Johannah Jorgensen
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Die französische Stadt Brest bekämpft Ernährungsunsicherheit während der COVID-19-Pandemie

30 October 2020
Pressemitteilung
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Brest wurde 1944 schwer bombardiert, doch danach bald auf eindrucksvolle Weise wieder aufgebaut: mit hohem Anspruch und einer innovativen Zukunftsvision. Jetzt löst die Stadt das Problem der Ernährungsunsicherheit während der Pandemie mit Hilfe eines neuartigen Ansatzes, der in soziale Programme und eine digitale Plattform eingebettet ist.

„In Brest haben wir uns für ein energisches Handeln entschieden, in das alle maßgeblichen Akteure zusammen mit uns eingebunden sind, um zu verhindern, dass diese globale Gesundheitskrise und ihre lokalen Folgen sich auch zu einer schwerwiegenden sozialen Krise auswachsen“, erklärt Bürgermeister François Cuillandre. „Wir haben alle erkannt, wie die Folgen schon jetzt die Schwächsten und Ärmsten unter uns besonders hart treffen. Das Virus ist eine Gefahr für jeden einzelnen von uns. Es gefährdet unser kollektives Handeln, unser Zusammenleben und unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt. Jeden Tag können wir beobachten, wie es für die Anfälligsten unter uns noch weit schwerer ist. Dies verpflichtet uns, unser solidarisches Handeln weiter zu verstärken.“

Während der COVID-19-Pandemie hat Brest die Bereitstellung von Lebensmittel-Notrationen ausgeweitet, indem es ein Überweisungssystem eingeführt hat, mit dem die anfälligsten Personen identifiziert und Lebensmittelgutscheine an ausgewählte Familien verteilt werden, die sie dann in den meisten geöffneten Lebensmittelläden einlösen können.

Trotz der verschiedenen sozialen Programme wurde die Schließung von Märkten zum Problem, da die Verbraucher und die örtlichen Nahrungsmittelproduzenten stark auf Wochenmärkte angewiesen waren. Im Rahmen einer digitalen Plattform wurde eine interaktive Karte mit lokalen Nahrungsmittelerzeugern erstellt, durch die die Bewohner Zugang zu nährstoffreichen Lebensmitteln erhalten. Für jeden Nahrungsmittelerzeuger werden Ort, Lebensmittelangebot, Art der Bestellung, Liefer- bzw. Abholmöglichkeiten und Kontaktinformationen angegeben. Die Karte wird auf ihren Webseiten und in den sozialen Medien verbreitet.

„Das Recht auf eine gesunde Ernährung ist eine gesamtstaatliche Aufgabe“, erklärt Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. „Die Stadt Brest sorgt mit vorausschauenden und wirksamen Maßnahmen für die Ernährungssicherheit ihrer Bürger. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich der Staat während einer nationalen Krise um seine Bürger kümmert.“

Die von der Stadt Brest ergriffenen Maßnahmen zum Schutz der Lebensmittelversorgung während der Pandemie sind Ausdruck ihrer Entschlossenheit, durch das Projet Alimentaire Métropolitain (Kommunales Ernährungsprojekt) allen eine gesunde und nachhaltige Ernährung zu ermöglichen. Das Projekt strebt an, den Zugang zu gesunden und bezahlbaren Lebensmitteln aus lokaler Erzeugung zu verbessern.

Zu den laufenden Initiativen gehören die Schaffung von kommunalen Lebensmittelgärten, die Umstellung auf ökologische Lebensmittel im öffentlichen Sektor (z. B. in Schulkantinen) und die Gründung eines kooperativen Supermarkts. Brest setzt vor allem auf gemeinsame Erzeugung und auf Zusammenarbeit mit der Bevölkerung, etwa durch sog. Konsultations-Picknicks. Die städtischen Programme zielen auch auf andere Querschnittsbereiche ab, die für ein gesundes Umfeld in der Nahrungsmittelerzeugung von Bedeutung sind, etwa Beschäftigung, Wasserqualität und die Reduzierung von Treibhausgasemissionen.

Durch COVID-19 bedingte Beschränkungsmaßnahmen können die Fähigkeit der Bürger, sich gesund zu ernähren, unmittelbar wie auch langfristig beeinträchtigen, doch gezielte Maßnahmen der Städte können in beiden Fällen zur Verringerung derartiger Folgen beitragen. Kommunalbehörden können während der Pandemie den Zugang zu gesunder Ernährung fördern und laufend die Nachhaltigkeit dieser Maßnahmen überprüfen und bewerten, inwiefern sie sich in längerfristige Programme und Konzepte für Ernährung und lokale Lebensmittelerzeugung einfügen lassen.