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Europäische Impfwoche 2023 und darüber hinaus: Aufholen und den Übergang zu widerstandsfähigeren und chancengerechteren Impfsystemen vollziehen

24 April 2023
Aussage
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Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa

Stella Kyriakides, Europäische Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit 

Afshan Khan, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien

Brüssel, Kopenhagen, Genf, 24. April 2023

Nach drei Jahren Kampf gegen COVID-19, die mit einer beispiellosen Belastung für Gesundheitssysteme und Menschen in aller Welt verbunden waren, treten wir nun in eine neue Normalität ein, in der wir daran arbeiten, unsere Gesundheitssysteme widerstandsfähiger zu machen und die Bereitschaftsplanung für Krankheitsausbrüche zu verbessern. Wir haben die Kraft von Kooperation und Solidarität erlebt. Diese Grundprinzipien haben dazu beigetragen, Ländern und Menschen in aller Welt Zugang zu lebensrettenden Impfungen gegen COVID-19 zu verschaffen. Gleiches gilt für alle anderen unentbehrlichen Impfungen.  

Zu Beginn der Europäischen Impfwoche sind die WHO, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und die Europäische Kommission entschlossen, zusammen mit anderen Partnern in der Europäischen Region und in den Ländern durch Impfungen den Schutz unserer Gesellschaften, und insbesondere der am stärksten gefährdeten Menschen, vor den schwersten Folgen von COVID-19 aufrechtzuerhalten. 

Gemeinsam setzen wir uns auch weiterhin dafür ein, dass Kinder und Familien rechtzeitig wichtige Routineimpfungen erhalten und verpasste Impfungen nachholen können. Dies ist wichtig, um die Rückkehr hochgradig ansteckender, impfpräventabler Krankheiten zu verhindern. 

COVID-19 führte zu einer erheblichen Belastung für die Gesundheitssysteme und machte den bestehenden Personalmangel im Gesundheitswesen deutlich. Lockdowns und die Angst, sich beim Besuch von Gesundheitseinrichtungen mit COVID-19 zu infizieren, veranlassten viele Familien dazu, die Impfung ihrer Kinder zu verschieben. In den 53 Ländern Europas und Zentralasiens, die zusammen die Europäische Region der WHO bilden, haben seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 über eine Million Kinder alle oder einige Routineimpfungen verpasst. 

Während sich viele Länder der Europäischen Region mit großen Anstrengungen schnell von den Unterbrechungen und Verzögerungen bei den Routineimpfungen erholen konnten, verzeichneten 16 Länder 2021 einen Rückgang der Inanspruchnahme der dritten Dosis des Impfstoffs gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten (DTP3) gegenüber der Zeit vor der Pandemie. Die Hälfte der 20 Länder der Europäischen Region mit mittlerem Einkommen meldete für 2021 eine Durchimpfung von unter 90 % für eine oder mehrere Impfungen, während es in Ländern mit hohem Einkommen weniger als 10 % waren. Die Kluft bei der Impfgerechtigkeit zwischen den Ländern und ihren Bevölkerungen wird immer größer. 

Der Krieg in der Ukraine und die Erdbeben in der Türkei haben zu weiteren Beeinträchtigungen in der Gesundheitsversorgung und zur Vertreibung von Millionen Familien geführt und den Zugang zu lebensrettenden Impfungen erheblich erschwert. 

Impfungen sind ein Eckpfeiler der öffentlichen Gesundheit. Jede Dosis im nationalen Impfplan eines Landes ist darauf abgestimmt, Schutz vor einer oder mehreren Krankheiten aufzubauen oder aufrechtzuerhalten. Jede verpasste oder verspätete Dosis erhöht für einen Menschen das Infektionsrisiko. 

Dies kann vor allem für Kleinkinder und die Schwächsten in unserer Gesellschaft gefährlich sein. Je mehr Kinder ihren Impfplan nicht einhalten können, desto größer ist das Risiko eines großflächigen Ausbruchs von Masern, Poliomyelitis (Kinderlähmung), Diphtherie und anderen gefährlichen Infektionskrankheiten. 

Die Zahl der Masernfälle in der Europäischen Region erhöhte sich von 159 im Jahr 2021 auf mehr als 900 im Jahr 2022. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Zahl der Fälle von Diphtherie von 41 auf über 300. Es liegt in unserem gemeinsamen Interesse, uns gegenseitig vor Krankheiten zu schützen. Entscheidend ist dabei, dass wir die Menschen ansprechen und sie ermutigen, sich impfen zu lassen, sich an die nationalen Impfpläne zu halten und verpasste Impfungen nachzuholen. 

Während wir die Länder weiterhin beim Aufbau widerstandsfähiger Gesundheitssysteme und -infrastrukturen unterstützen, sollten wir nicht vergessen, dass wir ein starkes Fundament an Errungenschaften im Bereich der öffentlichen Gesundheit haben, das es zu bewahren und zu erweitern gilt. 

Indem wir gemeinsam durch Impfungen auf die Eradikation von Polio und die Eliminierung von Masern und Röteln sowie Gebärmutterhalskrebs und anderen Krebsarten in der Europäischen Region hinarbeiten, werden wir mehr Gesundheit für alle erreichen und zu unseren gemeinsamen Anstrengungen für die Gesundheitssicherheit in der Europäischen Region und auf globaler Ebene beitragen.