Einer aktuellen gemeinschaftlich durchgeführten Studie von WHO/Europa zum Gesundheitsverhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter (HBSC-Studie) zufolge hat sich die Pandemie im Jahr 2022 negativ auf die Beziehungen ungarischer Jugendlicher zu Freunden und Familie sowie auf ihre Gesundheit und psychische Gesundheit ausgewirkt.
Zunehmende Gesundheitsbeschwerden
Die Studie stellte fest, dass die Zahl der Jugendlichen, die eigenen Angaben zufolge nach Beginn der COVID-19-Pandemie mit multiplen Gesundheitsbeschwerden zu kämpfen hatten, erheblich gestiegen ist. Am ausgeprägtesten war der Anstieg bei den 13-Jährigen, bei denen die Prävalenzraten von 33,1 % auf 50,3 % stiegen.
Im Jahr 2022 stieg der Anteil der 11–15-Jährigen, die eigenen Angaben zufolge mit multiplen Gesundheitsbeschwerden zu kämpfen hatten, im Vergleich zu 2018 um 13,8 %. Während sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen ein Anstieg bei multiplen Gesundheitsbeschwerden zu verzeichnen war, war dieser bei Mädchen sehr viel deutlicher: im Zeitraum zwischen 2010 und 2022 stieg ihr Anteil von 37,1 % auf 62,2 %, während bei Jungen im gleichen Zeitraum ein Anstieg von 28,7 % auf 39,4 % verzeichnet wurde.
„Im Zeitraum zwischen 2018 und 2022 verzeichneten wir einen außergewöhnlichen Anstieg bei multiplen Gesundheitsbeschwerden“, erklärt Dr. Zsofia Meszner, Fachärztin für Infektiologie und leitende Sachverständige im Nationalen Heim Pal-Institut für Kinderheilkunde. „Diese Beschwerden lassen sich auf die Infektion selbst, die Folgen der aufgrund von COVID ergriffenen Maßnahmen und den beschränkten Zugang zur Gesundheitsversorgung während der Pandemie zurückführen. Die Daten unterstreichen die Notwendigkeit einer Bereitstellung von Angeboten im Bereich der psychischen Gesundheitsversorgung, der Notversorgung für Long-COVID-Patienten und von anderen Beratungsangeboten angesichts der anhaltenden Auswirkungen der Pandemie auf das seelische Wohlbefinden.“
Verringerte Lebenszufriedenheit und Gesundheit
Die Studie stellte zudem fest, dass die COVID-19-Pandemie sich erheblich auf die Lebenszufriedenheit und die Gesundheit von Jugendlichen ausgewirkt hat.
Im Zeitraum zwischen 2018 und 2022 ging die Lebenszufriedenheit ungarischer Schüler im Alter zwischen 11 und 15 Jahren zurück. Sie verringerte sich mit zunehmendem Alter, und Jungen schienen mit ihrem Leben zufriedener zu sein als Mädchen.
Was die Gesundheit angeht, ging der Anteil der ungarischen Schüler im Alter zwischen 11 und 15 Jahren, deren Gesundheit eigenen Angaben zufolge ausgezeichnet ist, über die Jahre deutlich zurück. Zwischen 2014 und 2022 fiel diese Zahl um fast 12 Prozentpunkte, von 31,5 % auf 19,7 %.
Nur 16,1 % der 13-Jährigen und 17,2 % der 15-Jährigen gaben an, ausgezeichneter Gesundheit zu sein. Bei den 11-Jährigen waren es im Vergleich dazu 25,7 %.
Die Daten deuten zudem auf einen Rückgang der Gesundheitswahrnehmung bei beiden Geschlechtern hin, wobei Mädchen einen deutlicheren Rückgang von 22,4 % im Jahr 2018 auf 14,8 % im Jahr 2022 verzeichneten, während der Anteil bei Jungen von 30,5 % im Jahr 2018 auf 24,8 % im Jahr 2022 sank.
