Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, weihte heute den ersten ständigen Fachlichen Beirat der WHO ein, der mit der Beratung von WHO/Europa im Hinblick auf Risikokommunikation, Bürgerbeteiligung und Bewältigung der Infodemie (RCCE IM) beauftragt ist. Der Beirat wurde über drei Jahre nach Beginn der COVID-19-Pandemie inmitten mehrerer anderer sich überschneidender Notlagen ins Leben gerufen, darunter mpox, die stetig wachsende Klimakrise mit ihren Folgen für die Gesundheit und nicht zuletzt der erbitterte Krieg in der Ukraine.
In seiner Ansprache an die Beiratsmitglieder, die aus 18 verschiedenen Ländern aus der gesamten Europäischen Region der WHO stammen, erklärte Dr. Kluge: „Die COVID-19-Pandemie und andere Notlagen – die zusammengenommen eine sogenannte Permakrise darstellen – haben uns gezeigt, wie entscheidend Risikokommunikation, Bürgerbeteiligung und die Bewältigung der Infodemie für den Schutz der Gesundheit sind. Trotzdem haben wir – bisher – bei der Reaktion auf gesundheitliche und humanitäre Notlagen tendenziell deutlich weniger intellektuelles Potenzial auf die Analyse von Erkenntnissen zu diesen Themenbereichen aufgewendet als zum Beispiel auf die Epidemiologie oder die Mikrobiologie.“
Die Vorsitzende des Fachlichen Beirats, Laura Woodward, Leiterin des Bereichs Risikokommunikation und Notlagen bei der britischen Behörde für Gesundheitssicherheit, erklärte: „Die Mitgliedstaaten der WHO erkennen heute mehr denn je die Bedeutung von RCCE-IM, die an sich eine Intervention zum Schutz der öffentlichen Gesundheit darstellen, mit erheblichen Auswirkungen auf den Erfolg bei der Prävention und Bekämpfung gesundheitlicher Notlagen. Dieser Fachliche Beirat wird dabei helfen, die vorhandene Evidenz zu sichten, wird praktische Erfahrungen aus sämtlichen Ländern und Bereichen darüber teilen, was sich als erfolgreich erwiesen hat, und wird Empfehlungen zu den wirksamsten Ansätzen sowie zu wichtigen Investitionen aufseiten der Gesundheitsbehörden abgeben.“
„Die COVID-19-Pandemie hat eindeutig gezeigt, dass sämtliche zentralen Interventionen zum Schutz der Gesundheit – vom Händewaschen über die Kontaktverfolgung bis hin zu Impfungen – von der Beteiligung, Kooperation und Unterstützung der betroffenen Gemeinschaften und Bevölkerungsgruppen abhängen“, merkte Dr. Gerald Rockenschaub, Direktor für gesundheitliche Notlagen in der Europäischen Region bei WHO/Europa an. „Eine wirksame RCCE-IM ist von entscheidender Bedeutung, um diese Unterstützung zu gewinnen und die Menschen zum eigenständigen Schutz ihrer eigenen Gesundheit sowie der Gesundheit ihrer Angehörigen zu befähigen.“
„Eine evidenzbasierte RCCE-IM ist ausschlaggebend für eine wirksame Reaktion auf gesundheitliche Notlagen, um die Gesundheit zu schützen und Menschenleben zu retten“, erklärte Cristiana Salvi, Regionalbeauftragte für Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung bei WHO/Europa. „Mit diesem fachlichen Beirat erhält das WHO-Regionalbüro für Europa Zugang zu einem Fundus an Wissen und Erfahrungen darüber, welche RCCE-IM-Strategien und -Maßnahmen am besten funktionieren, und zwar aus allen 53 Mitgliedstaaten in Europa und Zentralasien.“
Die 20 Mitglieder des Beirats wurden nach einer offenen Ausschreibung für Experten im Jahr 2022 am 15. Februar 2023 vom Regionaldirektor für eine Amtszeit von zwei Jahren ernannt. Sie vertreten 18 verschiedene Länder aus der gesamten Region und umfassen Fachleute aus dem Bereich RCCE IM von nationalen Instituten für öffentliche Gesundheit sowie zivilgesellschaftlichen Organisationen wie auch Wissenschaftler und Forscher.
Das zentrale Mandat des Beirats besteht darin, WHO/Europa bezüglich des aktuellen Stands des Wissens im Hinblick auf Forschung, Analyse und Innovationen sowie vorbildliche Praktiken mit Bezug zu RCCE-IM zu beraten sowie dazu, wie dies für die Gestaltung, Umsetzung und Evaluation entsprechender Strategien und Maßnahmen im gesamten Notfallzyklus genutzt werden könnte.
Auf der ersten Tagung des Beirats am 26. und 27. April in Kopenhagen erörterten die Mitglieder RCCE-IM-Strategien und -Maßnahmen für die anhaltenden Notlagen wie COVID-19, mpox und die humanitäre Reaktion auf den Krieg in der Ukraine und die Erdbeben in der Türkei. Darüber hinaus werden sie einen längerfristigen Kapazitätsaufbau im Bereich RCCE-IM sowie die Vorsorge für künftige Notlagen diskutieren.