Lettland hat einen Fahrplan für die Umsetzung neuer Gesetze veröffentlicht, durch die mehr Menschen Zugang zu den von ihnen benötigten Arzneimitteln erhalten sollen. Nach Angaben des lettischen Gesundheitsministeriums sollen die vorgeschlagenen Änderungen, die im Verlauf dieses Jahres umgesetzt werden sollen, die Ausgaben der Menschen für verschreibungspflichtige Arzneimittel um 15–20 % senken, die finanzielle Belastung verringern und Gesundheit und Wohlbefinden verbessern.
Die Erstattung aller erstattungsfähigen Arzneimittel wird deutlich auf mindestens 75 % angehoben, was bedeutet, dass Patienten nur noch höchstens 25 % der Kosten aus eigener Tasche zahlen müssen. Der neue Fahrplan zeigt auf, welche konkreten Schritte das Land bis zu welchem Zeitpunkt unternehmen muss, um dies zu erreichen.
„WHO/Europa begrüßt diese wichtige Errungenschaft in Lettland, die weitgehend mit unseren Empfehlungen zur Verbesserung des Zugangs der Menschen zu Arzneimitteln bei gleichzeitiger Verringerung finanzieller Härten in Einklang steht“, erklärte Karina Zalite, Verbindungsperson der WHO für Lettland. „Die WHO wird dem Land auch weiterhin als konstruktiver Partner zur Seite stehen und das Gesundheitsministerium auf dem Weg zu einer allgemeinen Gesundheitsversorgung im Land unterstützen.“
Bekämpfung der hohen Arzneimittelkosten
Die hohen Arzneimittelkosten in Lettland sind seit langem ein Problem. Verschiedene Faktoren tragen zu diesem Missverhältnis bei, hierzu zählen etwa unterschiedliche Preisaufschläge, Steuersätze und geringere staatliche Mittel für die Erstattung von Arzneimitteln im Vergleich zu Nachbarländern.
Eine der wichtigsten im neuen Fahrplan vorgeschlagenen politischen Änderungen ist die Aufnahme neuer Arzneimittel in die Liste der erstattungsfähigen Arzneimittel. Dies bedeutet, dass die Menschen Zugang zu einer breiteren Palette von Arzneimitteln erhalten, die aus öffentlichen Mitteln finanziert werden. Diese Änderung wird vor allem denjenigen zugute kommen, die bisher mit Hindernissen beim Zugang zu Arzneimitteln und Behandlungen zu kämpfen hatten.
„Dies ist ein wichtiger Meilenstein“, erklärte Dr. Natasha Azzopardi-Muscat, Direktorin der Abteilung Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme der Länder bei WHO/Europa. „Wenn sich mehr Menschen ein breiteres Spektrum an Arzneimitteln leisten können, ohne in finanzielle Not zu geraten, schaffen wir aktiv gesündere Gemeinschaften und Gesellschaften. Gemeinsam mit unseren Arzneimittelexperten und unserem Fachbüro für die Finanzierung von Gesundheitssystemen in Barcelona werden wir weiter mit der lettischen Regierung zusammenarbeiten, damit diese Maßnahmen bald umgesetzt werden können.“
Auch der lettische Gesundheitsminister Dr. Hosams Abu Meri betonte die entscheidende Rolle, die Arzneimittel bei der Verbesserung der gesundheitlichen Resultate spielen. In einer vom Ministerium veröffentlichten Mitteilung äußerte er sich zufrieden mit dem neuen Handlungskonzept und bezeichnete es als „historisches Ereignis“, das sich positiv auf das Land auswirken werde.
Die Umsetzung voranbringen
Das Gesundheitsministerium hat eine mehrstufige Umsetzungsstrategie vorgelegt, die die Entwicklung eines einheitlichen Preismodells für alle verschreibungspflichtigen Arzneimittel und eine Preisobergrenze für verschreibungspflichtige Medikamente vorsieht, die sich an den in Estland und Litauen geltenden Preisen orientieren.
Darüber hinaus wird der Nationale Gesundheitsdienst die Liste der erstattungsfähigen Arzneimittel überprüfen und erweitern und die Erstattungssätze überarbeiten; so werden etwa Arzneimittel, die derzeit zu 50 % erstattet werden, künftig zu 75 % erstattet.
Ferner plant das Ministerium Maßnahmen wie die Verpflichtung für Apotheken mit einem Marktanteil von über 10 %, Arzneimittelvorräte online verfügbar zu machen. Auch der Informationsaustausch über Medikamentenlieferungen und Versorgungsausfälle soll verbessert werden.
Außerdem will das Ministerium die Rolle der Apotheker in der primären Gesundheitsversorgung stärken, indem es die Einführung neuer pharmazeutischer Versorgungsdienste bis zum 1. Juli 2024 prüft. Dies steht im Einklang mit der Forderung von WHO/Europa nach einer nachhaltigeren Politik zur Unterstützung und Stärkung des Gesundheits- und Pflegepersonals.
Angaben des Ministeriums zufolge erhielten im Jahr 2022 705 443 Einwohner Lettlands insgesamt 6 469 362 ärztliche Verschreibungen und der Staat investierte 227,8 Mio. Euro in verschreibungspflichtige Arzneimittel. Gleichzeitig gaben Patienten 255,8 Mio. Euro für verschreibungspflichtige Medikamente aus, die nicht auf der Liste der erstattungsfähigen Arzneimittel standen. Die neuen Maßnahmen sind ein wichtiger Meilenstein, um verschreibungspflichtige Arzneimittel für alle Einwohner Lettlands erschwinglicher und zugänglicher zu machen.