Die Krebsbekämpfung stellt eine große Herausforderung dar, die eine klare Vision und beharrliches Handeln des Gesundheitssystems, von lokalen und nationalen Behörden, von Gesundheitspersonal und von Gemeinschaften erfordert. Zum Weltkrebstag 2025 hebt WHO/Europa den Weg und die Erfolge Kirgisistans bei der Krebsbekämpfung hervor.
Krebs stellt in Kirgisistan nach wie vor eine erhebliche Belastung dar, mit derzeit mehr als 33 400 registrierten Fällen, wie aus nationalen Daten hervorgeht. Die Zahl der krebsbedingten Todesfälle ist indessen stabil geblieben: im Zeitraum 2020–2023 lag sie zwischen 3352 und 3539 Todesfällen pro Jahr.
Das Land will die hohe Belastung durch die Krankheit durch eine Reihe von onkologischen Initiativen verringern, die sich die Möglichkeiten innerhalb der Europäischen Region der WHO und darüber hinaus zunutze machen sollen.
„Heute ist vielen maßgeblichen Akteuren klar, dass die Förderung von Krebsprogrammen der öffentlichen Gesundheit Kirgisistans erheblichen Nutzen bringen kann, und wir erleben, wie sich diese Vision allmählich durchsetzt“, sagt Dr. Sultan Stambekov, Kirgisistans leitender pädiatrischer Onkologe.
Krebsprogramme für eine gesündere Zukunft
Kirgisistan macht durch eine enge Zusammenarbeit mit dem WHO-Länderbüro in Kirgisistan und WHO/Europa stetige Fortschritte bei der Verbesserung der Krebsprävention, -diagnose und -behandlung, u. a. durch drei große Krebsprogramme, bei denen Folgendes im Mittelpunkt steht:
- die Eliminierung von Gebärmutterhalskrebs als Problem der öffentlichen Gesundheit durch Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) und Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs;
- die Verbesserung der Frühdiagnose von Brustkrebs; und
- die Erhöhung der Überlebensrate von krebskranken Kindern durch Verbesserung von Diagnose und Behandlung.
Aliina Altymysheva, Nationale Fachreferentin im WHO-Länderbüro in Kirgisistan, erklärt: „Krebs betrifft viele Bereiche der Gesellschaft und ist in Kirgisistan, wie in vielen anderen Ländern der Region auch, ein sensibles Thema. Deshalb muss jede Initiative zur Krebsbekämpfung mit einem Dialog beginnen, der Fachleute aus dem Gesundheitswesen, Entscheidungsträger und wichtige Interessengruppen zusammenbringt, damit sie sich über ihre Perspektiven und Ambitionen austauschen können.“
Gebärmutterhals- und Brustkrebs: bessere Protokolle, besserer Schutz
Kirgisistan hat die von der WHO empfohlenen Strategien übernommen, einschließlich des WHO-Pakets unentbehrlicher Interventionen im Bereich der nichtübertragbaren Krankheiten, das als PEN-Protokoll bekannt ist und den Schwerpunkt auf die Früherkennung legt. Dieser evidenzbasierte Ansatz, der im Jahr 2020 erprobt wurde, hat Engpässe und Hindernisse aufgezeigt, die eine effizientere Mittelzuweisung erforderlich machen. Ziel ist es, bessere Resultate zu erzielen, indem der Krebs in einem früheren, besser behandelbaren Stadium erkannt wird.
Durch diese Bemühungen will Kirgisistan die Inzidenz- und Sterblichkeitsraten von Gebärmutterhals- und Brustkrebs senken. Zu den wichtigsten Errungenschaften gehören die Entwicklung des ersten klinischen Protokolls für präkanzeröse Gebärmutterhals-Läsionen und die Einführung des HPV-Impfprogramms.
HPV verursachen über 90 % der Fälle von Gebärmutterhalskrebs, die durch rechtzeitige Impfung sicher verhindert werden können. Über 60 % der in Frage kommenden Mädchen im Land haben den Impfstoff bereits erhalten – ein entscheidender Schritt zur Eliminierung von Gebärmutterhalskrebs. Das derzeitige Ziel ist es, bei den Mädchen eine Durchimpfung von mindestens 70 % zu erreichen.
Das Gesundheitsministerium hat mit Unterstützung von WHO/Europa Aufklärungskampagnen durchgeführt, um das Bewusstsein für die Problematik zu schärfen und eine hohe Durchimpfungsrate zu gewährleisten, um so künftige Generationen vor einer der vermeidbarsten Krebsarten zu schützen.
Kampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit, Schulungen für Gesundheitsfachkräfte und Verbesserungen in der Diagnostik haben ebenfalls dazu beigetragen, den Zugang zu einer rechtzeitigen Brustkrebsversorgung zu verbessern.
Krebs bei Kindern: ein sich rasch entwickelndes Feld für Kirgisistan
Bis vor wenigen Jahren war die Krebsversorgung für Kinder in Kirgisistan weitgehend unterentwickelt, und es gab keine spezialisierten pädiatrischen Onkologieangebote. In Zusammenarbeit mit WHO/Europa und dem St. Jude Children‘s Research Hospital in den Vereinigten Staaten hat das Land bedeutende Fortschritte erzielt.
Die Einrichtung spezialisierter pädiatrischer Onkologieabteilungen in Bischkek und Osch, die Angleichung der klinischen Protokolle an internationale Standards, die erste Knochenmarkstransplantation und die Gründung der Gesellschaft für pädiatrische Onkologen und Hämatologen im Jahr 2024 sind wichtige Meilensteine auf dem Weg zur Verbesserung der Überlebensraten von Kindern mit einer Krebsdiagnose.
„Vor 2020 war die pädiatrische Onkologie in Kirgisistan nicht einmal als eigenes Fachgebiet anerkannt. Heute verfügen wir über eine voll funktionsfähige Schule für pädiatrische Onkologie, und die Ressourcen und Mittel für diesen Bereich haben sich um das 87-fache erhöht“, betont Dr. Stambekov.
Durch die Teilnahme an der Globalen Initiative zur Bekämpfung von Krebs im Kindesalter und die Einführung eines einheitlichen nationalen Krebsregisters verfügt Kirgisistan nun über wichtige Daten, die als Grundlage für politische Entscheidungen dienen und sicherstellen, dass Kinder eine standardisierte und evidenzbasierte Krebsversorgung erhalten.
Kontakt zu maßgeblichen Akteuren aufnehmen: Dialog ist von zentraler Bedeutung
Die Fortschritte Kirgisistans bei der Krebsprävention und -versorgung sind das Ergebnis einer effektiven Zusammenarbeit zwischen der Regierung, internationalen Partnern und der Zivilgesellschaft. Die Gattin des kirgisischen Präsidenten gehörte zu den ersten maßgeblichen Akteuren, die ihr Interesse an Krebs bei Kindern und dem allgemeinen onkologischen Zielkatalog des Landes bekundeten.
Dieser politische Wandel und die starke Unterstützung durch Entscheidungsträger haben zu einer erheblichen Aufstockung der Mittel für die Krebsversorgung geführt, was wiederum neue Diagnoseeinrichtungen und die Zusammenarbeit mit internationalen Experten ermöglichte, um bewährte Praktiken an die lokalen Gegebenheiten anzupassen.
Der weitere Weg
Trotz dieser Fortschritte bleiben Herausforderungen bestehen. Kirgisistan hat nach wie vor mit einem Mangel an Fachkräften im Gesundheitswesen, einem eingeschränkten Zugang zu den neuesten Behandlungsmöglichkeiten und anhaltenden finanziellen Engpässen zu kämpfen. Die Zusammenarbeit des Landes mit WHO/Europa bei der Krebsbekämpfung bietet jedoch eine solide Grundlage für künftige Verbesserungen. Durch die Nutzung seiner Partnerschaften mit der WHO und anderen Akteuren ist das Land auf dem besten Weg, ein widerstandsfähigeres Gesundheitssystem aufzubauen, das die Krebsbelastung wirksamer bekämpfen kann.
Dr. Vitaly Smelov, Fachreferent im Krebsteam der Sonderinitiative von WHO/Europa für nichtübertragbare Krankheiten und Innovation, stellt fest: „Wir sehen, wie aktiv kirgisische Fachleute an internationalen Schulungen und Workshops teilnehmen und wie motiviert sie sind, vorbildliche Praktiken und Kenntnisse zur Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung einzubringen. Das ist für unser Team bei WHO/Europa eine große Inspiration.“
Dr. Smelov fügt hinzu: „Genau das ist die treibende Idee hinter dem Europäischen Arbeitsprogramm 2026–2030 der WHO. Die Länder unserer Region verdienen mehr Möglichkeiten, mehr Gesundheit zu erreichen, und zwar jederzeit und überall.“