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Nichtübertragbare Krankheiten in 53 Ländern: WHO/Europa stellt neues visuelles Daten-Tool vor

5 January 2022
Pressemitteilung
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WHO/Europa hat eine neue Übersichtstafel zur Visualisierung von Daten entwickelt, die es Nutzern ermöglicht, auf einen Blick zentrale Herausforderungen, vorhandene Handlungskonzepte und die erzielten Fortschritte bei der Verwirklichung vereinbarter Zielvorgaben für nichtübertragbare Krankheiten in Europa zu identifizieren. 

Die Daten lassen sich auf interaktive Weise anhand leicht verständlicher Grafiken analysieren, die einen Überblick über sowie Trends für jeden der 53 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO liefern. Die im Rahmen einer von der WHO ausgerichteten Einführungsveranstaltung unter Beteiligung von Experten vorgestellte neue Übersichtstafel zur Datenvisualisierung ist ein nützliches Tool für Politiker, Wissenschaftler und die allgemeine Öffentlichkeit gleichermaßen und zeigt den komplexen und sich beständig verändernden Charakter von nichtübertragbaren Krankheiten auf.

Unterschiedliche gesundheitliche Trends in unterschiedlichen Ländern


Nichtübertragbare Krankheiten sind mit großem Abstand die führende Todesursache in der Europäischen Region der WHO. Insgesamt entfallen auf die vier häufigsten nichtübertragbaren Krankheiten – Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, Diabetes und chronische Atemwegserkrankungen – fast 75% aller Todesfälle in der gesamten Region.

„Das Gesamtbild der Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten ändert sich rasant in der Region. Gleichzeitig fallen die wesentlichen Trends in allen Teilen der Region sehr unterschiedlich aus. So sind die Inzidenzraten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Osteuropa bzw. Zentralasien nach wie vor hoch, sinken jedoch recht schnell. Westeuropa wiederum verzeichnet bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen niedrige Inzidenzraten; dort sind stattdessen Krebserkrankungen zunehmend die häufigste Ursache für vorzeitige Todesfälle“, erklärt Dr. Kremlin Wickramasinghe, kommissarischer Leiter des Europäischen Büros der WHO für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten (Fachzentrum für nichtübertragbare Krankheiten), das die Übersichtstafel entwickelt hat. 

„Die neue Übersichtstafel ist ein Tool, das in politischen Diskussionen für die neuesten verfügbaren Daten herangezogen werden kann.“

„Über solch detaillierte Daten zu verfügen und Statistiken über eine optisch simpel aufgebaute Schnittstelle vergleichen zu können, kann uns wirklich dabei helfen, besser zu verstehen, was auf der Ebene der Länder geschieht. Dies ermöglicht eine Verlagerung von einem allgemeingültigen Ansatz bei der Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten hin zu präziseren Handlungskonzepten, die sich auf den Wert von Daten stützen“, erklärt Dr. Rifat Atun, Professor für globale Gesundheitssysteme und Vorsitzender der Fakultät beim Harvard Ministerial Leadership Program (USA). Als Mitglied des Fachlichen Beirats des WHO-Regionaldirektors für Europa für Innovationen im Bereich der nichtübertragbaren Krankheiten (Fachlicher Beirat für nichtübertragbare Krankheiten) verwies Dr. Atun auf die Bedeutung einer evidenzgeleiteten Entscheidungsfindung bei der Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten.

Aufzeigen der wichtigsten Risikofaktoren


Die Übersichtstafel enthält sieben Grafiken mit den aktuellsten Daten der WHO aus allen 53 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO. Anhand der Grafiken werden vier Gruppen der wichtigsten Indikatoren visualisiert:

  • vorzeitige Sterblichkeit (aufgrund der vier häufigsten nichtübertragbaren Krankheiten und der am häufigsten verbreiteten Gruppe von nichtübertragbaren Krankheiten in einem bestimmten Land);
  • biologische Risikofaktoren (Prävalenz von Übergewicht/Adipositas sowie Bluthochdruck);
  • verhaltensbezogene Risikofaktoren (Tabak- und Alkoholkonsum); und
  • Indikatoren zur Überwachung von Fortschritten (Umsetzung der von der WHO zur Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten empfohlenen Maßnahmen).
Diese Indikatoren sollen die Länder dazu ermuntern, ihre Handlungskonzepte zur Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung am Europäischen Arbeitsprogramm 2020–2025 der WHO und dem Aktionsplan zur Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten auszurichten. Diese Dokumente enthalten die gemeinsame Vision, dass die Welt ein Ort sein sollte, an dem jeder Mensch ohne Ausnahme Zugang zur bestmöglichen Gesundheitsversorgung erhält.

Im Rahmen der Veranstaltung zur Einführung der Übersichtstafel sprach Dr. Iveta Nagyova, Präsidentin der European Public Health Association und Mitglied des Fachlichen Beirats für nichtübertragbare Krankheiten, über die Notwendigkeit konkreter und vergleichbarer Gesundheitsindikatoren, die jede Gesundheitsfachkraft in der Europäischen Region der WHO bei ihrer täglichen Arbeit nutzen kann. 

„Heutzutage werden Entscheidungen im Bereich der Prävention nichtübertragbarer Krankheiten oftmals noch immer auf der Basis historischer Sterblichkeitsraten getroffen, ohne jeglichen Bezug zu genaueren Daten. Die Übersichtstafel der Europäischen Region der WHO für nichtübertragbare Krankheiten wird uns dabei helfen, bewährte und auf hochwertige Evidenz gestützte Praktiken in der Region zu verbreiten“, fügte sie hinzu.

Digitales Tool für mehr Gesundheit


„Die Zusammenstellung und Präsentation umfassender gesundheitsbezogener Daten für Politiker und die allgemeine Öffentlichkeit zur Identifizierung vorrangiger Maßnahmen und Erhöhung der Rechenschaftspflicht ist einer der wichtigsten satzungsbedingten Aufträge der WHO“, erklärte Dr. Ivo Rakovac, Regionalbeauftragter für die Überwachung nichtübertragbarer Krankheiten beim Fachzentrum der WHO für nichtübertragbare Krankheiten.

„Die Übersichtstafel wird äußerst nützlich sein für Politiker, Wissenschaftler und alle anderen, die genauer wissen wollen, was getan werden muss, um die durch nichtübertragbare Krankheiten bedingte Krankheitslast zu reduzieren und die Europäische Region der WHO zu einem gesünderen Ort zu machen“, betonte er.