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Anlässlich des Internationalen Tages der sauberen Luft für einen blauen Himmel am 7. September ruft WHO/Europa zu intensiveren gemeinsamen Maßnahmen zur Reinhaltung der Luft auf.
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Internationaler Tag der sauberen Luft für einen blauen Himmel: Bekämpfung der Luftverschmutzung erfordert stärkere Partnerschaften, mehr Investitionen und geteilte Verantwortung

7 September 2023
Pressemitteilung
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Luftverschmutzung ist jährlich für eine halbe Million vorzeitige Todesfälle in der Europäischen Region der WHO verantwortlich, überwiegend durch nichtübertragbare Krankheiten wie ischämische Herzkrankheit, Schlaganfall, Lungenkrebs und chronisch obstruktive Lungenkrankheit. Anlässlich des Internationalen Tages der sauberen Luft für einen blauen Himmel am 7. September ruft WHO/Europa zu intensiveren gemeinsamen Anstrengungen zur Reinhaltung der Luft auf und unterstreicht die dringende Notwendigkeit von stärkeren Partnerschaften, mehr Investitionen und geteilter Verantwortung für die Bekämpfung der Luftverschmutzung. 

Konkret waren 2019 in der Europäischen Region 569 000 vorzeitige Todesfälle auf die Verschmutzung der Umgebungsluft und 154 000 auf die Verschmutzung der Innenluft zurückzuführen. Die Luftverschmutzung hat grenzüberschreitenden Charakter, sowohl in ihrer Wirkung als auch mit Blick auf die erforderlichen Gegenmaßnahmen. Die Verunreinigung der von uns eingeatmeten Innen- und Außenluft durch chemische, physikalische oder biologische Wirkstoffe gefährdet potenziell die Gesundheit des Menschen und der Ökosysteme. Sie ist im Wesentlichen auch eine vom Menschen verursachte Gesundheitsbelastung, deren Hauptquellen der Energiesektor, das Verkehrswesen, das Kochen und Heizen im Haushalt, die Abfallverbrennung, die Industrie und die Landwirtschaft sowie in zunehmendem Maße auch Waldbrände im Sommer sind.

Grenzüberschreitende Maßnahmen zur Bekämpfung der gesundheitlichen Belastung durch Luftverschmutzung

Auf der Siebten Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit in Ungarn verabschiedeten die Länder der Europäischen Region im Juli die Erklärung von Budapest, in der dringende und weitreichende Maßnahmen zur Bewältigung der gesundheitlichen Herausforderungen in Verbindung mit der dreifachen Umweltkrise aufgrund von Klimawandel, Umweltverschmutzung, Verlust der Artenvielfalt im Vordergrund stehen. In der Erkenntnis, dass das Gesundheitswesen bei der Zusammenarbeit für die Reinhaltung der Luft eine Schlüsselrolle spielt, haben die Länder ihre Verpflichtungen zur Bekämpfung der Luftverschmutzung sowie zur Stärkung der Regierungsführung, zu Investitionen in personelle Ressourcen und zur Förderung von Wissen und Handlungsinstrumenten erneut bekräftigt. 

Darüber hinaus kommen die Maßnahmen zur Bewältigung der dreifachen Umweltkrise häufig der Bekämpfung mehrerer Umweltprobleme gleichzeitig zugute. So können beispielsweise fast alle Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität auch zum Klimaschutz beitragen, und der Klimaschutz kann seinerseits eine Verbesserung der Luftqualität bewirken. Die Reduzierung oder der Ausstieg aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen und Biomasse führt zu einer Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen und gesundheitsrelevanten Luftschadstoffen. Durch Förderung ökologischer Nachhaltigkeit zusammen mit dem Schutz der öffentlichen Gesundheit können wir beträchtliche Schritte beim Klimaschutz und bei der Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung gehen.

