Die Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten und Investitionen in die psychische Gesundheit standen ganz oben auf der Tagesordnung eines in Bischkek (Kirgisistan) durchgeführten Politikdialogs. Diese akteursübergreifende Veranstaltung fand im Rahmen eines Besuchs der Interinstitutionellen Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten (UNIATF) in Kirgisistan statt. Die Teilnehmer einigten sich auf eine starke Partnerschaft zur Unterstützung Kirgisistans bei der Quantifizierung der durch nichtübertragbare Krankheiten verursachten Kosten sowie des Nutzens intensiverer Maßnahmen zu ihrer Prävention und Bekämpfung, sowohl im Gesundheitswesen als auch in der Volkswirtschaft insgesamt.
Ziel des von der WHO und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) gemeinsam organisierten Besuchs war es, ressortübergreifende Daten und Erkenntnisse zu sammeln, um nichtübertragbare Krankheiten und psychische Gesundheit mit nationalen Entwicklungszielen zu verknüpfen, die im Einklang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung stehen. Ein Bericht, der noch in diesem Jahr in Bischkek vorgestellt werden soll, wird Entscheidungsträger in Regierung und Ministerien in die Lage versetzen, überzeugende, evidenzgeleitete Argumente für Investitionen in die Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten vorzubringen, Prioritäten für die Finanzierung besser zu verstehen und in Zukunft Haushaltszuweisungen zu überdenken.
An der Veranstaltung nahmen hochrangige politische Entscheidungsträger aus dem Präsidialamt, dem Parlament, verschiedenen Ministerien, dem Büro des Residierenden Koordinators der Vereinten Nationen in Kirgisistan sowie von Entwicklungsbehörden, Gesundheitsinstituten und zivilgesellschaftlichen Organisationen, aber auch Experten der WHO und Gesundheitsfachkräfte aus dem Land teil.
Wirtschaftliche Analyse der Epidemie der nichtübertragbaren Krankheiten
2017 analysierte die WHO in Zusammenarbeit mit der UNIATF und dem UNDP die durch nichtübertragbare Krankheiten verursachte wirtschaftliche Belastung sowie die Kosten und Vorteile von Investitionen in die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten in Kirgisistan. In dem Bericht wird geschildert, wie durch nichtübertragbare Krankheiten jedes Jahr 250 Mio. US-$ – fast 4 % des Bruttoinlandsprodukts des Landes – verloren gehen und wie sich vorzeitige Todesfälle sowie Krankheit und Behinderung aufgrund nichtübertragbarer Krankheiten auf die sozioökonomische Entwicklung Kirgisistans auswirken.
Dabei wurde festgestellt, dass die Kostenersparnisse durch eine gesündere Bevölkerung die Investitionen, die zur Senkung der Prävalenz nichtübertragbarer Krankheiten erforderlich sind, um das Zwölffache übersteigen. Nichtübertragbare Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und chronische Atemwegserkrankungen und ihre Risikofaktoren (Tabakkonsum, schädlicher Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel) sind für 80 % aller Todesfälle im Land verantwortlich. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass die Wahrscheinlichkeit, vorzeitig (im Alter zwischen 30 und 70 Jahren) an nichtübertragbaren Krankheiten zu sterben, in Kirgisistan bei 28 % liegt.
„Kirgisistan ist wie alle anderen Länder mit einer Epidemie von nichtübertragbaren Krankheiten konfrontiert, die schwerwiegende Auswirkungen auf die Wirtschaft und die öffentliche Gesundheit hat, und das darf nicht hingenommen werden. Ich hoffe, dass die Empfehlungen und Beschlüsse, die aus dem heutigen hochrangigen Politikdialog hervorgehen, uns dabei helfen werden, dieses große Problem mit den nichtübertragbaren Krankheiten zu lösen“, erklärte Dr. Shahin Huseynov, Sonderbeauftragter des Regionaldirektors in Kirgisistan.
Preisverleihung im Bereich digitale Gesundheit in Kirgisistan
Das dem Gesundheitsministerium unterstellte Zentrum für e-Gesundheit wurde für die Ausweitung digitaler Gesundheitsangebote in der primären Gesundheitsversorgung, mit Schwerpunkt auf der Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten, offiziell mit dem Preis der UNIATF und des Sonderprogramms der WHO zur Förderung der primären Gesundheitsversorgung ausgezeichnet.
Die Gewinner wurden am 21. September 2022 auf der jährlichen Tagung der Freunde der Sonderarbeitsgruppe während der Generalversammlung der Vereinten Nationen bekannt gegeben. Die Preise wurden in drei Kategorien vergeben: Gesundheitsministerien (oder einem Gesundheitsministerium unterstellte Behörden); Ministerien (oder staatliche Behörden) außerhalb der Gesundheitspolitik; und nichtstaatliche Akteure (nichtstaatliche Organisationen, wissenschaftliche Institutionen und gemeinnützige Stiftungen).
„Ich glaube, dass diese Auszeichnung ein Symbol für harte Arbeit und damit Motivation für das Team sein wird, effizienter zu werden und die digitale Transformation der e-Gesundheit weiter voranzutreiben", sagte Dr. Bakyt Dzhangaziev, Stellvertretender Gesundheitsminister.
Hintergrund
Die UNIATF wurde 2013 vom Generalsekretär der Vereinten Nationen eingesetzt. Zu den nichtübertragbaren oder chronischen Krankheiten gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, chronische Atemwegserkrankungen und Diabetes. Die Rolle der UNIATF besteht darin, einschlägige Akteure aus dem gesamten System der Vereinten Nationen und aus den nationalen Regierungen zusammenzubringen, um gesamtstaatliche und gesamtgesellschaftliche Ansätze für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten zu entwickeln.
Zu den Aufgaben der UNIATF gehört die Umsetzung des Gemeinsamen Globalen Programms zur Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten mit dem Ziel der Durchführung von Investitionsrechnungen, der Koordinierung gemeinsamer interinstitutioneller Programme und der Unterstützung themenbezogener Arbeitsgruppen. Die WHO fungiert als Sekretariat für die Sonderarbeitsgruppe.