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WHO führt innovatives Virtual-Reality-Schulungstool für Schiffshygieneinspektionen ein

3 January 2024
Pressemitteilung
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Im Rahmen einer viertägigen Weiterbildung in Istanbul wurde von den Schulungsteilnehmern erstmals eine neue digitale Lösung getestet. Das Virtual-Reality-Tool soll zum weiteren Ausbau der Kapazitäten im Bereich der öffentlichen Gesundheit an Häfen und auf Schiffen beitragen.  

Die COVID-19-Pandemie hatte beispiellose Auswirkungen auf den Seeverkehr und zeigte, wie wichtig die Aufrechterhaltung von Kapazitäten im Bereich der öffentlichen Gesundheit an Häfen und auf Schiffen ist. Aufgrund der internationalen Reisebeschränkungen, einschließlich der Schließung von Häfen, war der Zugang zu Häfen, die Schiffe inspizierten und Schiffshygienebescheinigungen ausstellten, stark eingeschränkt. Nachdem die Häfen ihren Betrieb wieder aufgenommen hatten, wurde der Bedarf an geschulten Hafengesundheitsbeamten für die vielen Länder, die diese Kapazitäten entweder durch Personalabbau oder Inspektionsinaktivität bei Inspektionen verloren haben, als Priorität ermittelt. 

Um auf diesen Bedarf einzugehen, organisierte WHO/Europa vom 27. bis 30. November 2023 eine umfassende viertägige Schulung in Istanbul für eine Gruppe von 13 Fachleuten aus Aserbaidschan, Kasachstan und Turkmenistan, die sich aus Hafengesundheitsbeamten und nationalen Ansprechpersonen für die Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) (2005) zusammensetzte.   

Im Rahmen dieser Weiterbildung testeten die Teilnehmer ein neues, von der WHO entwickeltes Virtual-Reality (VR)-Tool, das bei dieser Gelegenheit erstmals vorgestellt wurde. Nachdem das VR-Tool vollständig eingeführt ist, wird es die Ausbildungsstandards im Bereich der Schiffshygieneinspektion anheben. Das Tool wird den über 230 Häfen in der Europäischen Region der WHO zugutekommen, die über entsprechende Kapazitäten für die Bewältigung von gesundheitsrelevanten Ereignissen verfügen, sowie den 41 Vertragsstaaten der IGV mit Häfen, die zur Ausstellung von Schiffshygienebescheinigungen befugt sind. Darüber hinaus wird es dazu beitragen, die Kapazitäten im Bereich der öffentlichen Gesundheit in Häfen und auf Schiffen weiter zu verbessern, die bei der Prävention und Erkennung von sowie Reaktion auf gesundheitsrelevante Ereignisse im Zusammenhang mit dem internationalen Reiseverkehr und Seehandel im Vordergrund stehen. 

Immersive VR-Lösung definiert die Möglichkeiten neu 

Das Projekt ermöglicht es Nutzern, mit realistischen Darstellungen technischer Bereiche des Schiffes zu interagieren und sich mit diesen vertraut zu machen, um gründliche Hygieneinspektionen zu gewährleisten. Bei diesen Inspektionen können Hafengesundheitsbeamte alle Hinweise auf Kontaminationen oder Infektionen sowie andere Risiken für die menschliche Gesundheit in verschiedenen Bereichen, Einrichtungen oder Systemen auf dem Schiff identifizieren und aufzeichnen und gleichzeitig alle erforderlichen Kontrollmaßnahmen verzeichnen, die zur Bewältigung von Risiken für die öffentliche Gesundheit auf Schiffen und zur Eindämmung einer möglichen Ausbreitung über die Häfen ergriffen werden müssen. 

Die VR-Simulationen bieten den Schulungsteilnehmern eine realitätsgetreue Erfahrung. Mit Hilfe spezieller Headsets und Handregler können sie durch ein VR-Schiff gehen, was den zusätzlichen Vorteil bietet, dass Hafeninspektoren und andere in Häfen tätige Fachleute aus der Ferne geschult werden können. Die Simulation hilft ihnen zu lernen, wie man eine umfassende, durchgängige Hygieneinspektion des gesamten Schiffes durchführt, einschließlich der Durchführung von Risikobewertungen und der Interaktion mit dem Kapitän und der Mannschaft. 

Die Schulungsteilnehmer machen sich mit den wesentlichen Schritten vertraut, die vor Beginn einer Inspektion zu unternehmen sind, und lernen durch interaktive Animationen die notwendigen Folgemaßnahmen kennen. Das VR-Erlebnis ermöglicht es den Nutzern, jeden Bereich des Schiffes zu inspizieren, von den Maschinenräumen über die Kabinen bis hin zu den Essbereichen und Umkleideräumen. Diese virtuelle Reise durch die Korridore und Decks des Schiffes mit über 20 akribisch nachgebildeten besuchten Bereichen ermöglicht es den Schulungsteilnehmern, sich vollkommen präsent zu fühlen.  

