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Ein Leben wieder zusammensetzen: Stacies Genesung nach einem Schlaganfall und die Macht des Schreibens

28 October 2024
Pressemitteilung
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Stacie Broek erinnert sich noch an den ersten Schock: „Ich konnte nicht laufen, sprechen oder selbständig essen“, erinnert sie sich. Auf einfache Fragen, z. B. was sie zu Mittag essen wollte, konnte sie nur mit einem einzigen Wort antworten: „Eins. Eins. Eins.“ 

Das war der Anfang von Stacies langer Geschichte als Schlaganfall-Überlebende. Ihr Schlaganfall wurde durch eine Dissektion der Halsschlagader verursacht, eine gefährliche Erkrankung, die in jedem Alter auftreten kann. Es kam aus heiterem Himmel, als Stacie 46 Jahre alt war, mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Japan lebte und ein erfülltes und gesundes Leben führte. Das war 2019, kurz vor der COVID-19-Pandemie.

„Mein Körper ließ mich einfach im Stich. Das hat mir das Gefühl der Sicherheit genommen und mein Leben bedroht“, erinnert sie sich. 

Nach dem Schlaganfall und der sofortigen lebensrettenden Gehirnoperation kehrten Stacie und ihre Familie in die Schweiz zurück, wo sie seitdem leben. Dort halfen ihr die Leidenschaft für das Schreiben, aber auch die Unterstützung und das Vertrauen ihrer Therapeuten, ihre Krankheit zu überwinden.

Wieder laufen und lesen lernen

Vor dem Schlaganfall war Stacie als Autorin tätig, was die Agraphie (der Verlust der Schreibfähigkeit) und die rezeptive Sprachstörung noch schlimmer machte. Dies war nicht nur körperlich schwer zu bewältigen, sondern auch psychisch und emotional eine Herausforderung für sie und ihre Familie. 

Nach einiger Zeit fand Stacie eine Quelle der Inspiration, die ihr die Kraft und Motivation zum Weitermachen gab. „Ich bin fest überzeugt, dass meine Leidenschaft für das Schreiben mich gerettet hat. Nach dem Schlaganfall konnte ich weder sprechen noch schreiben. Aber durch diese Leidenschaft für das Schreiben war ich komplett auf die Notwendigkeit der Genesung konzentriert“, erklärt sie.

Bei Stacies Genesung ging es nicht nur darum, ihre körperlichen Fähigkeiten wiederzuerlangen, sondern auch um die Rückgewinnung ihrer Identität, ihrer kreativen Stimme und ihrer Bestimmung. Sie musste sich neu erfinden – als Autorin, die sich mit dem Thema Schlaganfall und den Techniken befasst, die zur Verbesserung der körperlichen und psychischen Gesundheit von Schlaganfall-Überlebenden beitragen können. Doch vor Beginn dieser Reise musste sie erst wieder lernen, wie man isst, geht und spricht. 

Während des ersten Jahres ihrer Genesung verbrachte sie mehr als 1000 Stunden mit verschiedenen Therapien, von Physiotherapie bis hin zu Terminen bei Psychologen. Auch jetzt macht Stacie noch fast jeden Tag ihre Sprachtherapie und läuft weiterhin Langstrecken, um ihren Körper fit zu halten und ihre Konzentration zu stärken.

Der Weg zur Genesung: jede Patientin hat einen Traum

Stacies Weg zur Genesung war voller Hindernisse. Neben der Überwindung der körperlichen und psychischen Folgen ihres Schlaganfalls musste sie sich in einem Gesundheitssystem zurechtfinden, das durch die COVID-19-Pandemie belastet war, was ihre Rehabilitation beeinträchtigte. 

Bei einem ihrer Termine nach dem Schlaganfall sagte ihr ein Arzt zum Beispiel: „Sie können gehen, Sie können sprechen. Warum geben Sie sich nicht einfach damit zufrieden?“ Eine Aussage, die sie fassungslos machte. Natürlich war Stacie dankbar, dass sie diese Fähigkeiten wiedererlangt hatte, aber in ihren Augen war das erst der Anfang des Rehabilitationsprozesses. Sie hatte größere Ambitionen und den Wunsch, ihr Selbstwertgefühl vollständig zurückzugewinnen.

„Jeder Patient hat seinen eigenen Weg, der von seinen persönlichen Zielen, Leidenschaften und Träumen geprägt wird“, sagt sie. Dieses Verständnis steht bei ihrer Forderung nach einem stärker patientenorientierten Gesundheitssystem im Mittelpunkt. Sie ist der Meinung, dass bessere gesundheitliche Resultate möglich wären, wenn Ärzte und andere Gesundheitsberufe mehr Zeit hätten, die individuellen Ziele jedes einzelnen Patienten zu verstehen.

Stacie brauchte eine Weile, um den für sie passenden Weg zur Genesung zu finden. Eine große Hilfe war die Sprachtherapie mit einem Spezialisten, der selbst eine traumatische Hirnverletzung erlitten hatte. „Das Vertrauen, das mein Therapeut in mich setzt, ist eine rettende Gnade. Er weiß, was in mir vorgeht, und hat es geschafft, mich all die Jahre zu motivieren.“

 

Senkung des Schlaganfallrisikos

Stacies Geschichte erinnert uns eindringlich daran, dass mit der richtigen Unterstützung eine effektive Genesung möglich ist und dass es dafür kein Patentrezept gibt. 

Heute setzt sich Stacie als Autorin für eine bessere Schlaganfallprävention ein und betont die Notwendigkeit eines stärker ganzheitlichen Rehabilitationsansatzes, der die emotionale und persönliche Entfaltung in den Mittelpunkt stellt. Ihre wirkliche Genesung begann, als sie wieder schreiben konnte und damit ihre Stimme und ihre Identität wiederfand. Das war für sie das Entscheidende.

„Wir alle haben das Potenzial, die zerbrochenen Teile wieder zusammenzufügen“, schreibt Stacie in ihrem Buch über die Bewältigung eines Schlaganfalls und den Weg zurück zu einem erfüllten Leben. Für sie haben sich diese verstreuten Teile zu einem neuen Bild zusammengefügt, das ihren Lesern Hoffnung und Kraft gibt, selbst wenn der vor ihnen liegende Weg zu schwierig erscheint.