsbereich miteinander verknüpft und gleichzeitig auf der aktuellen Arbeit von WHO/Europa aufbaut, u. a. in den Bereichen finanzielle Absicherung, Bekämpfung des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen, Ausweitung der Nutzung digitaler Gesundheitsangebote und Aufbau nachhaltiger Gesundheitssysteme.
Von entscheidender Bedeutung war auch, dass der Regionaldirektor die gesundheitlichen Folgen sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt – insbesondere gegen Frauen und Mädchen – hervorhob, die nach wie vor Gesellschaften in der gesamten Region belasten.
Während der allgemeinen Aussprache, die auf diese Ansprachen folgte, ergriffen 46 Mitgliedstaaten sowie Partnerorganisationen und nichtstaatliche Akteure das Wort. Eine vollständige Aufzeichnung dieser Tagung können Sie sich auf der YouTube-Seite von WHO/Europa ansehen.
Bericht des Einunddreißigsten Ständigen Ausschusses des Regionalkomitees (SCRC)
Prof. Dr. Adriana Pistol, Vorsitzende des 31. SCRC, erläuterte die Arbeit des SCRC im vergangenen Jahr, einschließlich der Vorbereitungen für diese Tagung des Regionalkomitees und der Prüfung der fachlichen Themen und Fragen der Organisationsführung. Der SCRC setzte zudem seine Arbeit in zwei Arbeitsgruppen fort – eine zu Führungsfragen bei WHO/Europa und eine zur Arbeit der WHO auf der Länderebene. Die Arbeitsgruppe zu Führungsfragen erörterte Maßnahmen zur Verbesserung der Transparenz und Vorhersehbarkeit bei Nominierungen und Wahlen und zur Erhöhung der Sichtbarkeit des SCRC sowie wichtige Leistungsindikatoren im Bereich Organisationsführung. Die Arbeitsgruppe zur Arbeit auf der Länderebene überwachte die fortlaufende Umsetzung der auf dem RC72 angenommenen Länderstrategie „Gemeinsam mehr Gesundheit schaffen – eine Strategie für die Zusammenarbeit zwischen dem WHO-Regionalbüro für Europa und den Mitgliedstaaten in der Europäischen Region“ sowie die Erstellung des Sammelbands mit Länderberichten über die Zusammenarbeit, der dem RC74 im Bericht über die Wirkung in den Ländern vorgelegt wurde.
Geschlossene Sitzung zu Nominierungen und Wahlen
Während der geschlossenen Sitzung zu Nominierungen und Wahlen ersuchte das Regionalkomitee den Generaldirektor, dem Exekutivrat die Ernennung von Dr. Hans Henri P. Kluge zum Regionaldirektor für Europa für einen Zeitraum von fünf Jahren mit Wirkung vom 4. Februar 2025 vorzuschlagen.
Das Regionalkomitee beschloss zudem, dass Serbien und Spanien sich auf der Weltgesundheitsversammlung im Mai 2025 um eine Mitgliedschaft im Exekutivrat bewerben und anschließend zur Wahl stellen sollten.
Mit Blick auf die Mitgliedschaft im SCRC wählte das Regionalkomitee Irland, Kroatien, Portugal und die Türkei für eine dreijährige Amtszeit von Oktober 2024 bis Oktober 2027 zu Mitgliedern des SCRC.
Darüber hinaus wählte das Regionalkomitee Rumänien als Mitglied in Kategorie 2 des Ausschusses für Grundsatz- und Koordinationsfragen des Sonderprogramms zur Forschung, Entwicklung und Wissenschaftlerausbildung im Bereich der menschlichen Reproduktion für eine Amtszeit vom 1. Januar 2025 bis 31. Dezember 2027 aus.
Organisationsführung und Führungskompetenz in der Europäischen Region der WHO
Dieser Tagesordnungspunkt wurde vom Regionaldirektor eröffnet, der den zweiten Rechenschaftsbericht vorstellte. Dieser gibt einen Überblick über die Verwaltung, Leitung und Führung von WHO/Europa.
