Das WHO-Länderbüro in der Ukraine verwendet in Zusammenarbeit mit nationalen und regionalen Gesundheitsbehörden Tools für Datenerhebung und Erfolgskontrolle, um eine Bestandsaufnahme der Ressourcen im Gesundheitswesen und der Verfügbarkeit von Leistungen zum Zwecke der Gestaltung wesentlicher gesundheitlicher Interventionen in von dem Krieg betroffenen Gebieten durchführen zu können.
Das Kontrollsystem der WHO für die Verfügbarkeit von Gesundheitseinrichtungen und -angeboten (HeRAMS) dient der Erfassung von Informationen über die Funktionalität von Gesundheitseinrichtungen, erlittene Schäden, grundlegende Einrichtungen und die Verfügbarkeit von Leistungen in Bereichen wie der Traumaversorgung und Allgemeinmedizin, der Gesundheit und Ernährung von Kindern, den übertragbaren und nichtübertragbaren Krankheiten, der sexuellen und reproduktiven Gesundheit, der Versorgung von Müttern und Neugeborenen sowie der psychischen Gesundheit und psychosozialen Betreuung.
Die Datenerhebung begann im November 2022 und verdeutlicht, dass die primäre Gesundheitsversorgung in den betroffenen Regionen des Landes weitgehend verfügbar ist, dass aber stärker spezialisierte Leistungen wie Chemotherapie, Mammographie oder der Umgang mit Opioidabhängigkeit in einigen Einrichtungen aufgrund von Personalmangel und fehlenden medizinischen Geräten unterbrochen werden mussten.
Ein hoher Anteil der Gesundheitsleistungen sind funktionsfähig sogar in teilweise beschädigten Einrichtungen zugänglich, vor allem in den Regionen Donezk, Charkiw und Saporischja. Die Daten zeigen außerdem eine hohe Abhängigkeit von der zentralen Strom-, Wasser- und Wärmeversorgung, wobei der Mangel an Ausrüstung ein wesentliches Hindernis für den autonomen Betrieb der Gesundheitseinrichtungen darstellt.
„Das HeRAMS ist unser Sensor vor Ort und erleichtert uns die Anpassung auf dem Weg zu wirksameren gesundheitlichen Hilfsmaßnahmen“, erklärte Laura Lloyd-Braff, Expertin für die Leistungserbringung im Gesundheitswesen beim WHO-Länderbüro in der Ukraine, während eines in diesem Monat abgehaltenen Workshops über die Anwendung des HeRAMS in dem Land. In der Veranstaltung, an der Experten aus dem Gesundheitsministerium und dem staatlichen Gesundheitswesen der Ukraine sowie Vertreter der WHO teilnahmen, wurden Herausforderungen bei der Bereitstellung einer fachärztlichen Versorgung in den am stärksten von dem Krieg in der Ukraine betroffenen Gebieten erörtert.
Der Workshop ging mit einem Schwerpunkt auf der Anwendung von Daten aus dem HeRAMS zur Verbesserung der Arbeit und der Entscheidungsprozesse im Gesundheitswesen zu Ende.
„Die Interpretation von Daten ist ein sehr wichtiger Aspekt unserer Arbeit, und der Workshop bot die Gelegenheit, über die Ergebnisse nachzudenken“, erklärte Aron Aregay, Fachreferent für Informationsmanagement und Risikobewertung beim WHO-Länderbüro in der Ukraine. Die Erhebung, Interpretation und Analyse hochwertiger Daten mit dem Ziel, evidenzbasierte Entscheidungen zu ermöglichen, dient der Tätigkeit der WHO im Rahmen des Europäischen Arbeitsprogramms.
Aregay fügte hinzu: „Ein nach dem Workshop erstellter Bericht soll den maßgeblichen staatlichen Akteuren und den Partnern im Gesundheitswesen insgesamt dabei behilflich sein, sich ein besseres Bild davon zu machen, wie wir die Aufrechterhaltung unentbehrlicher Gesundheitsleistungen in der Ukraine weiter unterstützen können.“
Yuliia Hudyno aus der Region Donezk, eine der Teilnehmerinnen des Workshops, berichtete von ihren Erfahrungen mit der Erfassung von Daten für das Tool HeRAMS: „In unserer Region liegt fast ein Drittel der medizinischen Einrichtungen in Nähe der Front, wo Kampfhandlungen stattfinden. Wir haben drei Monate damit verbracht, Informationen zu sammeln, und jetzt stehen all diese Informationen in einem Paket zur Verfügung. Ich hoffe, dass diese Daten für andere humanitäre Organisationen, die Hilfe leisten, von Nutzen sind. Dann können sie zielgenauer arbeiten und jenen helfen, die wirklich Hilfe benötigen.“
Die zweite Phase der Datenerhebung soll im März 2023 beginnen.
Das Tool HeRAMS wird vom deutschen Gesundheitsministerium (BMG) finanziell unterstützt.