In unserem Alltag tun wir vieles mit unseren Händen. Sie sind Werkzeuge der Kreativität und um uns auszudrücken, aber auch um andere zu pflegen und Gutes zu tun. Doch Hände können auch Brutstätten für Keime sein und
leicht Infektionskrankheiten auf andere übertragen – u. a. auf anfällige Patienten, die in Gesundheitseinrichtungen behandelt werden.
Anlässlich des diesjährigen Welttags der Handhygiene sprachen wir mit Ana Paola Coutinho Rehse, Fachreferentin für die Prävention und Bekämpfung von Infektionskrankheiten bei WHO/Europa, um mehr über die Bedeutung der Handhygiene
zu erfahren und welche Ziele die Kampagne verfolgt.
1. Warum ist Handhygiene so wichtig?
Handhygiene ist eine zentrale Schutzmaßnahme gegen Infektionskrankheiten und hilft dabei, die weitere Übertragung dieser Krankheiten zu verhindern. Wie wir jüngst gesehen haben, steht das Händewaschen im Zentrum unserer Notfallmaßnahmen
bei vielen Infektionskrankheiten, wie COVID-19 und Hepatitis, und stellt nach wie vor ein wichtiges Werkzeug für die Prävention und Bekämpfung von Infektionen (IPC) überall auf der Welt dar.
Auch jetzt, während des Ukraine-Krieges, erweist sich eine gute Hygiene, einschließlich der Handhygiene, als entscheidend für die sichere Versorgung von Flüchtlingen und die Behandlung von Verletzten. Eine gute Handhygiene muss daher
jederzeit Bestandteil all unserer Routinen sein.
2. Können Sie uns das Thema des diesjährigen Welttags der Handhygiene ein wenig erläutern?
Die WHO fördert den Welttag der Handhygiene seit 2009. In diesem Jahr lautet das Thema „Gemeinsam für mehr Sicherheit: Hände waschen“, und es soll Gesundheitseinrichtungen dazu anregen, ein Klima der Qualität und Sicherheit
zu schaffen bzw. eine Kultur zu fördern, das bzw. die Wert auf eine gute Handhygiene und die Prävention und Bekämpfung von Infektionskrankheiten legt. Damit wird anerkannt, dass Menschen auf allen Ebenen dieser Organisationen einen
Beitrag dazu leisten und sich gemeinsam darum bemühen müssen, eine entsprechende Kultur zu beeinflussen, indem sie entsprechendes Wissen verbreiten, mit gutem Beispiel vorangehen und Verhaltensweisen fördern, die eine gute Handhygiene
unterstützen.
3. Wer kann sich an der diesjährigen Kampagne zum Welttag der Handhygiene beteiligen?
Jeder ist willkommen, sich in die Kampagne einzubringen. Sie richtet sich in erster Linie an Gesundheitsfachkräfte, aber begrüßt alle, die durch eine Kultur der Sicherheit und Qualität Einfluss auf die Verbesserung der Handhygiene
nehmen können, wie etwa Branchenführer, Führungskräfte, klinisches Personal in leitenden Positionen, Patientenverbände, Qualitäts- und Sicherheitsmanager, praktische Ärzte aus dem Bereich IPC usw.
4. Warum ist Handhygiene in Gesundheitseinrichtungen so wichtig?
Jedes Jahr sind Hunderte Millionen von Patienten von nosokomialen Infektionen betroffen, von denen jede Zehnte einen tödlichen Verlauf nimmt. Handhygiene ist eine der wichtigsten und bewährtesten Maßnahmen, um diese vermeidbaren Schäden
zu verringern. Die zentrale Botschaft des Welttags der Handhygiene ist, dass Menschen auf allen Ebenen an die Bedeutung der Handhygiene und der Prävention und Bekämpfung von Infektionskrankheiten glauben müssen, um diese Art von Infektionen
zu verhindern und Menschenleben zu retten.
5. Wie genau sieht denn „ein Klima der Qualität und Sicherheit, das Wert auf eine gute Handhygiene legt“ aus?
Dies kann sehr unterschiedliche Dinge bedeuten, lässt sich allgemein aber als Maßnahmen zusammenfassen, die vorrangig auf eine hohe Konformität mit vorbildlichen Praktiken in Zusammenhang mit der Handhygiene setzen.
