Zu den Themen auf der Tagesordnung des ersten Partner-Forums des WHO-Regionalbüros für Europa, das am 13. und 14. Juni in Istanbul stattfand, gehörten der anhaltende Krieg in der Ukraine, die Notfallvorsorge, die überlasteten Gesundheitssysteme, Klimawandel und Umweltverschmutzung sowie die Herausforderung, Gesundheit und Wohlbefinden für alle zu verbessern. Auf der eineinhalbtägigen Veranstaltung kamen Vertreter von mehr als 30 Finanzierungspartnern der WHO zusammen, darunter Delegierte von Mitgliedstaaten, internationalen Organisationen, Entwicklungsbanken und gemeinnützigen Organisationen.
„Wir stehen vor zahlreichen gemeinsamen gesundheitlichen Herausforderungen, von strukturellen Problemen in unseren Gesundheitssystemen über die Überalterung des Gesundheitspersonals und die Krise im Bereich der psychischen Gesundheit bis hin zur stillen Epidemie nichtübertragbarer Krankheiten – der häufigsten Todesursache in unserer Region – aber auch der Antibiotikaresistenz, einem brennenden Problem, über das alle reden, aber wenig dagegen tun. Die Permakrise ist also unsere neue Realität, auf die wir uns einstellen müssen“, sagte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, bei der Begrüßung der Teilnehmer des Forums. „Dazu kommt noch die dreifache planetäre Krise – Klimawandel, Umweltverschmutzung und Verlust der Artenvielfalt–, die zum festen Bestandteil dieser neuen Welt geworden ist und die schon jetzt spürbare Auswirkungen auf unsere Volkswirtschaften und unsere Gesundheit hat. Wir können diese Herausforderungen nicht isoliert in Angriff nehmen – wenn wir Lösungen finden wollen, die allen zugute kommen, kommt es noch mehr auf Partnerschaften an.“
WHO verstärkt Schwerpunkt auf Klima und Gesundheit
Neben den zahlreichen Themen in Verbindung mit der Permakrise, wie dem Aufbau widerstandsfähigerer Gesundheitssysteme und neuer Gesundheitspartnerschaften während des Krieges in der Ukraine, stand am zweiten Tag des Forums vor allem der Klimawandel im Vordergrund. Auf einer Sondersitzung unter der Regie des Europäischen Zentrums der WHO für Umwelt und Gesundheit, die im Vorfeld der Siebten Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit (Budapest, 5.–7. Juli 2023) stattfand, hatte WHO/Europa die Gelegenheit, sich mit einer Vielzahl von Partnern auszutauschen.
„Der Klimawandel ist wahrscheinlich die am stärksten ressortübergreifende Herausforderung, die es gibt. Er ist ein Puzzle, und die WHO und ihre Mitgliedstaaten, aber auch das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen sind allesamt Puzzleteile in unserem gemeinsamen Kampf gegen den Klimawandel“, sagte Colin O'Hehir, Leiter des Referats Klimawandel beim irischen Gesundheitsministerium, während der Podiumsdiskussion, die sich mit der Notwendigkeit der Einbeziehung des Klimawandels in die Gesundheitspolitik befasste.
Die Rolle der Jugend bei der Bewältigung gesundheitlicher Herausforderungen wurde in der Sitzung hervorgehoben, die der Gewährleistung eines gesunden Lebens für alle Menschen jeden Alters und der Förderung ihres Wohlergehens gewidmet war.
„Wir müssen den Stimmen der Jugend, der Fackelträger der Agenda 2030, mehr Gehör verschaffen. „Die Initiative Youth4Health von WHO/Europa ist ein großartiges Beispiel dafür, wie Jugendliche und politische Entscheidungsträger zusammenkommen können, um über wirksamere Strategien für eine Einbindung der Jugend in Gesundheitsfragen zu diskutieren“, sagte Neus Rosell, der als Jugendvertreter und Vorsitzender des Exekutivausschusses des Global Health Next Generation Network teilnahm. „Junge Menschen wissen am besten über die Gesundheit ihrer Altersgruppe Bescheid. Neue Generationen können innovative Ideen und Lösungen einbringen, wenn man ihnen den nötigen Raum gibt.“
Sicherung einer nachhaltigen Finanzierung
Nachhaltige Finanzierung war in zahlreichen Diskussionen ein zentrales Thema. Um ihr Mandat angemessen erfüllen zu können, ist die WHO auf kontinuierliche und ausreichende finanzielle Ressourcen angewiesen. Doch die Sicherung einer nachhaltigen Finanzierung ohne enge Zweckbindung und zeitliche Begrenzung bleibt eine Herausforderung.
„Wenn die Pandemie eines deutlich gemacht hat, dann, dass wir jetzt mehr denn je eine starke WHO brauchen. Ob im Kampf gegen Tuberkulose oder bei der Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten: es besteht eine riesige Diskrepanz zwischen der Art und Weise, wie wir die WHO loben, und der Art und Weise, wie wir sie dann ausstatten“, sagte Dr. Björn Kümmel, stellvertretender Leiter des Referats Globale Gesundheitspolitik beim Bundesministerium für Gesundheit in Deutschland. „Die WHO ist die führende und koordinierende Organisation in der globalen Gesundheitspolitik, und wir müssen sicherstellen, dass sie die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen kann.“
Auf der 76. Weltgesundheitsversammlung im vergangenen Monat stimmten die Mitgliedstaaten dem bisher ehrgeizigsten Haushalt zu, der eine historische Erhöhung der ordentlichen Beiträge (Mitgliedsbeiträge) um 20 % beinhaltet. Die Zielsetzung besteht daran, deren Anteil am Haushalt der WHO von 16 % im Zeitraum 2020–2021 auf 50 % bis 2028–2029 oder spätestens 2030–2031 zu erhöhen.
„Das Partner-Forum von WHO/Europa war eine Erinnerung an die entscheidende Bedeutung kollektiven Handelns und hat uns die dringende Notwendigkeit eines anhaltenden Engagements aller Beteiligten vor Augen geführt, wenn wir die globale Gesundheit in einer sich rapide verändernden Welt voranbringen wollen“, sagte Robb Butler, Exekutivdirektor bei WHO/Europa, in seinen Schlussbemerkungen. „Wir danken all unseren Gebern, Unterstützern und Partnern dafür, dass sie es uns ermöglichen, unser Mandat in den 53 Mitgliedstaaten in unserer Region zu erfüllen, und wir zählen auch in den kommenden Jahren weiter auf ihre Unterstützung.“