Für Flüchtlinge und Migranten in Slowenien hat die COVID-19-Pandemie noch zusätzlich zu den Einschränkungen und dem Kummer beigetragen, die sie infolge ihrer Flucht vor der Not in ihren Heimatländern bereits erfahren haben.
„Für die 3000 Flüchtlinge und Migranten in Aufnahmezentren in ganz Slowenien war es schwer, die Schutzmaßnahmen vor COVID-19 wie etwa körperliche Distanzwahrung einzuhalten, aber auch Zugang zu Informationen über das Virus in einer Sprache zu erhalten, die sie verstehen“, erläuterte Neja Samar Brenčič, Direktorin des IZRIIS-Instituts, einer zivilgesellschaftlichen Organisation. „Dadurch waren sie während der Pandemie in erhöhtem Maße gefährdet.“
Informationen an besondere Bedürfnisse anpassen
Um diese Probleme anzugehen, arbeitete das von IZRIIS geleitete und von WHO/Europa unterstützte Safe4ALL-Projekt mit einem Netzwerk aus Vertretern zivilgesellschaftlicher Organisationen, Personal aus Asylzentren und Freiwilligen daran, zuverlässige und kulturell relevante Informationen über COVID-19-Impfungen und Präventionsmaßnahmen für Flüchtlinge und Migranten zu erstellen. Diese Informationen, die in 24 Sprachen übersetzt wurden, wurden an Gemeinden, Asylzentren und zivilgesellschaftliche Organisationen im ganzen Land verteilt und durch Schulungen für das unmittelbar mit diesen Gruppen arbeitende Personal ergänzt.
Darüber hinaus wurde ein Handbuch mit Piktogrammen erstellt, um bei Gesprächen über medizinische Behandlungen Sprachbarrieren zu überwinden, die Kommunikation zwischen Gesundheitspersonal und Flüchtlingen und Migranten zu fördern und Missverständnisse zu verhindern.
Förderung der Integration von Flüchtlingen und Migranten in die Gesellschaft
Das Projekt ermöglichte Gespräche und Schulungen mit 50 nichtstaatlichen Organisationen, die in Slowenien mit Flüchtlingen und Migranten arbeiten. Gemeinsam erörterte man Möglichkeiten, wie sich die Integration dieser Gruppen in die Gesellschaft unterstützen und fördern lässt und wie man negative Ansichten in der Bevölkerung revidieren kann, bei denen Verbindungen zwischen der Übertragung von COVID-19 und Asylbewerbern im Land hergestellt werden.
IZRIIS veranstaltete ferner mehrere lebhafte Workshops für 400 Kinder und Jugendliche und lieferte Schulungsmaterialien an über 500 Schulen, um die Diskriminierung von Asylbewerbern während der Pandemie zu bekämpfen und eine Null-Toleranz-Position gegenüber Feindseligkeiten zu fördern.
Einbeziehung der Bedürfnisse von Flüchtlingen und Migranten in Regierungspläne
Um zu gewährleisten, dass bei der Reaktion auf COVID-19 auch die Bedürfnisse von Flüchtlingen und Migranten berücksichtigt werden, schuf das Safe4ALL-Projekt Wege für die Gesundheitsbehörden, sich direkt mit den zivilgesellschaftlichen Organisationen auszutauschen, die mit diesen Gruppen arbeiten. In diesem Zusammenhang schulte das Projekt 50 Vertreter aus 212 Kommunen zu Möglichkeiten, wie sich die Stimmen der Bevölkerung besser in die Politikgestaltung einbeziehen lassen.
Kerstin Vesna Petrič, Generaldirektorin der slowenischen Direktion für öffentliche Gesundheit, betonte die Bedeutung dieser Anstrengungen: „Der große Wert dieses Projekts besteht darin, dass es ausgezeichnete Verbindungen zwischen zivilgesellschaftlichen Organisationen, Kommunen und lokalen Gemeinschaften sowie jungen Menschen herstellt und so zum Abbau von Diskriminierung und zu einer stärkeren Unterstützung der besonderen Bedürfnisse von Flüchtlingen und Migranten beiträgt.“
Seit Beginn der russischen Militäroffensive in der Ukraine arbeitet IZRIIS mit Partnerorganisationen wie etwa der WHO in Slowenien, dem Gesundheitsministerium und anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen daran, die Bedürfnisse von Flüchtlingen aus der Ukraine, die im Land eintreffen, zu identifizieren und passende Maßnahmen zu planen.
Die Initiative zur Einbindung zivilgesellschaftlicher Organisationen in der Europäischen Region der WHO
Im Rahmen der Pilotinitiative von WHO/Europa zur Einbindung zivilgesellschaftlicher Organisationen werden in Zusammenarbeit mit Regierungen neue Bottom-up-Ansätze erprobt, um die Bürger in Pläne einzubeziehen, die ihr Leben betreffen, und um zu gewährleisten, dass sie an politischen Entscheidungsprozessen beteiligt werden.
Die Initiative hat namentlich zur Bekämpfung von COVID-19 beigetragen, indem sie auf eine Stärkung der Bereitschaft und Widerstandsfähigkeit der Bürger in Bezug auf Notlagen, eine Anbindung schutzbedürftiger Gruppen an Leistungsangebote und eine inklusivere Gestaltung der Regierungsarbeit abzielte. Slowenien ist eines von insgesamt acht Ländern in der Europäischen Region und 40 Ländern weltweit, die derzeit solche Lösungsansätze erproben.