Nun, da der Sommer in der Europäischen Region naht, überschattet das Versprechen von Sonnenschein und Aktivitäten im Freien oft eine wachsende, stille Bedrohung: extreme Hitze. Die steigenden Temperaturen sind nicht nur unangenehm, sondern können ein eskalierendes Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen – sie fordern Leben, verursachen Leid und belasten die Gesundheitssysteme weltweit. Indem wir das Bewusstsein für diese Risiken stärken und einfache Schutzmaßnahmen ergreifen, können wir unsere Gesundheit während der Sommermonate schützen.
Die Dringlichkeit dieser hitzebedingten Gesundheitskrise hat zu Handlungsappellen auf höchster Ebene geführt, vom WHO-Regionaldirektor für Europa, der die Klimakrise und die extremen Wetterverhältnisse im Jahr 2023 zu einer gesundheitlichen Notlage erklärte, bis hin zum Handlungsappell des Generalsekretärs der Vereinten Nationen angesichts der extremen Hitze im Jahr 2024, die beide die Notwendigkeit robuster Strategien zum Schutz gefährdeter Bevölkerungsgruppen betonten.
Wer ist am stärksten gefährdet?
Der menschliche Körper verfügt über die bemerkenswerte Fähigkeit der Wärmeregulierung und ist darauf ausgelegt, eine Kerntemperatur von etwa 37 °C aufrechtzuerhalten. Wenn die Außentemperaturen steigen, schwitzt der Körper, um sich durch Verdunstung abzukühlen. Eine längere Exposition gegenüber extremer Hitze verursacht jedoch Leiden, beeinträchtigt die psychische Gesundheit und das seelische Wohlbefinden und kann schließlich diesen natürlichen Kühlmechanismus überfordern, was zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen und möglichen medizinischen Notfällen führt.
Obwohl jeder in gewissem Maße von Hitze betroffen sein kann, sind die Auswirkungen extremer Hitze nicht einheitlich: Bestimmte Bevölkerungsgruppen sind unverhältnismäßig stark betroffen. Ältere Erwachsene verfügen über eine verminderte Fähigkeit zu schwitzen und ihre Körpertemperatur zu regulieren, und bei Säuglingen und Kleinkindern ist das Wärmeregulierungssystem noch unterentwickelt. Im Freien tätige Arbeiter, wie etwa jene, die in der Landwirtschaft, im Baugewerbe und in der Notversorgung (z. B. Feuerwehrleute) arbeiten, sind bei lang anhaltender Hitzebelastung einem potenziellen Berufsrisiko ausgesetzt.
Abgesehen von direkten hitzebedingten Erkrankungen verschlimmern extreme Temperaturen zudem bestehende chronische Erkrankungen. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen und Diabetes sind besonders gefährdet, ebenso wie Menschen, die bestimmte Medikamente einnehmen. Schwangere sind ebenfalls stärker gefährdet, da extreme Hitze mit unerwünschten Schwangerschaftsausgängen, wie Frühgeburten und niedrigem Geburtsgewicht, in Verbindung gebracht wird.
Schützen Sie sich: Bewahren Sie bei Hitze einen kühlen Kopf – #KeepCool
Die jährliche #KeepCool-Kampagne von WHO/Europa geht auf diese Belange ein und bietet einfache und praktische Leitlinien für Einzelpersonen wie auch Gemeinschaften, um sich bei heißem Wetter zu schützen. Die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von heißem Wetter lassen sich durch gute Praktiken im öffentlichen Gesundheitswesen und einfache, aber hochwirksame Maßnahmen, die auf individueller und gemeinschaftlicher Ebene ergriffen werden können, weitgehend vermeiden.
- Meiden Sie die Hitze. Vermeiden Sie es, sich während der heißesten Tageszeit im Freien aufzuhalten und anstrengende Tätigkeiten auszuführen. Wenn Sie gegenüber Hitze anfällig sind, nutzen Sie Möglichkeiten wie besondere Ladenöffnungszeiten für ältere Menschen in den kühleren Morgen- und Abendstunden. Bleiben Sie im Schatten, und lassen Sie Kinder oder Tiere nicht in geparkten Fahrzeugen zurück. Verbringen Sie, wenn notwendig und möglich, zwei bis drei Stunden des Tages an einem kühlen Ort.
- Halten Sie die Wohnung kühl. Nutzen Sie die Nachtluft, um Ihre Wohnung zu kühlen. Verringern Sie tagsüber die Wärmebelastung in der Wohnung oder im Haus, indem Sie Jalousien oder Rollläden herunterlassen und so viele elektrische Geräte wie möglich ausschalten.
- Halten Sie den Körper kühl und sorgen Sie für ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Tragen Sie leichte, lose Kleidung und verwenden Sie leichte Bettwäsche, duschen oder baden Sie zur Abkühlung und trinken Sie regelmäßig Wasser. Verzichten Sie auf zuckerhaltige, alkoholische und koffeinhaltige Getränke.
- Bleiben Sie in Kontakt. Sehen Sie auch nach Familienmitgliedern, Freunden und Nachbarn, die viel Zeit allein verbringen. Gefährdete Menschen könnten an heißen Tagen Hilfe benötigen. Helfen Sie gefährdeten Personen, die Rat und Hilfe benötigen.
Nationale und lokale Aktionspläne zum Schutz der Gesundheit vor Hitze schützen die öffentliche Gesundheit
Über Einzelmaßnahmen hinaus ist ein umfassenderer und stärker systemischer Ansatz unerlässlich. WHO/Europa empfiehlt den Ländern, Regionen und Städten in der Region die Ausarbeitung und Umsetzung von Aktionsplänen zum Schutz der Gesundheit vor Hitze, um hitzebedingte Gesundheitsrisiken zu verhindern bzw. darauf reagieren zu können.
Bei der Planung von Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit vor Hitze kommen Akteure aus verschiedenen Ressorts in dem Bestreben zusammen, die mit Hitze verbundenen Risiken besser in den Griff zu bekommen. In diesen Plänen werden die Rollen und Zuständigkeiten bei extremen Hitzeereignissen festgelegt, Frühwarnsysteme integriert, gefährdete Bevölkerungsgruppen identifiziert und Kommunikations- und Reaktionsmechanismen eingerichtet. WHO/Europa aktualisiert derzeit seinen Leitfaden für Aktionspläne zum Schutz der Gesundheit vor Hitze, um die Mitgliedstaaten bei diesem Prozess weiter zu unterstützen.
Die Sommerhitze ist nicht mehr nur ein außergewöhnliches saisonales Phänomen, sondern ein kritisches Problem für die öffentliche Gesundheit, das durch den Klimawandel noch verstärkt wird. Die #KeepCool-Kampagne von WHO/Europa soll daran erinnern, dass proaktive Maßnahmen, sowohl auf individueller als auch kollektiver Ebene, für den Schutz von Gesundheit und Wohlbefinden in einer zunehmend wärmeren Welt unerlässlich sind. Indem wir die Risiken verstehen, unser Verhalten ändern und aufeinander achten, können wir unsere Gesundheitssysteme unterstützen und dafür sorgen, dass der Sommer eine Zeit des Vergnügens bleibt und nicht zu einer Zeit der Gefahr wird.