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Plattform von WHO/Europa für den Zugang zu neuartigen Arzneimitteln erzielt Konsens

10 July 2024
Pressemitteilung
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In dem Bemühen, Worten konkrete Taten folgen zu lassen, hat die Plattform von WHO/Europa für den Zugang zu neuartigen Arzneimitteln (NMP) ihre allererste Tagung abgehalten, zu der ihre Arbeitsgruppen und die wichtigsten Interessengruppen zusammenkamen, um einen Konsens in zentralen Fragen zu erzielen und auf konkrete politische Empfehlungen hinzuarbeiten.  

An der am 2. und 3. Juli 2024 bei WHO/Europa in Kopenhagen abgehaltenen Tagung nahmen Patienten, Kostenträger, Mitgliedstaaten und Vertreter der Industrie teil, um die bisher erzielten Fortschritte zu erörtern. 

Zu den behandelten Themen zählten u. a. die Überschneidung von Risiken und Chancen auf regionsweiten und globalen Arzneimittelmärkten, die strategische Früherkennung (so genanntes horizon scanning, das darauf abzielt, neue Gesundheitstechnologien, Arzneimittel und Therapien zu identifizieren, bevor sie auf den Markt kommen, damit politische Entscheidungsträger besser vorbereitet sind) und die gemeinsame Beschaffung – letztlich mit dem Hauptziel, den Zugang der Menschen zu diesen lebensrettenden, aber oft unerschwinglichen Arzneimitteln zu verbessern.

„Die Länder in der Europäischen Region der WHO haben ernsthafte Bedenken bezüglich Medikamentenmangel, steigenden Preisen und den Auswirkungen von Arzneimitteln auf den Gesundheitshaushalt geäußert. Der Gesundheitshaushalt wird noch stärker belastet, und zu viele Familien haben mit einer Krise der Lebenshaltungskosten und einer außer Kontrolle geratenen Inflation zu kämpfen“, erklärte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Dr. Hans Henri P. Kluge. 

Konsens in einem offenen, transparenten Forum

In den letzten Jahren sind in der biopharmazeutischen Forschung bedeutende Fortschritte erzielt worden. Es konnten große Fortschritte in den Bereichen Prävention, Vorsorge, Diagnose und Behandlung vieler Krankheiten verzeichnet werden, vor allem dank Investitionen aus dem öffentlichen wie auch dem privaten Sektor.Gleichzeitig wächst bei den Regierungen die Besorgnis über die hohen Preise für vielversprechende neuartige Arzneimittel. Diese hohen Kosten, die vor allem für die kleineren Länder in der Region besorgniserregend sind, haben die bestehenden Ungleichheiten verschärft, den Zugang der Menschen zu Behandlungen eingeschränkt und in einigen Fällen zu finanziellen Engpässen geführt. Der NMP wurde 2023 als einzigartiger Mechanismus für die Zusammenarbeit mehrerer Interessengruppen zur Förderung des Dialogs und des Wissensaustauschs zwischen allen Akteuren in diesem Bereich eingerichtet und ist um die Bewältigung dieser Herausforderungen bemüht, und zwar in vier Schlüsselbereichen bzw. Arbeitsgruppen: Transparenz, Solidarität, Nachhaltigkeit und neuartige antimikrobielle Mittel.  

Die Zusammenkunft in Kopenhagen stand im Zeichen von Offenheit, Transparenz und Solidarität, und alle Teilnehmer teilten ihre Ansichten, Sorgen und Hoffnungen darüber, wie es weitergehen soll, wenn es darum geht, den Zugang der Menschen zu diesen Arzneimitteln sicherzustellen. Während der zweitägigen Tagung in Kopenhagen kamen Vertreter der Initiative kleiner Länder von WHO/Europa – den 12 kleinsten Mitgliedstaaten in der Region – zu einer separaten Sitzung zusammen, um einige der besonderen Herausforderungen für kleine Länder zu erörtern, wie z. B. den Mangel an unentbehrlichen Arzneimitteln, die fehlende Verhandlungs- und Kaufkraft und die Schwierigkeiten beim Zugang zu teuren neuartigen Arzneimitteln.„Uns allen, die wir hier versammelt sind, ist klar, dass die derzeitige Situation weder den Interessen der Patienten noch denen der Geldgeber oder der Hersteller dient und dass Veränderungen unumgänglich sind. Ich glaube, dass dies die erste wichtige Erkenntnis aus dem bisherigen Prozess ist“, schloss Dr. Kluge.

Die NMP 

Die NMP nahm ihre Arbeit Anfang 2023 auf, nachdem sich die 53 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO auf ihre Einrichtung geeinigt hatten, und baut auf der Arbeit der Oslo-Initiative für Arzneimittel 2020–2022 auf. Bislang gehören der NMP 50 Mitgliedstaaten und 49 nichtstaatliche Akteure sowie andere Partner an. Diese Akteure haben Nominierungen für die Teilnahme an den vier zeitlich begrenzten Arbeitsgruppen eingereicht, die ihre Empfehlungen voraussichtlich bis Dezember 2025 ausarbeiten werden.