„Der virtuelle Rundgang beginnt im Büro des Inspektors, wo wir die persönliche Schutzausrüstung auswählen können, die wir bei der Inspektion mitnehmen wollen, und dann gehen wir an Bord, wo wir den Kapitän treffen. Dann gehen wir durch die verschiedenen Bereiche an Bord des Schiffes, von den ,sauberen‘ bis hin zu den ,schmutzigen‘ Bereichen – wir beginnen zum Beispiel im Krankenhaus des Schiffes und gehen dann in den Maschinenraum und die Laderäume. Am Ende führen wir eine Nachbesprechung mit dem Kapitän durch und besprechen die Ergebnisse der Inspektion“, erläutert Kevin Carlisle, fachlicher Leiter des Projekts bei WHO/Europa. 

Eine Reihe von Schulungsinstrumenten 

Die viertägige Schulung in Istanbul war Teil einer Reihe von Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau an Flughäfen, Häfen und Grenzübergängen, die von WHO/Europa zur Verbesserung der Gesundheit an den Grenzen der Region unterstützt werden. Organisiert wurde sie mit Unterstützung der türkischen Generaldirektion für die Gesundheit an Grenzen und Küsten, die die Schulung ausrichtete und den Zugang zu sämtlichen Schulungseinrichtungen ermöglichte, einschließlich eines Kreuzfahrtschiffs im Hafen Galataport in Istanbul. Das Programm kombinierte VR-Simulationen, Lernaktivitäten und Besichtigungen von Schiffen und Häfen. Diese zusätzlichen Aktivitäten boten den Teilnehmern zudem eine wichtige Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch zwischen Aserbaidschan, Kasachstan und Turkmenistan sowie mit Kollegen der türkischen Generaldirektion für die Gesundheit an Grenzen und Küsten.   

Nurtugan Yerubayev, Leiter der Abteilung für die Koordination von Aktivitäten des sanitären Schutzes an der Staatsgrenze des dem Gesundheitsministerium der Republik Kasachstan unterstellten Komitees für nationale Hygienekontrolle und Epidemiebekämpfung, der bereits an früheren Aktivitäten zum Kapazitätsaufbau für Grenzübergangsstellen teilgenommen hatte, erklärte: „Wir waren sehr beeindruckt von der Organisation der Arbeit in den Seehäfen von Istanbul, angefangen beim Passagierterminal, sowie von der Bereitstellung von Dienstleistungen für ankommende Schiffe anhand des Konzepts einer zentralen Anlaufstelle, von digitalen Lösungen für die Überwachung der Bewegung und des Zustands von Schiffen, von Telemedizin für Schiffe und vielem mehr. Unsere Fachleute erhielten praktische und dringend notwendige Kenntnisse über die Durchführung von Hygieneinspektionen auf Schiffen und die Ausstellung von Hygienebescheinigungen.“  

Huseyn Gasimov, Leitender Inspektor des für Sanitär- und Quarantänemaßnahmen zuständigen Dienstes des Staatlichen Zollkomitees der Republik Aserbaidschan, erklärte: „Die Virtual-Reality-Ausrüstung war eine völlig neue Entdeckung für uns, und ich sehe großes Potenzial für den weiteren Einsatz von VR-Systemen in Schulungen. Durch diese Fortbildung habe ich viel neues Wissen und praktische Erfahrung gewonnen, aber auch neue Freunde und Kollegen aus verschiedenen Ländern. Ich hoffe auf eine weitere Zusammenarbeit in dem äußerst wichtigen Bereich der Präventivmedizin und der Verhinderung einer Ausbreitung besonders gefährlicher Krankheiten.“  

Diese umfassende Schulung wird die Stärkung der Umsetzung der IGV (2005) und der entsprechenden Reaktionsmechanismen an Grenzübergangsstellen für die Länder Zentralasiens und des Südkaukasus unterstützen und diese befürworten. 

Organisiert wurde die Maßnahme vom Programm für die Bereitschaftsplanung der Länder in Bezug auf gesundheitliche Notlagen und die Internationalen Gesundheitsvorschriften bei WHO/Europa. Die VR-Schulungslösung wurde vom Referat für Lernlösungen und Weiterbildung (LST) des WHO-Büros in Lyon unter fachlicher Anleitung des Referats Gesundheit an den Grenzen und Massenansammlungen (BHMG) im WHO-Hauptbüro in Genf entwickelt.