Diese Trends können durch unterschiedliche Faktoren bedingt sein, wie etwa Veränderungen der Lebensgewohnheiten, die zunehmende Prävalenz chronischer Erkrankungen oder eine Infektion mit COVID-19.
„Überraschenderweise scheinen jüngere Kinder weniger anfällig für die negativen Auswirkungen der Pandemie auf Gesundheit und Wohlbefinden zu sein, sicher zum Teil bedingt durch die Tatsache, dass sie von den Bildungsbehörden beim Zugang zu Präsenzunterricht bevorzugt wurden“, erklärt Dóra Eszter Várnai, Vertreterin des ungarischen Forschungsteams bei der HBSC-Studie. „Ältere Schüler hingegen, die über längere Zeit zu Hause bleiben mussten, waren durch den Mangel an Interaktion mit ihren Mitschülern stärker betroffen. Diese Daten verdeutlichen auch, dass schulische Umfelder einzigartige Möglichkeiten zur Förderung von Gesundheit und psychischer Gesundheit bieten.“
Weniger Unterstützung von Familien und Gleichaltrigen
Die Daten deuten darauf hin, dass Jugendliche weniger Unterstützung von ihren Familien erhalten. Der Anteil der 11–15-Jährigen, die sich eigenen Angaben zufolge von ihren Familien stark unterstützt fühlten, ging von 82,0 % im Jahr 2018 auf 77,1 % im Jahr 2022 zurück, was einem Rückgang um 4,9 Prozentpunkte entspricht. Jungen berichteten von einer stärkeren familiären Unterstützung als Mädchen: bei ihnen lag der Anteil der sich stark unterstützt Fühlenden bei 80,9 % gegenüber 73,3 % bei Mädchen; gleichzeitig nahm die familiäre Unterstützung mit zunehmendem Alter ab.
„Während die Pandemie in den meisten Ländern allgemein positive Auswirkungen auf familiäre und gleichaltrige Beziehungen hatte, sticht Ungarn als ein Sonderfall heraus. Es bedarf eines tieferen Verständnisses dieses konkreten Ergebnisses, um die Bewältigungsmechanismen und die Widerstandsfähigkeit von Familien in Reaktion auf derartige Herausforderungen zu verbessern“, fügt Dóra Eszter Várnai hinzu.
Jugendliche gaben zudem an, weniger emotionale Unterstützung von Gleichaltrigen und Freunden zu erhalten: der Anteil der Jugendlichen, die sich eigenen Angaben zufolge emotional unterstützt fühlen, sank zwischen 2018 und 2022 um fast 5 Prozentpunkte von 76,5 % auf 72,0 %. Mädchen berichteten dabei von einer besseren Unterstützung vonseiten Gleichaltriger als Jungen.
Unterstützungsmaßnahmen für Kinder und Familien
Unterschiedliche staatliche und nichtstaatliche Organisationen und Fachkräfte, darunter auch das nationale Gesundheitssystem, unterstützen Kinder und Familien, die mit negativen Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen haben.
Die ungarische Regierung hat proaktive Schritte unternommen, um durch die Umsetzung einer Reihe umfassender Maßnahmen die Herausforderungen anzugehen, mit denen Familien konfrontiert sind. Hierzu zählen etwa verstärkte Unterstützung für Familien, Hilfe bei der Kinderbetreuung, finanzielle Hilfen und schulische Unterstützung.
UNICEF Ungarn und die Eötvös Loránd-Universität haben eine Datenerhebung sowie Präventions- und Interventionsmaßnahmen initiiert, um die Folgen für die psychische Gesundheit zu bewältigen. Darüber hinaus hat UNICEF Ungarn in Grund- und weiterführenden Schulen ein kurzes Interventionsprogramm für die psychische Gesundheit gestartet.
Medizinische Fachkräfte und Fachkräfte für psychische Gesundheit in Ungarn haben in Kinderkliniken und Krankenhäusern eine Notfallversorgung für Patienten mit dem Post-COVID-Syndrom eingerichtet, um die physischen und psychischen Folgen von Symptomen von Long COVID bei Kindern zu behandeln.