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Abdyjapar hilft mobilen Impfteams bei der Organisation von Impfmaßnahmen für die Mitglieder seiner Gemeinschaft
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Gemeindevorsteher aus Kirgisistan richtet dringenden Appell an die Menschen in seinem Dorf: Lassen Sie sich impfen

27 February 2023
Pressemitteilung
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Abdyjapar Safarbekov lebt seit über 17 Jahren mit seiner Familie in Ak-Jar, einer grobgehauenen Siedlung auch novostroika genannt. Das Dorf besteht aus 1900 Haushalten mit 5600 Einwohnern und liegt zusammen mit 47 anderen im Jahr 2005 errichteten Siedlungen an den äußeren Stadtgrenzen von Bischkek, der Hauptstadt Kirgisistans. 

Wie Tausende andere kirgisische Bürger betrachtet Abdyjapar sich als einen Binnenmigranten. Er zog aus wirtschaftlichen Gründen in die Hauptstadt, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Bischkek und Osch sind beliebte Ziele für Binnenmigranten, die Meldungen zufolge rund 35 % der Bevölkerung Bischkeks ausmachen. Die meisten von ihnen leben in informellen Siedlungen rund um Bischkek, was bedeutet, dass ihre Zahl möglicherweise höher ist als offiziell gemeldet. 

Abdyjapar zufolge hat er Schwierigkeiten, Zugang zu Gesundheits- und Sozialleistungen zu erhalten. Bedingt ist dies durch ein Registrierungssystem namens propiska, in dem Migranten sich registrieren müssen, um öffentliche Leistungen wie Gesundheitsversorgung, Wasser, Bildung und Energie zu erhalten.

Um sich in der Stadt anmelden zu können, brauchen Binnenmigranten einen Rechtsstatus für ihre Häuser und müssen zusätzliche Formulare ausfüllen, was ein kostspieliger und zeitaufwändiger Prozess ist, insbesondere angesichts prekärer, saisonaler oder Teilzeitbeschäftigung. 

Impfungen werden durch sozioökonomische Herausforderungen erschwert 

Abdyjapar wurde im letzten Jahr zum Dorfvorsteher gewählt, um die sozioökonomischen Schwierigkeiten seiner Gemeinschaft zu lösen. Neben anderen Aktivitäten in dieser Rolle ist er auch aktiv um die Förderung von COVID-19- und anderen Routineimpfungen unter den Dorfbewohnern bemüht. Er betont: „Ich bin der Überzeugung, dass Impfungen Leben retten können.“ 

Er fährt fort: „Die Impfskepsis in Zusammenhang mit COVID-19 war angesichts der ganzen Gerüchte und Fehlinformationen rund um die Impfstoffe eine große Herausforderung. Die Zögerlichkeit erklärt sich zum Teil aus gewissen Mythen, wie etwa, dass die Pandemie nur eine ausländische Verschwörung sei. Doch die Skepsis beruht auch auf kulturellen und religiösen Überzeugungen.“ 

Um Mythen und Fehlinformationen entgegenzuwirken, bezieht Abdyjapar auch religiöse Führer mit ein und bittet sie, in ihren Predigten zur Bewusstseinsförderung beizutragen und so Zweifel und Ängste auszuräumen. Nach einem eingehenden Gespräch mit Impfverweigerern über die Bedeutung von Impfungen für ihre allgemeine Gesundheit stimmen die Dorfbewohner üblicherweise zu und lassen sich impfen. 

Darüber hinaus hat Abdyjapar mobilen Impfteams dabei geholfen, Impfmaßnahmen für die Mitglieder seiner Gemeinschaft zu organisieren, und ermutigt die Menschen dazu, diese Gelegenheit zu nutzen und sich gemäß dem nationalen Impfplan sowie gegen COVID-19 impfen zu lassen. 

Mobile Impfteams tragen dazu bei, den Zugang zu Impfmaßnahmen zu verbessern

Mit fachlicher Hilfe vonseiten der WHO haben die Gesundheitsbehörden in Kirgisistan mobile Impfteams eingerichtet, um den Zugang zu Impfmaßnahmen und COVID-19-Impfungen während der Pandemie für Menschen in abgelegenen, schwer zu erreichenden Siedlungen sowie für Kinder von Binnenmigranten in großen städtischen Siedlungen wie Ak Jar zu verbessern. 

Die mobilen Impfteams haben entscheidend dazu beigetragen, Lücken bei der Durchimpfung infolge der Unterbrechung von Routineimpfungen während der Pandemie zu schließen, und zwar sorgfältig zugeschnitten auf die Bedürfnisse der jeweiligen Bevölkerungsgruppen. 

So haben die mobilen Impfteams etwa im Zeitraum zwischen Mai und Dezember 2020 insgesamt 155 003 Menschen geimpft, darunter 80 153 Kinder unter einem Jahr gemäß dem nationalen Impfplan sowie 18 949 Erwachsene mit dem Impfstoff gegen Tetanus und Diphtherie. 

Im Jahr 2021 führten die Teams sechs Runden mobiler Impfmaßnahmen durch und impften weitere 171 161 Menschen, darunter 158 047 Kinder unter 16 Jahren. Zudem verabreichen die mobilen Teams Impfungen gegen COVID-19. 

Eine Unterbrechung von Impfmaßnahmen, selbst für kurze Zeit, kann zu einer Häufung anfälliger Einzelpersonen und einer größeren Wahrscheinlichkeit von Ausbrüchen impfpräventabler Krankheiten führen. Solche Ausbrüche können zu schweren Krankheits- und Todesfällen führen und eine stärkere Belastung der durch den COVID-19-Ausbruch ohnehin schon strapazierten Gesundheitssysteme zur Folge haben. 

Kontrollbesuche zur Verbesserung des Verständnisses der kommunalen Bedürfnisse

Seit Beginn der Pandemie hat das WHO-Länderbüro in Kirgisistan zusammen mit dem Republikanischen Zentrum für Immunprophylaxe regelmäßige Kontrollbesuche im ganzen Land durchgeführt, um in abgelegenen Gebieten sowie für Bezirksimmunologen und Anbieter öffentlicher Gesundheitsleistungen fachliche Unterstützung zu leisten, um so die Planung der Arbeit der mobilen Teams zu verbessern und Rückmeldung von vor Ort tätigen Fachkräften bezüglich ihres Bedarfs zu erhalten. 

In diesem Rahmen stellten die Kontrollteams zum Beispiel fest, dass während den mobilen Impfmaßnahmen im praktischen Einsatz alle erforderlichen Maßnahmen zur Infektionsprävention und -bekämpfung streng befolgt wurden. Darüber hinaus wurden sämtliche mobilen Impfteams mit Desinfektionsmittel, persönlicher Schutzausrüstung und Erste-Hilfe-Kits ausgestattet, die von Gavi, die Impfallianz für COVID-19-bezogene Aktivitäten finanziert wurden.

Abdyjapar dankt der WHO und anderen Partnern für die Organisation der mobilen Impfteams. „Ich bin unseren Gesundheitsfachkräften sehr dankbar für ihre harte Arbeit und ihr Engagement. Viele Menschen wissen Ihre Anstrengungen wirklich zu schätzen, und ich bin äußerst dankbar, dass wir solch selbstlose Menschen wie Sie an vorderster Front haben“, erklärt Abdyjapar.