„Digitale Lösungen zur Verringerung von Gesundheitsrisiken infolge der COVID-19-Infodemie“ lautet der Titel eines neuen Kurzdossiers von WHO/Europa, in dem ein gesamtgesellschaftlicher Ansatz gefordert wird, um die Reaktion des öffentlichen Gesundheitswesens auf die COVID-19-Infodemie zu verbessern und eine bessere Vorsorge für künftige gesundheitliche Notlagen zu gewährleisten. In den nachstehenden Fragen und Antworten geht es um die wichtigsten Fragen, mit denen sich das Kurzdossier befasst, und werden einige der darin vorgeschlagenen politischen Erwägungen dargelegt.
1. Was ist eine Infodemie und warum hat sie während der COVID-19-Pandemie so großen Schaden angerichtet?
Eine Infodemie – oder eine informationsbezogene Epidemie – wird definiert als eine Informationsflut mit teilweise falschen oder irreführenden Informationen, die während einer Notlage in digitalen wie auch physischen Umfeldern verbreitet werden.
Dies wurde insbesondere während der COVID-19-Pandemie zu einem akuten Problem, da durch falsche oder irreführende Informationen die Wirkung evidenzbasierter Gegenmaßnahmen, die von Regierungen und Gesundheitsbehörden zur Eindämmung der Pandemie ergriffen wurden, erheblich verringert wurde. Die Exposition gegenüber falschen Informationen – sowohl online als auch offline – wurde mit erhöhten Gesundheitsrisiken infolge von schädlichen Verhaltensweisen, wie der Nutzung von unerprobten, unwirksamen Behandlungsmethoden und das Nichteinhalten der empfohlenen Schutzmaßnahmen (u. a. Impfungen und das Tragen von Schutzmasken) in Zusammenhang gebracht. Die durch die COVID-19-Infodemie hervorgerufene Verwirrung hat zudem zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit und des emotionalen Wohlbefindens sowie zu einem Verlust an Vertrauen in das Gesundheitswesen geführt.
2. Welches sind die wichtigsten digitalen Lösungen, die in dem Kurzdossier identifiziert werden, und warum sind sie für die Reaktion auf die Infodemie so wichtig?
Die sozialen Medien und das Internet wurden häufig genutzt, um eine Flut an falschen und irreführenden Informationen zu COVID-19 zu verbreiten. Gleichzeitig stellen sie die Schlüsselräume dar, die Lösungen bereithalten und in denen diese Lösungen umgesetzt werden können. Es wurden verschiedene digitale Innovationen entwickelt, um auf die Infodemie zu reagieren, darunter etwa:
- Mechanismen für die Überprüfung von Fakten sowie die Berichterstattung über und das Entlarven von Falschinformationen;
- Social-Listening-Tools (Tools für die Überwachung der Reaktionen von Nutzern auf relevante Themen auf Social-Media-Plattformen) ergänzt durch künstliche Intelligenz (AI);
- Überwachungsprogramme, Initiativen zur Koordination mehrerer maßgeblicher Akteure und nationale Regulierungsrahmen, die die Grundsätze der Meinungsfreiheit achten; und
- Interventionen zur Verbesserung der digitalen Gesundheitskompetenz, um den Menschen dabei zu helfen, Falschinformationen zu erkennen, und ihre Fähigkeit zu verbessern, diese zu entlarven (auch als „Inokulation“ bezeichnet).
3. Wer sollte in die Reaktion auf die Infodemie einbezogen werden?
Die Umsetzung digitaler Lösungen im Kampf gegen die Infodemie erfordert einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz. Dieser umfasst die Kooperation mit allen Menschen, von der Öffentlichkeit bis hin zu Social-Media-Plattformen, dem Bereich der Informationstechnologie, der Gesundheitspolitik, Faktencheckern und zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie Organisationen der Vereinten Nationen. Das gemeinsame Ziel besteht darin, die Reaktion des öffentlichen Gesundheitswesens in der Europäischen Region der WHO auf die COVID-19-Infodemie sowie die Vorsorge für künftige gesundheitliche Notlagen zu verbessern.
4. Was unternimmt die WHO im Kampf gegen die Infodemie in der Europäischen Region und weltweit?
In Reaktion auf die Infodemie hat die WHO weltweit und auf Ebene der Region eine Reihe unterschiedlicher Initiativen gestartet. In der Europäischen Region sind diese in den Bereichen der Risikokommunikation und der Bürgerbeteiligung verankert (so etwa die Überwachung und Reaktion auf Infodemie-Signale, die mit einem hohen Risiko verbunden sind, durch entsprechende Online- und Offline-Systeme). Die Initiativen verknüpfen dabei die Themen digitale Gesundheit (etwa in Form des Aufbaus von Kapazitäten für elektronisches Lernen in nationalen Gesundheitsbehörden) und verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse.
Das Kurzdossier erläutert, wie WHO/Europa operationelle und politische Erwägungen zur Unterstützung der und in enger Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten und anderen subnationalen und internationalen staatlichen wie auch nichtstaatlichen Akteuren umsetzt.
Konkrete Beispiele für diese Bemühungen umfassen etwa die Entwicklung von Strategien für die digitale Kommunikation, von mobilen Apps zur Verbreitung korrekter Gesundheitsinformationen, von auf AI gestützten Innovationen zur Verfolgung von Gerüchten, Einholung von Feedback aus der Gemeinschaft und die Zwecke des Social Listening, die Organisation von Schulungen, Veranstaltungen und Konferenzen zur Bekämpfung der Infodemie, die Durchführung von Umfragen zum Zwecke des Social Listening und zur Erhebung von verhaltensbezogenen Erkenntnissen, die Einführung von Mechanismen zur Verfolgung von Gerüchten und zur Faktenüberprüfung in mehreren Sprachen sowie die Einrichtung von Partnerschaften mit Social-Media- und Internetunternehmen. Mit dieser Publikation wird dieser Liste ein weiteres wertvolles Tool hinzugefügt.
5. Welche Erwägungen schlägt WHO/Europa vor, um die Mitgliedstaaten bei der Verbesserung ihrer Reaktion auf die Infodemie zu unterstützen?
Das Kurzdossier enthält eine Liste politischer Erwägungen für sämtliche maßgeblichen Akteure, darunter etwa die Stärkung von sich aus einer Vielzahl von Akteuren zusammensetzenden Netzwerken für die Bekämpfung der Infodemie, die Stärkung der allgemeinen Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung, die kontinuierliche Überwachung schädlicher und falscher Inhalte im Internet, die Verbesserung von Ansätzen zur Förderung der digitalen Kompetenz und die Organisation von Schulungen zur Bekämpfung der Infodemie sowie das aktive Eintreten für die Bekämpfung der Infodemie und für politische Veränderungen, um Online-Plattformen für die Nutzer sicherer zu machen.