Instrumente und Mechanismen zur Bekämpfung der Luftverschmutzung in der Europäischen Region

Um die zur Verbesserung der Luftqualität erforderlichen Konzepte zu entwerfen und umzusetzen, steht der Politik eine breite Palette von Instrumenten zur Verfügung. So enthalten die Globalen Luftgüteleitlinien der WHO (AQGs) eindeutige Belege für die durch Luftverschmutzung verursachten Gesundheitsschäden beim Menschen, und zwar schon bei sehr viel geringeren Konzentrationen als bislang angenommen. In den Leitlinien werden neue Luftqualitätswerte zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung durch Reduzierung der Emissionen wesentlicher Luftschadstoffe in der Luft empfohlen, von denen einige auch zum Klimawandel beitragen. Die Leitlinien enthalten zuverlässige, evidenzgeleitete Empfehlungen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit vor Luftverschmutzung. Diese können als evidenzgeleitete Bezugswerte dienen und Politikern dabei behilflich sein, rechtsverbindliche Normen und Ziele für die Reinhaltung der Luft auf kommunaler, nationaler und internationaler Ebene festzulegen. 

Darüber hinaus stehen den Ländern noch weitere Materialien zur Verfügung. Schutz der Gesundheit durch Verbesserung der Qualität der Umgebungsluft: ein Ressourcenpaket für die Europäische Region der WHO soll zur Umsetzung der AQG beitragen und umfasst Instrumente für die Entwicklung von Konzepten, Normen und Plänen zur Verbesserung der Luftqualität sowie für die Kontrolle und Modellierung der Luftqualität, die Bewertung der Gesundheitsfolgen der Luftverschmutzung, die Verringerung von Emissionen, die Entwicklung von Strategien für Öffentlichkeitsarbeit und Kapazitätsaufbau, aber auch Schulungskurse.

Darüber hinaus quantifiziert die Gemeinsame Sonderarbeitsgruppe für Gesundheitsaspekte der Luftverschmutzung, die 1997 im Rahmen des Übereinkommens über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung eingesetzt wurde, inwieweit die weiträumige grenzüberschreitende Luftverschmutzung Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hat, und ist bei der Festlegung von Prioritäten für Kontroll- und Verminderungsstrategien behilflich. Sie berät auch bei Kontroll- und Modellierungsmaßnahmen zur Verbesserung der Qualität der Bewertungen. Das Europäische Zentrum der WHO für Umwelt und Gesundheit führt in der Sonderarbeitsgruppe den Vorsitz, an der auch von den Vertragsparteien des Übereinkommens benannte Experten mitwirken. 

Um die gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung zu quantifizieren und die Länder bei politischen Entscheidungsprozessen zu unterstützen, hat die WHO mehrere Tools entwickelt, die mit Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau verknüpft sind, um ihre Einführung zu erleichtern.
 
Mit dem Software-Tool AirQ+ von WHO/Europa können Berechnungen zur Quantifizierung der gesundheitlichen Auswirkungen einer Exposition gegenüber Luftverschmutzung, einschließlich Schätzungen zur Verringerung der Lebenserwartung für die wichtigsten Luftschadstoffe, durchgeführt werden. 

CLIMAQ-H (früher CaRBonH) ist eine Software, die die Bewertung der Zusammenhänge zwischen Luftqualität, Gesundheit und wirtschaftlichen Gewinnen aus der Eindämmung des Klimawandels zu ermöglicht. Sie kann als Mechanismus eingesetzt werden, um die Wirkung klimabezogener Konzepte zu bestimmen und Entscheidungsprozesse in Bereichen zu fördern, in denen nur begrenzte Daten zur Verfügung stehen.

Eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit und eine Mobilisierung bewusst bereichsübergreifender Maßnahmen werden dazu beitragen, die Luftverschmutzung zu verringern, Finanzmittel und Investitionen für Maßnahmen und Lösungen zur Verbesserung der Luftqualität zu mobilisieren und gesundheitliche Vorteile zu schaffen. Am Internationalen Tag der sauberen Luft für einen blauen Himmel werden alle, von Regierungen und Unternehmen bis zur Zivilgesellschaft und den einzelnen Bürgern, dazu aufgerufen, gemeinsam zur Reinhaltung der Luft beizutragen (#TogetherForCleanAir).