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Saubere Luft + grüner Planet = Gesundheit für alle

Länder Europas und Zentralasiens ergreifen Maßnahmen, um die jährlich 1,4 Millionen vermeidbaren Todesfälle aufgrund von Klimawandel und Umweltverschmutzung zu verhindern

5 July 2023
Medienmitteilung
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Budapest, 5. Juli 2023 

Jedes Jahr sind in den 53 Ländern der Europäischen Region der WHO nach Schätzungen 1,4 Mio. Todesfälle auf umweltbedingte Risikofaktoren wie Umweltbelastung und die Folgen des Klimawandels zurückzuführen. In dieser Woche werden sich die europäischen Umwelt- und Gesundheitsminister zu dringenden Maßnahmen verpflichten, um diese schwindelerregende Zahl zu verringern und unser Überleben auf diesem Planeten zu sichern. 

Die Länder, die sich vom 5. bis 7. Juli in Budapest zur Siebten Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit versammeln, sollen eine Erklärung mit einem konkreten Maßnahmenpaket verabschieden, das darauf abzielt, die Gesundheitssysteme besser auf die Auswirkungen des Klimawandels vorzubereiten, die gesundheitlichen Folgen der Umweltverschmutzung zu verringern und die Belange des Naturschutzes und der Artenvielfalt in die Umwelt- und Gesundheitspolitik einzubeziehen, und zwar in einem ganzheitlichen Ansatz für die Gesundheit von Menschen, Tieren und Planeten. 

„Die Verhinderung von weit über einer Million Todesfälle pro Jahr aufgrund umweltbedingter Risikofaktoren ist in greifbarer Nähe: wir wissen, was zu tun ist, und jetzt ist es an der Zeit, den Worten Taten folgen zu lassen“, erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. „Jeder und jede hat ein Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt. Doch die dreifache Umweltkrise – Klimawandel, Umweltverschmutzung und Verlust der Artenvielfalt – bedroht unsere Existenz und die unseres Planeten, unseres Zuhause. In der Erklärung von Budapest werden konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensumfelder der Menschen, zur Verringerung der Krankheitslast, zum Abbau gesundheitlicher Ungleichheiten, zur Entlastung der unter Druck stehenden Gesundheitssysteme und zur Stärkung unserer kollektiven Widerstandsfähigkeit gegenüber künftigen Pandemien genannt.“ 

Die COVID-19-Pandemie hat bestehende Belastungen im Bereich Umwelt und Gesundheit, aber auch gesundheitliche Ungleichheiten verschärft. In einem neuen Bericht der WHO mit dem Titel „Eine gesunde Umwelt in der Europäischen Region der WHO – Warum sie so wichtig ist und was wir zur Verbesserung der Gesundheitssituation tun können“ kommt deutlich zum Ausdruck, dass Luftverschmutzung, unsicheres Wasser, schlechte sanitäre und hygienische Verhältnisse, der Klimawandel und die Verschmutzung durch Chemikalien nach wie vor eine erhebliche Bedrohung für die Gesundheit in der Europäischen Region darstellen, die unverhältnismäßig starke Auswirkungen auf die Schwächsten hat, insbesondere auf Kinder, Frauen und ältere Menschen. Umweltrisiken tragen auch zu einem Viertel aller nichtübertragbaren Krankheiten weltweit bei, d. h. Krebs, Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und psychische Erkrankungen.

Der neue Bericht weist für die Europäische Region, also Europa und Zentralasien, folgende Befunde auf:
  • Jährlich sind mehr als 1,4 Mio. Todesfälle auf vermeidbare umweltbedingte Gesundheitsrisiken zurückzuführen. Diese Todesfälle machen etwa 15 % der gesamten Krankheitslast in der Europäischen Region aus.
  • Im Jahr 2019 waren etwa 570 000 Todesfälle auf die Verschmutzung der Umgebungsluft und mehr als 150 000 Todesfälle auf die Verschmutzung der Innenluft zurückzuführen. 
  • 2020 hatten etwa 77 Mio. Menschen keinen Zugang zu einer sicheren Trinkwasserversorgung.
  • Allein im vergangenen Jahr starben mindestens 20 000 Menschen an den Folgen der extremen Hitze in dem heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Europa.
  • Grünflächen haben eine gesundheitliche Schutzwirkung, die die Sterblichkeit aufgrund natürlicher Ursachen um fast 1 % senken kann.
Darüber hinaus verlaufen die Fortschritte bei der Verwirklichung der gesundheitsbezogenen Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) in Bezug auf mehrere Prioritäten im Bereich Umwelt und Gesundheit sehr schleppend, sodass Zweifel bestehen, ob diese Ziele überhaupt erreicht werden können. Aus einem weiteren neuen Bericht der WHO, der den Titel „Fortschritte in der Europäischen Region der WHO bei der Verwirklichung der SDG vor dem Hintergrund der Erklärung von Ostrava über Umwelt und Gesundheit auf halber Strecke bis 2030“ trägt, geht hervor, dass in vier vorrangigen Bereichen – Luftqualität, Wasser- und Sanitärversorgung, Chemikalien und Abfälle und Altlastenmanagement – die Fortschritte stagnieren. Um diese Entwicklung bis 2030 korrigieren zu können, sollten dringende Maßnahmen wie Investitionen in Kapazitäten im Bereich Umwelt und Gesundheit Vorrang erhalten. Da sich Umweltgefahren weitgehend vermeiden lassen, können diese Bemühungen zu einer erheblichen Verringerung der Krankheitslast führen und mehr Gesundheit und Wohlbefinden für alle ermöglichen. 

