Europäische Region verzeichnet Rückgang der Tuberkulosefälle und ist dennoch auf dem besten Weg, das Ziel der Eradikation zu verfehlen

24 March 2020
Pressemitteilung
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Ein gemeinsamer Bericht des WHO-Regionalbüros für Europa und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten, der anlässlich des Welt-Tuberkulose-Tags am 24. März veröffentlicht wird, macht deutlich, dass die Europäische Region der WHO ohne dringende Maßnahmen auf dem besten Weg ist, Zielvorgabe 3.3. der Ziele für nachhaltige Entwicklung zu verfehlen, welches Tuberkulose als eine der Krankheiten nennt, die es bis 2030 zu beseitigen gilt.

Mit Hilfe des Berichts „Tuberkulose-Surveillance und -Kontrolle in der Europäischen Region“ werden die Tuberkuloseraten seit 2008 überwacht. Seit 2010 zeigt er einen erheblichen Rückgang der Fälle – von 460 232 auf 269 859 – in allen Teilen der Europäischen Region der WHO.

In diesem Jahr betont die WHO unter dem Motto „Es ist Zeit“ die Notwendigkeit einer Beschleunigung der Maßnahmen zur Tuberkulosebekämpfung, um Leben zu retten und das Leiden zu beenden – aufbauend auf den hochrangigen Verpflichtungen von Staats- und Regierungschefs im Rahmen der Tagung der Vereinten Nationen auf hoher Ebene zur Bekämpfung der Tuberkulose im Jahr 2018.

Pflegekräfte kämpfen an vorderster Front

2020 ist das Internationale Jahr der Pflegekräfte und Hebammen. „Pflegekräfte spielen bei der Fallerkennung sowie der Behandlung und Versorgung von Menschen mit Tuberkulose eine wichtige Rolle“, erklärt Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. Pflegekräfte arbeiten in Haushalten, fördern die Gesundheit und das Wohlbefinden und tragen zur Identifizierung infizierter Personen bei. Sie unterstützen Patienten bei ihrer Genesung, ermutigen und beruhigen die Patienten, wenn die Behandlung zu einer Herausforderung wird, und informieren Ärzte, wenn schwere Nebenwirkungen auftreten.

„Aufgrund der aktiven Rolle, die Pflegekräfte bei der Gestaltung bürgernaher Angebote, der Gesundheitserziehung und der Einbindung der Gesellschaft spielen, sind die Tuberkuloseraten in der Europäischen Region stark rückläufig. Anlässlich des Jahres der Pflegekräfte und Hebammen möchte ich den Menschen in Pflegeberufen für die im Kampf gegen die Tuberkulose erzielten Fortschritte von Herzen danken. Pflegekräfte stehen im Kampf gegen unseren alten Feind, die Tuberkulose, an vorderster Front und ihre Erfahrungen, ihr Fachwissen und ihre Hingabe sind auch für unsere Anstrengungen im Kampf gegen den neuen Feind, COVID-19, entscheidend“, betonte der Regionaldirektor abschließend.

Lücken bei der Diagnose und verpasste Behandlungen

Tuberkulose ist eine ansteckende bakterielle Krankheit, die meist durch Husten oder Niesen verbreitet wird. Eine frühzeitige Diagnose der Tuberkulose ist daher entscheidend, um eine weitere Übertragung zu verhindern. Doch auch wenn die Diagnoserate von 45% auf 66% gestiegen ist, ist die Eradikation der Tuberkulose ohne eine Diagnoserate von 100% nahezu unmöglich.

Darüber hinaus ermöglicht ein neu zusammengesetzter Behandlungsplan einen kürzeren Behandlungsverlauf bei der medikamentenresistenten Tuberkulose als je zuvor und Injektionen sind nicht länger erforderlich. Dadurch wird die Behandlung wirksamer, einfacher und bequemer für die Patienten. Die Europäische Region der WHO übernimmt eine Vorreiterrolle, mit 40 000 Tuberkulose-Patienten in Behandlung, doch noch immer bleiben viele Fälle unentdeckt.

Ein Grund hierfür ist die latente Tuberkuloseinfektion (LTBI), von der viele Kinder betroffen sind. Menschen mit LTBI fühlen sich womöglich gesund und wohl – und begeben sich daher nicht in Behandlung – erkranken dann jedoch in späteren Lebensphasen. Die Erkennung und Behandlung von LTBI ist eine der wichtigsten Empfehlungen der WHO zur Beendigung der Tuberkulose. Hierzu zählt auch die Behandlung von Kindern unter fünf Jahren, die engen Kontakt zu einem Tuberkulosepatienten hatten. 12 Länder in der Europäischen Region der WHO verfolgen derzeit diesen Ansatz, doch nur zwei Länder erfüllen das Ziel einer entsprechenden Rate von 100%.

Zu den weiteren Empfehlungen zählen die Überprüfung von Kontakten, bei der jeder, der in engem Kontakt zu einem Tuberkulosepatienten steht bzw. stand, kontaktiert und auf die Krankheit untersucht wird. Dies ist unerlässlich, um eine schnelle Diagnose zu erstellen und stark gefährdete Menschen vorsorglich zu behandeln. Nur 11 Länder in der Europäischen Region der WHO erfüllen jedoch das Ziel einer vollständigen Überprüfung aller Kontakte.