Die Redner beschrieben die nachhaltigen Maßnahmen, die ergriffen wurden, um der gestiegenen Nachfrage nach befähigenden Funktionen gerecht zu werden und den Übergang zu verstärkten Einsätzen in den Ländern zu vollziehen, u. a. durch die Zentralstelle Befähigende Funktionen in Istanbul. Zwei Drittel der Mitarbeiter von WHO/Europa sind nun außerhalb von Kopenhagen tätig, 58 % sind Frauen und 90 Nationalitäten sind vertreten. Die Ausgaben im Haushaltszeitraum 2022–2023 beliefen sich auf insgesamt 745 Mio. US-$, wobei ein großer Teil auf die Beschaffung von Waren entfiel.
In den letzten vier Jahren hat WHO/Europa eine Bestandsaufnahme seiner Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten vorgenommen, seine bestehenden Bemühungen verstärkt und neue Ansätze für die Zusammenarbeit eingeführt, die in „Gemeinsam mehr Gesundheit schaffen“ – einer Strategie für die Zusammenarbeit zwischen WHO/Europa und den Mitgliedstaaten in der Region – dargelegt sind. Seit ihrer Annahme vor zwei Jahren gibt es nun einen strategischeren Ansatz dafür, wie sich WHO/Europa und ein Mitgliedstaat auf Prioritäten und Ansätze einigen, eine bedarfsgerechtere Zusammenarbeit unter Einsatz von Länder-Unterstützungsteams und ein neues Modell für die Zusammenarbeit mit jenen Ländern, in denen die WHO nicht physisch präsent ist, unter Nutzung von eigens benannten Anlaufstellen der WHO.
Der erste Bericht über die Wirkung in den Ländern, der für diese Tagung des Regionalkomitees ausgearbeitet wurde, zeigt Beispiele aus der Praxis für die Zusammenarbeit in jedem der 53 Mitgliedstaaten. Im Rahmen einer Ausstellung am Rande des RC74 wurden 12 Beispiele für die Zusammenarbeit aus dem Bericht über die Wirkung in den Ländern aus Armenien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Georgien, Kirgisistan, Lettland, Montenegro, Nordmazedonien, Portugal und Turkmenistan vorgestellt.
Fragen des Programmhaushalts
Die Redner gaben auch einen Überblick über den Programmhaushalt von WHO/Europa für die Zeiträume 2022–2023 und 2024–2025 sowie über die Entwicklung des Programmhaushalts für den Zeitraum 2026–2027. Die aktuelle Investitionsrunde der WHO, die derzeit zur Finanzierung des 14. Allgemeinen Arbeitsprogramms durchgeführt wird, hat ein Finanzierungsziel von 7 Mrd. US-$, und die Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO spielen dabei mit einem Betrag von 814 Mio. US-$, der bisher von Ländern innerhalb der Region zugesagt wurde, eine bedeutende Rolle.
Rahmen für die Schaffung widerstandsfähiger und nachhaltiger Gesundheitssysteme
Der vom Regionalkomitee angenommene „Rahmen für die Schaffung widerstandsfähiger und nachhaltiger Gesundheitssysteme“ ist das Ergebnis von vier Jahren Arbeit auf Ebene der Europäischen Region und der Länder, in denen WHO/Europa den Fokus auf zentrale Themen gerichtet hat, bei denen in den Gesundheitssystemen Handlungsbedarf besteht. Hierzu gehören etwa das Gesundheitspersonal durch die Annahme der Erklärung von Bukarest, die primäre Gesundheitsversorgung durch die Konferenz von Astana anlässlich des 45. Jahrestags der Erklärung von Alma-Ata und die Veröffentlichung neuer Berichte der Europäischen Region zu den Themen finanzielle Absicherung, Daten und digitale Gesundheit sowie andere Säulen der Gesundheitssysteme – diese Aktivitäten führten zur Annahme der Abschlusserklärung von Tallinn auf der Konferenz anlässlich des 15. Jahrestags der Unterzeichnung der Charta von Tallinn zum Thema Gesundheitssysteme, die im Jahr 2023 in Tallinn abgehalten wurde. Die Abschlusserklärung von Tallinn war die Blaupause, auf der der neue Rahmen für die Gesundheitssysteme aufgebaut wurde, wobei Vertrauen und grundlegende Umgestaltung die zentralen Handlungsappelle darstellen.