„Das Nachhaltigkeitsziel 3 – Gesundheit und Wohlbefinden – ist ein integraler Bestandteil der Verwirklichung der SDG. Wenn die Gesundheit gefährdet ist, ist alles in Gefahr. Gesundheit ist eine Frage der Politikgestaltung, eine Frage der Finanzierung, des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts, aber betrifft auch die Frage, wie wir untereinander Vertrauen aufbauen und wie wir unsere Kooperationsnetze wieder aufbauen können“, stellt Csaba Kőrösi, Präsident der Generalversammlung der Vereinten Nationen, fest.

Die Erklärung von Budapest: ein wichtiger Fahrplan und neue Partnerschaften zur Erfüllung der Zusagen

Vor diesem Hintergrund haben sich Minister und andere hochrangige Regierungsvertreter in der Europäischen Region auf der Siebten Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit in Budapest versammelt, die von WHO/Europa in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE) und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) einberufen wurde. Die Konferenz findet auf Einladung der Regierung Ungarns unter der Schirmherrschaft der ungarischen Präsidentin Katalin Novák statt. 

„Wir leben in einem Zeitalter der Krisen, in dem Regierungen, Experten und Bürger mit gesundheitlichen und humanitären Notlagen konfrontiert sind, die oft gleichzeitig auftreten“, sagte Sándor Pintér, Ungarns Innenminister. „Ungarn setzt sich für eine gemeinsame, zukunftsorientierte Zusammenarbeit ein, denn nur durch gemeinsames Denken können wir Lösungen für neue globale Probleme finden. Es ist für uns eine große Freude und Ehre, Gastgeber dieser wichtigen Veranstaltung zu sein. In unserem Land haben wir hervorragende Ergebnisse erzielt, daher geben wir unser Wissen und unsere Erfahrung gerne weiter. Die Zeit zum Handeln ist gekommen, und Ungarn wird in den nächsten drei Tagen in Budapest die Bühne für die ersten Schritte sein. Ich bin zuversichtlich, dass wir durch Zusammenarbeit unsere Zukunft sicherer und gesünder gestalten können!“

Auf der Konferenz sollen die Minister die Erklärung von Budapest annehmen, die dann der 73. Tagung des Regionalkomitees für Europa vorgelegt wird, die vom 24. bis 26. Oktober 2023 in Astana (Kasachstan) stattfindet. 

Mit der Erklärung machen die Länder in der Europäischen Region eine Reihe umfassender Zusagen. Diese betreffen die Bekämpfung der Umweltverschmutzung, die Gewährleistung des Zugangs zu einer sicheren Wasser- und Sanitärversorgung und Hygiene für alle, die Einbeziehung von Aspekten des Naturschutzes und der biologischen Vielfalt in andere Politikbereiche sowie die Förderung einer sauberen, sicheren und gesunden bebauten Umwelt. Mehrere der Zusagen zielen auf die Gesundheitssysteme ab, indem sie von den Ländern verlangen, dass sie ihre Maßnahmen zur Verhinderung bzw. Erkennung und Bewältigung von Notlagen sowie zur Bereitschaftsplanung verbessern und sicherstellen, dass diese ökologisch nachhaltiger und widerstandsfähiger gegen den Klimawandel sind. Investitionen in personelle Ressourcen, Innovation und Forschung sowie eine stärkere Aufsicht und Politiksteuerung sind der Schlüssel zur Erfüllung dieser Zusagen. 

Die Erklärung von Budapest beschreibt auch eine Reihe konkreter Maßnahmen, die die Länder ergreifen können, um die in der Erklärung gemachten Zusagen zu erfüllen und die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels, der Umweltverschmutzung und des Verlusts der Artenvielfalt zu verringern. Dazu gehören u. a. die Verbesserung der Klimakompetenz des Gesundheitspersonals, die Dekarbonisierung der Gesundheitssysteme, die Einführung einer angemessenen Abfallentsorgung und die Umstellung auf emissionsfreie Verkehrsysteme. Die Erklärung legt auch besonderen Wert auf die Unterstützung und Befähigung von Jugendorganisationen, um ihrer Arbeit bei der Politikgestaltung und -umsetzung mehr Gewicht zu verleihen. 

Ferner wird auf der Konferenz ein neuer Mechanismus – Partnerschaften für den Prozess Umwelt und Gesundheit – in Gang gesetzt, um die Umsetzung der eingegangenen Verpflichtungen zu erleichtern. Diese Partnerschaften werden den Ländern und anderen Partnern bei der Zusammenarbeit und beim Austausch von Wissen über spezifische Herausforderungen im Bereich Umwelt und Gesundheit sowie bei der wirksameren Mobilisierung personeller und finanzieller Ressourcen behilflich sein. 

„Angesichts der Tatsache, dass Notlagen auf globaler Ebene und in der Europäischen Region heute schneller eintreten und sich mit der Klimakrise überschneiden, beeinträchtigen isolierte und einseitige Maßnahmen die Handlungsfähigkeit unserer Region“, fügte Brigit Staatsen, Vorsitzende der Europäischen Sonderarbeitsgruppe Umwelt und Gesundheit, hinzu. „Die Erklärung von Budapest und die in ihrem Rahmen gemachten Zusagen bieten unseren Ländern die Gelegenheit, den Worten Taten folgen zu lassen, zumal es eine Tatsache ist, dass wir einfach keine Zeit mehr zu verlieren haben.“