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Neuer Leitfaden von WHO/Europa soll primäre Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen unterstützen

30 March 2022
Pressemitteilung
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WHO/Europa hat seinen ersten „Leitfaden für die primäre Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen“, ein umfassendes Handbuch für Ärzte, Pflegekräfte und andere Gesundheitsfachkräfte, die für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen in der primären Gesundheitsversorgung zuständig sind, veröffentlicht. 

Der Leitfaden, der im Rahmen einer von dem WHO-Büro für Versorgungsqualität in Athen und dem griechischen Gesundheitsministerium gemeinsam ausgerichteten Veranstaltung vorgestellt wurde, stellt eine Antwort auf die Forderung der Länder nach einer Umgestaltung der primären Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen dar.

„Die primäre Gesundheitsversorgung ist der inklusivste, effektivste und effizienteste Ansatz zur Förderung sowohl der körperlichen als auch der psychischen Gesundheit. Dies gilt für alle Bevölkerungsgruppen, insbesondere aber Kinder und Jugendliche“, erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. 

„Leider sieht die Realität aber so aus, dass die in unseren Ländern für Kinder und Jugendliche verfügbaren Angebote der primären Gesundheitsversorgung nicht immer optimal sind. Dieser Leitfaden soll die Leistungsanbieter in die Lage versetzen, das Versprechen einer hochwertigen primären Gesundheitsversorgung für Kinder und Jugendliche einzuhalten – sowohl in der Europäischen Region der WHO als auch darüber hinaus.“

Abbau von Ungleichheiten

Obwohl die primäre Gesundheitsversorgung in Gemeinschaften in allen Teilen der Europäischen Region einen Eckpfeiler der Gesundheitsversorgung darstellt, entspricht sie nicht immer den standardmäßigen Anforderungen. Allzu oft verfügen Leistungsanbieter nicht über das nötige Wissen und die nötigen Ressourcen, um eine evidenzbasierte Gesundheitsversorgung anzubieten, die im besten Interesse des betreffenden Kindes oder Jugendlichen ist. 

Der neue Leitfaden zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen, indem er Empfehlungen für die Behandlung und den richtigen Zeitpunkt für die Überweisung von Kindern und Jugendlichen mit häufigen Beschwerden und Erkrankungen zusammenfasst. Darüber hinaus enthält er Informationen, anhand derer Leistungsanbietern der primären Gesundheitsversorgung die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit langfristigen, die Behandlung durch einen Facharzt erfordernden Erkrankungen und Krankheiten ermöglicht werden soll. 

Schwerpunkte des Leitfadens sind evidenzbasierte Praktiken und die Prävention. So soll gewährleistet werden, dass Kinder und Jugendliche die Versorgung erhalten, die sie benötigen, und gleichzeitig unnötige Behandlungen und Krankenhauseinweisungen verhindert werden.

„In Griechenland sind wir in der glücklichen Lage, insbesondere in Großstädten über viele Kinderärzte zu verfügen, doch wir haben auch viele entlegene Inseln, auf denen es keine Kinderärzte gibt und wo wir uns bei der Behandlung von Kindern auf jüngere Ärzte und Allgemeinärzte verlassen müssen“, erklärte die griechische Gesundheitsbeauftragte des Ministerpräsidenten im Ministerrang, Dr. Mina Gaga. „Dort wird dieser Leitfaden außerordentlich wertvoll sein.“ 

Verbesserung der psychischen Gesundheit

Angebote der psychischen Gesundheitsversorgung sind in der Europäischen Region in kommunalen Umfeldern und der primären Gesundheitsversorgung oftmals unterentwickelt, unterfinanziert, nicht vorrangig und nicht mit ausreichend Ressourcen ausgestattet. 

Der Leitfaden enthält Informationen darüber, wie sich die psychische Gesundheit aller Kinder fördern lässt, aber auch, wie sich gängige psychische Erkrankungen auf Ebene der primären Gesundheitsversorgung und mit Hilfe von Überweisungen erkennen und behandeln lassen.

Griechenland hat seine Investitionen in die psychische Gesundheitsversorgung erneut verstärkt, u. a. auch durch die Ernennung der Stellvertretenden Gesundheitsministerin Zoe Rapti, die speziell für die psychische Gesundheit zuständig ist. 

„Der nationale Aktionsplan zur Förderung der psychischen Gesundheit in Griechenland steht kurz vor dem Abschluss. Im Mittelpunkt dieses Aktionsplans steht ein Programm für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, das durch die Veröffentlichung und Umsetzung dieses Leitfadens genau zur richtigen Zeit und auf relevante Weise ergänzt wird“, erläuterte Frau Rapti.

Zusammenarbeit mit den Ländern zur Verbesserung der primären Gesundheitsversorgung

Innerhalb der Region treiben Armenien und Rumänien bereits diese wichtigen Aktivitäten voran. Dr. Anahit Avanesyan und Dr. Alexandru Rafila, Gesundheitsminister von Armenien bzw. Rumänien, nahmen virtuell an der Veranstaltung zur Veröffentlichung des Leitfadens teil und begrüßten dieses neue evidenzbasierte Handbuch. 

In ihren Ausführungen erkannten sie seine Rolle bei der Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen in der primären Gesundheitsversorgung in den Ländern an und verkündeten, dass Übersetzungen des Leitfadens ins Armenische und Rumänische schon bald zur Verfügung stehen werden. 

WHO/Europa wird sich gemeinsam mit Partnerorganisationen darum bemühen, die Umsetzung der im Leitfaden ausgeführten Standards in allen Teilen der Europäischen Region und ihre Einbeziehung in Finanzierungsprogramme zu gewährleisten. Ziel ist es, dass der Leitfaden zu Veränderungen in den Gesundheitssystemen beiträgt, durch die diese in die Lage versetzt werden, hochwertige Gesundheitsleistungen für alle Kinder und Jugendliche anzubieten, die sie benötigen. Die Umsetzung der im Leitfaden enthaltenen Empfehlungen erfordert jedoch von allen Ländern ein hohes Maß an Führungskompetenz, Ressourcen und politischer Entschlossenheit.
 
WHO/Europa hat diesen Leitfaden mit Unterstützung der Europäischen Akademie für Pädiatrie (EAP), des Europäischen Verbands der in der primären Gesundheitsversorgung tätigen Kinderärzte (ECPCP), des Europäischen Verbands für Kinderheilkunde/der Union der nationalen europäischen pädiatrischen Gesellschaften und Verbände (EPA/UNEPSA), Ärzte ohne Grenzen (MSF), des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF), des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) und des Weltverbands der Hausärzte (WONCA) entwickelt.