Der „Rahmen für die Schaffung widerstandsfähiger und nachhaltiger Gesundheitssysteme“ wurde in enger Abstimmung mit den Mitgliedstaaten und der Zivilgesellschaft entwickelt und entwirft eine neue Vision, bei der alle Menschen die richtige Versorgung zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und von der richtigen Person erhalten, ohne in finanzielle Not zu geraten. Ferner wird darin die Notwendigkeit von vertrauensvollen Beziehungen in den Gesundheitssystemen, einer hochwertigen Versorgung durch motiviertes und hinreichend unterstütztes Gesundheitspersonal sowie einer Anpassung der Gesundheitssysteme an künftige Herausforderungen hervorgehoben.
Vorsorge 2.0
Die Auswirkungen von gesundheitlichen Notlagen in den letzten fünf Jahren sind weltweit kaum zu überschätzen. Als Reaktion darauf wurde auf dieser Tagung des Regionalkomitees von den Mitgliedstaaten ein neuer Strategie- und Aktionsplan für Vorsorge, Reaktion und Widerstandsfähigkeit gebilligt.
Die unter dem Titel „Vorsorge 2.0“ bekannte Strategie zielt darauf ab, einen gefahrenübergreifenden koordinierten, regionsweiten Ansatz zu schaffen und dabei die Perspektive des einheitlichen Gesundheitsansatzes (One Health) einzubeziehen, d. h. die Zusammenhänge zwischen der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt zu berücksichtigen. In der Strategie werden die Aspekte kooperative Surveillance, Widerstandsfähigkeit und Schutz der Bevölkerung, Notfallkoordination sowie Zugang zu Gegenmaßnahmen und einer sicheren und skalierbaren Versorgung als entscheidende Erfolgsfaktoren hervorgehoben.
Medizinische Notfallteams
Nach der Sitzung zum Thema Vorsorge wandte sich das Regionalkomitee dem Thema medizinische Notfallteams (EMT) zu und nahm den „Aktionsplan der Europäischen Region für Medizinische Notfallteams (2024–2030)“ an, der auf der globalen Strategie für Medizinische Notfallteams bis 2030 basiert.
Während der Sitzung wurde hervorgehoben, dass 85 EMT in der Region eine lebensrettende, hochwertige Versorgung und entscheidende Gesundheitsleistungen bereitstellen und gleichzeitig auf eine Vielzahl von gesundheitlichen Notlagen reagieren, von Naturkatastrophen bis hin zu Krankheitsausbrüchen.
Der Aktionsplan der Europäischen Region für EMT wurde gemeinsam mit der EMT-Gemeinschaft ausgearbeitet und beschreibt wichtige Elemente wie Engagement, Partnerschaften und Koordination sowie Qualität und Kapazität. Darüber hinaus geht er auf das diesbezügliche Fachwissen und die Fähigkeit von WHO/Europa ein, Regierungen während des gesamten Umsetzungsprozesses zu unterstützen.
Gezielte Nutzung von Innovationen im Bereich der öffentlichen Gesundheit
Im Rahmen des Konsultationsprozesses zur Entwicklung einer Strategie für die gezielte Nutzung von Innovationen im Bereich der öffentlichen Gesundheit in der Region bat WHO/Europa die Mitgliedstaaten um Rückmeldung zu ihren Ansichten über die Institutionalisierung von Innovationen für die öffentliche Gesundheit im Rahmen ihrer nationalen Prioritäten und bat sie, darüber nachzudenken, wie sie sich die Rolle der WHO bei der Förderung von Innovationen im Bereich der öffentlichen Gesundheit in der Region vorstellen.
Der endgültige Entwurf der Strategie zur gezielten Nutzung von Innovationen im Bereich der öffentlichen Gesundheit wird dem RC75 zur Prüfung vorgelegt.
