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Hin zu mehr Kooperation bei Arzneimitteln unter Mitgliedern der Initiative kleiner Länder

24 March 2023
Pressemitteilung
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In Vorbereitung auf die Neunte Hochrangige Tagung der Initiative kleiner Länder (SCI) – eines Forums, das insgesamt 11 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO mit einer Bevölkerungszahl von bis zu 2 Mio. umfasst – hielt die Initiative am 8. März 2023 erstmals einen politischen Dialog ab. Ziel des Dialogs war es, die Bedürfnisse der Länder im Hinblick auf den Zugang zu Arzneimitteln und die besonderen Bereiche, in denen in den kommenden Jahren am dringendsten fachliche Hilfe benötigt wird, besser zu verstehen.

Die Mitglieder der SCI identifizierten die zentralen Prioritäten für den Zugang zu Arzneimitteln in ihren jeweiligen Ländern, namentlich inwiefern der Zugang zu neuen Arzneimitteln gewährleistet werden kann, wie einem Mangel an unentbehrlichen Arzneimitteln entgegenzuwirken ist und wie sich die Privatwirtschaft einbeziehen lässt. 

Ein Fahrplan, der an den Herausforderungen kleiner Länder ansetzt

Im Rahmen der Achten Hochrangigen Tagung der SCI in Bečići (Montenegro) wurde im Juni 2022 der Fahrplan für mehr Gesundheit in den kleinen Ländern der Europäischen Region der WHO (2022–2025) angenommen. Der Fahrplan fordert stärkere Mechanismen, um die Zugänglichkeit, Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit von Arzneimitteln, Impfstoffen und medizinischen Geräten vor dem Hintergrund von Herausforderungen zu gewährleisten, die den kleinen Ländern gemein sind. Hierzu zählen etwa Probleme in Bezug auf kleine Märkte, die Impfstoffbeschaffung, die Inanspruchnahme von Impfungen, Kommunikation (einschließlich Arzneimitteletikettierung) und Fehlinformationen. 

Vielfältige Barrieren beim Zugang

Viele kleine Länder haben mit einem Mangel an Arzneimitteln zu kämpfen, da ihr Markt für die Pharmaindustrie nicht groß genug ist. Einige wichtige Beispiele, darunter etwa ein Mangel an pädiatrischen Antibiotika, wurden dabei als für viele kleine Länder immer wiederkehrende Probleme identifiziert.

Darüber hinaus zahlen kleine Länder aufgrund ihres begrenzten Verhandlungsspielraums oft erheblich mehr für die gleichen Arzneimittel als andere Länder in der Europäischen Region. In einigen Fällen berichteten die Länder von Preisen, die zwischen 50 % und bis zu dreimal höher lagen als anderswo. 

Ferner legt die Industrie oft eine Mindestabnahmemenge fest, die für kleine Länder in vielen Fällen zu groß ist. Dies bedeutet, dass die Länder entweder mehr kaufen als sie benötigen und somit Verschwendung in Kauf nehmen (insbesondere, wenn sie sich rechtlich nicht mit der Industrie darauf einigen können, diese Dosen an andere Länder zu spenden) oder dass sie die entsprechenden Medikamente nicht kaufen, was zu einem unzureichenden Zugang für die Patienten führt.

Einige Länder berichteten zudem von dem Problem, nicht über ein Meldesystem oder ein zentralisiertes System für die Überwachung von Arzneimittelvorräten und die Warnung vor einem Mangel zu verfügen. Viele sind stattdessen auf das Meldesystem eines größeren Nachbarlandes angewiesen. 

Lösungen und bewährte Praktiken

Ein erster zentraler Punkt besteht darin, mit Nachbarländern zusammenzuarbeiten. Diese Kooperationen haben zu einer gebündelten Beschaffung geführt, wobei durch Bündelung der Nachfrage gemeinsam ausreichende Mengen an Arzneimitteln erworben werden können. Erfolgreiche Beispiele für diese Praxis stammen etwa aus den baltischen Ländern sowie in unterschiedlichem Maße aus Island in Kooperation mit den nordischen Ländern sowie durch Islands unmittelbare Interaktion mit Dänemark und Norwegen.

Eine zweite vorgeschlagene Lösung besteht darin, die Nutzung der neuen Plattform von WHO/Europa für den Zugang zu neuartigen Arzneimitteln auszuweiten, die es Mitgliedstaaten, Partnern, privatwirtschaftlichen Akteuren und anderen nichtstaatlichen Akteuren ermöglicht, ehrliche Gespräche und Verhandlungen abzuhalten.

Das Ergebnis dieses politischen Dialogs war eine kurze Zusammenfassung der zentralen Fragen, die von den Gesundheitsministern auf der bevorstehenden Neunten Hochrangigen Tagung in Luxemburg vom 10. bis 12. Mai 2023 erörtert werden sollen. Darüber hinaus erklärte sich die WHO bereit, ein Hintergrundpapier über den Zugang zu Arzneimitteln in kleinen Ländern auszuarbeiten, um das Bewusstsein für die Besonderheiten in den kleinen Ländern sowie mögliche Lösungen zu schärfen.