Das Ausmaß der durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten Flüchtlingskrise wirft wieder einmal ein Schlaglicht auf die Not von Flüchtlingen und die Hilfsmaßnahmen der Nachbarländer zu ihrer Unterstützung. Doch selbst die belastbarsten nationalen Surveillance-Systeme im öffentlichen Gesundheitswesen sind oft nicht dafür gerüstet, in einer Flüchtlingskrise die Aufgaben von Frühwarn- und Reaktionssystemen (EWAR) wahrzunehmen.
Um den Ländern hierbei behilflich zu sein, haben WHO/Europa und das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) einen neuen Bericht mit dem Titel „Aufgaben von Frühwarn- und Reaktionssystemen bei akuten gesundheitsrelevanten Ereignissen in Aufnahmeländern von Flüchtlingen“ veröffentlicht, der zur Überzeugungsarbeit und zur schnellen Einschätzung der Lage dient und für die Einsatzkräfte im Bereich der öffentlichen Gesundheit in den Aufnahmeländern von besonderem Nutzen ist.
Heather Papowitz, Vorfallmanagerin der WHO für die Notlage in der Ukraine, erklärt dazu: „Wir arbeiten seit Beginn des Krieges in der Ukraine eng mit den Aufnahmeländern zusammen und sind uns der Notwendigkeit einer Verbesserung der Überwachungssysteme für gesundheitsrelevante Ereignisse bewusst.“
In dem neuen Bericht wird anerkannt, dass Flüchtlinge oft anfälliger für dringende Erkrankungen sind als die ortsansässige Bevölkerung und dass sie aufgrund der Beeinträchtigung ihrer Lebensbedingungen vor und während der Flucht zusätzlichen Risiken ausgesetzt sind. Beengte Verhältnisse in Aufnahmezentren, insbesondere in Einrichtungen mit unzureichender Hygiene, bringen auch ein erhöhtes Risiko für Infektionskrankheiten mit sich; außerdem haben Flüchtlinge häufig Schwierigkeiten beim Zugang zur Gesundheitsversorgung in ihren Aufnahmeländern.
Frau Papowitz fügt hinzu: „Anstatt neue Surveillance-Strukturen zur Unterstützung der Flüchtlinge vorzuschlagen, werden in dem Bericht Möglichkeiten für eine Stärkung der Kernkapazitäten im Bereich Frühwarn- und Reaktionssysteme und für eine ordnungsgemäße Überwachung von Epidemierisiken untersucht, die eine zeitnahe Entdeckung und Reaktion ermöglichen sollen, insbesondere in Situationen, in denen neu geschaffene Gesundheitseinrichtungen für Flüchtlinge eine Bewertung im Bereich EWAR, eine Ausweitung oder eine Anbindung an bereits vorhandene Systeme benötigen.“
In dem Bericht werden auch wichtige Werkzeuge und Technologien im Bereich EWAR aufgezeigt, die bei der WHO und beim ECDC vorhanden sind. Ferner enthält er eine Liste der einschlägigen Anleitungen, Beschreibungen internationaler Berichterstattungsprotokolle in den Bereichen EWAR und Surveillance sowie der Möglichkeiten zur Unterstützung der Länder durch WHO und ECDC bei der Bewertung im Bereich EWAR.