Termin für das RC75 und Abschluss der Tagung
Das Regionalkomitee einigte sich darauf, dass die 75. Tagung vom 28. bis 30. Oktober 2025 in Kopenhagen abgehalten wird.
Zum Abschluss der Tagung dankte der Regionaldirektor den Delegierten erneut für seine Nominierung für eine zweite Amtszeit und bezeichnete diese als ein „großes Privileg“. Dr. Kluge stellte fest, dass das zweite EPW, das in enger Konsultation mit Mitgliedstaaten und Partnerorganisationen entwickelt werden soll, „ehrgeizig und mutig“ sein werde. Er schloss mit den Worten: „Ich möchte betonen, dass Investitionen in die Gesundheit kein Luxus sind. Sie sind ein Muss – in wirtschaftlicher, sozialer und menschlicher Hinsicht.“
Weitere Aktivitäten in Zusammenhang mit dem Regionalkomitee
Nichtstaatliche Akteure
Am Vorabend des RC74 stellten Vertreter von über 100 nichtstaatlichen Akteuren und WHO/Europa einen Plan für die Zusammenarbeit vor, der Maßnahmen zur Stärkung der Kooperation festlegt. Er wurde in enger Absprache mit nichtstaatlichen Akteuren entwickelt, um die Zusammenarbeit in drei zentralen Bereichen zu stärken: ein Dialog, der die Zusammenarbeit prägt; eine Institutionalisierung, die eine systematischere Zusammenarbeit ermöglicht; und eine Kooperation, die nichtstaatliche Akteure sowohl auf Ebene der Europäischen Region als auch auf Länderebene in die Arbeitsweisen von WHO/Europa einbindet. Der Plan wurde auf der Eröffnungsveranstaltung für nichtstaatliche Akteure mit dem Titel „Würdigung und Stärkung der Kooperationsmöglichkeiten zur Förderung von Gesundheit in der Europäischen Region der WHO“ vorgestellt.
Während der Tagung des RC74 wurden sechs nichtstaatliche Akteure, die keine offiziellen Beziehungen zur WHO unterhalten, zur Teilnahme an den Tagungen des Regionalkomitees akkreditiert, und zwar:
- Association of European Cancer Leagues
- European Alcohol Policy Alliance
- European Association for the Study of Obesity
- European Independent Foundation in Angiology/Vascular Medicine
- European Junior Doctors Association
- Institute for Healthcare Improvement.
Hochrangige Fachinformationssitzung zum einheitlichen Gesundheitsansatz
Während der hochrangigen Fachinformationssitzung zum einheitlichen Gesundheitsansatz wurden die Teilnehmer über einen neuen Leitfaden für die Anpassung des einheitlichen Gesundheitsansatzes informiert. Dieser soll es den Mitgliedstaaten ermöglichen, ihre Strategien zur Umsetzung eines einheitlichen Gesundheitsansatzes so zu gestalten, dass dieser ihren jeweiligen Rahmenbedingungen gerecht wird und an den jeweiligen Herausforderungen und Defiziten der einzelnen Länder im Gesundheitsbereich ansetzt. Er verweist auf sechs regionsweite Prioritäten:
- Aufbau und Stärkung von Organisationsführung, Führungskompetenz und Partnerschaften;
- Stärkung der Kapazitäten in den Bereichen Prävention und Vorsorge;
- Förderung und Unterstützung chancengleicher, inklusiver und nachhaltiger Lösungen für den Abbau von Ungleichheiten;
- Zusammentragen von Evidenz über die Wirksamkeit eines einheitlichen Gesundheitsansatzes durch gezielte Datenerhebung und Forschung;
- Erleichterung der Zuweisung nachhaltiger Finanzmittel; und
- Aufbau und Aufrechterhaltung von Kernkompetenzen für die Beschäftigten im Gesundheitswesen und in anderen Bereichen in Bezug auf den einheitlichen Gesundheitsansatz.
Darüber hinaus wurde bei der Informationsveranstaltung das erste Kooperationszentrum von WHO/Europa zum Thema einheitlicher Gesundheitsansatz mit Sitz am University College Dublin in Dublin ins Leben gerufen.