Wir haben mit zwei Pflegekräften über die einfache, aber entscheidende Praxis des Händewaschens gesprochen und erfuhren, warum Handhygiene im Gesundheitswesen so wichtig ist.
Mirandas Perspektive
„Als Gesundheitsfachkräfte verrichten wir fast unsere gesamte Arbeit mit den Händen, doch die Hände können auch Brutstätten für Keime sein und der einfachste Weg, Infektionskrankheiten auf anfällige Patienten zu übertragen.“
Miranda ist Krankenschwester auf einer Krankenstation in den West Midlands im Vereinigten Königreich. Ihre Rolle ist sehr praxisbezogen und mit viel „Handarbeit“ verbunden – jeden Tag trifft sie Patienten, junge und alte, viele von ihnen gerade frisch nach einer Operation. Im Krankenhaus müssen diese Patienten besonders gut vor einer Vielzahl von Krankheiten geschützt werden, die sich leicht durch Berührung ausbreiten können, von Clostridium difficile, das Durchfallerkrankungen verursacht, über Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA), die zu Hautinfektionen und Lungenentzündung führen können, bis hin zu COVID-19.
„In unserem Krankenhaus praktizieren wir an jedem Punkt der Gesundheitsversorgung eine gute Handhygiene – von dem Zeitpunkt, bevor wir einen Patienten sehen, bis zu dem Zeitpunkt, wenn wir den Raum verlassen haben“, erklärt Miranda. „Sobald man das Krankenhaus betritt, gibt es überall Schilder, die das Personal wie auch Besucher daran erinnern, sich die Hände zu säubern – dazu gibt es auf jeder Station, in allen Nebenräumen und am Ende jedes Patientenbettes jeweils Spender mit Händedesinfektionsmittel. Die Botschaft, sich die Hände zu säubern und so die Verbreitung von Infektionen zu unterbinden, könnte nicht eindeutiger sein.“
Die Bedeutung des sorgfältigen Händewaschens wurde Miranda bereits als Pflegeschülerin eingeschärft: „Während meiner Ausbildung nutzten wir ultraviolettes Licht, um die nach halbherzigem Händewaschen auf unseren Händen zurückbleibenden Keime sichtbar zu machen – es war erschreckend! Nur nach sehr sorgfältigem Händewaschen verschwanden sie fast vollständig.“
Durch die Befolgung der Hygienevorschriften des Krankenhauses geht Miranda mit gutem Beispiel voran und verdeutlicht damit die Bedeutung des Händewaschens für Pflegeschüler und Besucher der Krankenstation.
„Wir können all unsere Schutzausrüstung anziehen, doch wenn wir unsere Hände nicht gewaschen haben, können wir dennoch Infektionen übertragen. Nur, weil wir Zugang zu sterilen Handschuhen haben, dürfen wir nicht auf gründliches Händewaschen verzichten. Handhygiene ist einer der besten Wege, um sich selbst und andere zu schützen“, erklärt sie.
Emmas Perspektive
Emma ist eine erfahrene Pflegespezialistin (eine sogenannte „nurse practitioner“) und arbeitet auf einer pädiatrischen Intensivstation im Nordwesten von England (Vereinigtes Königreich). Die von ihr betreuten schwer kranken Kinder und Säuglinge, von denen viele an Herzerkrankungen oder Krebs leiden, brauchen oft einen zentralen Venenkatheter, einen Schlauch, der direkt in eine Vene eingeführt wird. Dies geht mit einem Infektionsrisiko einher.
„Bevor ich einen Patienten berühre, vergewissere ich mich, dass ich meine Hände mit einem alkoholhaltigen Händedesinfektionsmittel gereinigt habe. Und auch danach wasche ich meine Hände. Ich wasche oder reinige meine Hände sicher über hundertmal am Tag. Da ich eine leitende Position innehabe, bin ich sehr sichtbar. Das heißt, ich übernehme eine Vorbildfunktion für die jüngeren Pflegekräfte.“
Emma erklärt jedem Elternteil, der ein Kind besucht, wie wichtig eine gute Handhygiene ist. Alle Pflegekräfte der Station erhalten einmal pro Jahr eine Auffrischungsschulung. Darüber hinaus kontrolliert sie die Hygienepraxis auf der Station, notiert sich jeden Tag wer sich die Hände vorschriftsmäßig säubert – und wer nicht – und gibt entsprechende Rückmeldungen an das Personal. Im letzten Monat erreichte ihre Station eine Regelkonformität von 95%.
„Handhygiene ist das einfachste uns zur Verfügung stehende Tool, aber wenn sie schlecht ausgeführt wird, kann sie katastrophale Folgen haben, nicht nur im Hinblick auf die finanzielle Belastung für das Gesundheitssystem, sondern auch auf die Morbiditäts- und Mortalitätsraten unserer Patienten infolge einer nosokomialen Infektion.“
Während einer arbeitsreichen 13-stündigen Schicht muss auch Emma als erfahrene Pflegekraft sich bewusst Zeit für eine sorgfältige Handhygiene nehmen. „Wenn ich in Eile bin, ertappe ich mich manchmal dabei, dass ich mir bewusst machen muss,Habe ich das jetzt sorgfältig genug gemacht?‘. Der Gedanke, der mich innehalten lässt, ist, nicht dafür verantwortlich zu sein wollen, einem von mir betreuten Kind Schaden zuzufügen. Selbst im Winter, wenn meine Hände richtig wund werden können, motiviert mich dieser Gedanke.“
Eine einfache Handhygiene durch häufiges Säubern ist entscheidend, um vermeidbaren Schaden und vermeidbare Infektionen zu verringern. Zur richtigen Zeit und mit den richtigen Produkten seine Hände zu säubern dauert weniger als eine Minute und schützt Menschen, Patienten und unsere Gesundheitssysteme. Das Händewaschen steht auch im Zentrum unserer Notfallmaßnahmen bei vielen Infektionskrankheiten – darunter etwa COVID-19 und Hepatitis – und stellt dabei eine zentrale Schutzmaßnahmen dar und hilft gleichzeitig bei der Verhinderung einer weiteren Krankheitsübertragung.
Lassen Sie uns daher zum diesjährigen Welttag der Handhygiene und darüber hinaus gemeinsam über Handhygiene sprechen und an der Verbesserung unserer Handhygiene arbeiten, für eine hochwertige und sicherere Versorgung überall.