Auf institutioneller Ebene sollte dies etwa die Zuweisung von Ressourcen für Schulungsprogramme zum Thema Handhygiene sowie entsprechende Versorgungsgüter und Infrastruktur, eindeutige Botschaften zur Unterstützung einer guten Handhygiene
von Führungspersönlichkeiten aus der jeweiligen Institution, Richtwerte oder Zielvorgaben für eine gute Handhygiene sowie Fürsprecher für eine gute Handhygiene umfassen.
Auf der individuellen Ebene besteht das Ziel darin, zu gewährleisten, dass Gesundheitsfachkräfte Handhygiene als eine Priorität ansehen, die ihre Verpflichtung zum Schutz der Gesundheit ihrer Patienten widerspiegelt. Darüber hinaus
lässt sich dies durch die Zusammenarbeit mit Patienten und Patientenverbänden nachweisen, bei der gemeinsam entsprechende Verbesserungsinitiativen entwickelt werden, sowie durch das Einnehmen einer Vorbildfunktion, bei der man mit gutem
Beispiel vorangeht. Und natürlich sollte die Handhygiene als eine zentrale Maßnahme angesehen werden, die jeder zum Schutz seiner eigenen Gesundheit ergreift.
6. Wie können Gesundheitseinrichtungen nachweisen, dass sie im Hinblick auf die Verwirklichung eines derartigen Klimas bzw. einer derartigen Kultur auf gutem Kurs liegen oder dies bereits umgesetzt haben?
Anhand der Überwachung und anschließenden Teilung von Daten zur Konformität mit Regeln zur Handhygiene gegenüber dem Gesundheitspersonal, Führungskräften und der Öffentlichkeit lässt sich der gesamten Gemeinschaft
veranschaulichen, dass man Verantwortung übernimmt und sich der Schaffung eines sauberen und sicheren Umfeldes verschrieben hat, in dem eine hochwertige Versorgung gewährleistet wird. Zusätzlich sollten sich Gesundheitsfachkräfte
sicher sein können, dass sie sich zu Standards der Handhygiene ohne Angst vor Gegenbeschuldigungen frei äußern können, und sich zudem aktiv dazu ermutigt fühlen, ihren Beitrag zu entsprechenden Lösungen zu leisten. Hierbei
ist eine Kultur des Teilens und des Lernens von zentraler Bedeutung.
7. Welche Art von Maßnahmen können Beschäftigte im Gesundheitswesen selbst ergreifen?
Jeder kann seinen Beitrag zu einem Klima der Sicherheit und Qualität leisten:
- Einrichtungsleiter können sicherstellen, dass eine angemessene Ausstattung für die Reinigung der Hände vorhanden ist.
- Gesundheitsfachkräfte können mit gutem Beispiel vorangehen und andere dazu anregen, ihre Hände zu reinigen.
- Beschäftigte, die für die Qualität und Sicherheit im Gesundheitswesen verantwortlich sind, können mit Ansprechpersonen für die Prävention und Bekämpfung von Infektionskrankheiten zusammenarbeiten, um Verbesserungsbemühungen zu unterstützen.
- Im Bereich IPC tätige praktische Ärzte können das Gesundheitspersonal dazu anregen, sich an neuen Initiativen zu beteiligen.
- Politiker können Ressourcen, Schulungen und Programmen zur Handhygiene im Rahmen der Prävention und Bekämpfung von Infektionskrankheiten Priorität einräumen.
- Alle Menschen, die die Gesundheitsversorgung in Anspruch nehmen, können sich an lokalen Kampagnen und Aktivitäten zur Handhygiene beteiligen.
8. Wo kann ich mehr zum Welttag der Handhygiene erfahren?
Weitere Informationen findet man auf der nachstehend aufgeführten Website zum Welttag der Handhygiene. Die Website umfasst herunterladbare Poster in unterschiedlichen Sprachen für eine Vielzahl wichtiger Zielgruppen aus dem Gesundheitswesen
sowie Videos und andere Ressourcen, die man nutzen und mit anderen teilen kann. Über 7000 Krankenhäuser aus allen Teilen der Europäischen Region der WHO haben sich zur diesjährigen Kampagne angemeldet. Man kann sich uns also sehr
gerne anschließen und die Botschaft „Gemeinsam für mehr Sicherheit: Hände waschen“ weiter verbreiten.