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Unterstützung der digitalen Umgestaltung im Gesundheitswesen in Osteuropa und Zentralasien

Neues Stipendienprogramm von WHO/Europa soll die Nutzung der Datenwissenschaft zur Verbesserung der Resultate bei der öffentlichen Gesundheit, auch während gesundheitlichen Notlagen, in Ländern Osteuropas und Zentralasiens ausweiten

11 April 2023
Medienmitteilung
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WHO/Europa, das Regionalbüro für Osteuropa und Zentralasien der United States Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und das International Training and Education Center for Health (I-TECH) der Universität Washington haben gemeinsam das Stipendium für Informatik und Datenwissenschaft zugunsten von Gesundheit (IDASH) in Ländern Osteuropas und Zentralasiens ins Leben gerufen, um die Praktiken hinsichtlich der Nutzung von Informatik und Datenwissenschaft im öffentlichen Gesundheitswesen zu verbessern. 

Mit dieser starken Kooperation möchte WHO/Europa die Länder dabei unterstützen, die digitale Umgestaltung im Gesundheitswesen besser zu steuern und den Ausbau der digitalen Gesundheitskompetenz zu fördern – beides zentrale Ziele des Aktionsplans zur Förderung der digitalen Gesundheit in der Europäischen Region der WHO (2023–2030). Der von allen 53 Ländern der Region angenommene Aktionsplan soll als Fahrplan für die Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen mit Hilfe digitaler Technologien dienen.

Dringender Bedarf für gut ausgebildete Fachkräfte, die Daten und Gesundheitsinformationssysteme verwalten können

Die COVID-19-Pandemie hat auf drastische Weise verdeutlicht, wie entscheidend solide, integrierte elektronische Datensysteme und ihre Fähigkeit zur Steuerung von Maßnahmen im öffentlichen Gesundheitswesen sind. 

„Gesundheitsinformationssysteme generieren ungeheure Mengen an Daten über die Interaktion der Menschen mit dem Gesundheitssystem, u. a. zu ihrem Gesundheitszustand, ihren Diagnosen, ihren Behandlungen und ihren Resultaten“, erklärte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Dr. Hans Henri P. Kluge. „Diese enormen Mengen an Gesundheitsdaten, auch als Big Data bezeichnet, können analysiert und genutzt werden, um Muster zu identifizieren, die wiederum in die evidenzbasierte Politikgestaltung einfließen können, um so Ressourcen wirksamer zuweisen zu können, die Qualität und Resultate der Gesundheitsversorgung zu verbessern und Belange der öffentlichen Gesundheit proaktiv anzugehen.“ 
 
Es herrscht jedoch ein weltweiter Mangel an fachlicher Führungskompetenz, um die Grundlagen der Informatik für das öffentliche Gesundheitswesen zur Unterstützung der Krankheitsüberwachung und entsprechender Maßnahmen und zur Bekämpfung vorrangiger chronischer Erkrankungen und endemischer Infektionskrankheiten zu vermitteln. 

„Chancengleichheit muss das Leitprinzip unserer Anstrengungen bei der digitalen Umgestaltung der Gesundheitsversorgung sein. Ansonsten laufen wir Gefahr, in der realen Welt bestehende Ungleichheiten in der digitalen Welt lediglich fortzusetzen. Aus diesem Grund bedarf es systematischer Investitionen in vorhandene und zukünftige Arbeitskräfte für die digitale Gesundheit und die Datenmodernisierung, wenn wir unsere Gesundheitssysteme für das 21. Jahrhundert rüsten wollen“, schloss Dr. Kluge.

Dr. David Novillo-Ortiz, Regionalbeauftragter für Daten und digitale Gesundheit bei WHO/Europa, betonte: „Um eine konsequentere Reaktion auf künftige Notlagen zu gewährleisten, mit denen wir schneller als jemals zuvor konfrontiert werden, müssen wir den Mangel an qualifizierten Fachkräften in diesem Bereich beheben. Unsere Partnerschaft mit den CDC im Rahmen dieses Schulungsprogramms in der Europäischen Region der WHO ist ein entscheidender Schritt, um diese Lücke zu schließen. Wir sind optimistisch, dass diese Zusammenarbeit einen wesentlichen Beitrag dazu leisten wird, die Länder mit den notwendigen Instrumenten und dem notwendigen Fachwissen auszustatten, um sich auf wirksame Weise Daten zunutze zu machen und ihre Fähigkeiten zur Bekämpfung von Pandemien sowie gleichzeitig die Resultate bei der öffentlichen Gesundheit zu verbessern.“ 

Erste Kohorte von Stipendiaten aus Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, der Ukraine und Usbekistan ausgewählt

Die erste Kohorte von 20 Stipendiaten, die fachliche und analytische Fachkräfte wie auch Fachkräfte für öffentliche Gesundheit umfasst, die auf der nationalen Ebene im Bereich Informatik oder Datenwissenschaft für das öffentliche Gesundheitswesen arbeiten, wurde für dieses zwölfmonatige Fortbildungsprogramm bereits ausgewählt, um Fürsprecher für das IDASH zu finden. 
 
Steven Becknell, Stellvertretender Regionaldirektor im Regionalbüro für Osteuropa und Zentralasien der CDC, merkte an: „Der Start dieses Stipendienprogramms ist ein wichtiger Meilenstein für die Stärkung unserer gemeinsamen Gesundheitssicherheit. Die Unterstützung und Beteiligung der Gesundheitsministerien in Osteuropa und Zentralasien bei der Gestaltung und Umsetzung des IDASH ist ein eindeutiger Hinweis auf ihr Bekenntnis zur Stärkung der länderspezifischen Fähigkeiten bei der Erfassung und Nutzung von Informationen zum Schutz der individuellen Gesundheit, zur Stärkung der Gesundheitssysteme und letztendlich zur Rettung von Menschenleben.“

Die für die IDASH-Stipendiaten identifizierten Prioritäten umfassen u. a.:
  • die Automatisierung von Datenanalyse und -visualisierung bei Krankheiten
  • die Ausweitung digitaler Impfregister über COVID-19 hinaus
  • die Entwicklung gemeinsamer Plattformen für Geschäftsanalytik (Business Intelligence) zur Datenanalyse bei der Krankheitsüberwachung
  • die Förderung elektronischer Meldesysteme
  • die Entwicklung räumlicher Analysemodule für die gleichzeitige Überwachung mehrerer Krankheiten und eine entsprechende Reaktion.
Diese Initiative soll als Antwort auf die erheblichen Herausforderungen dienen, denen sich die WHO im Hinblick auf die Verwirklichung ihrer Ziele zur Förderung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung, zum Schutz der Menschen bei Notlagen und zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden nach der COVID-19-Pandemie gegenübersieht. Sie erkennt die Macht der Nutzung digitaler Lösungen zur Förderung von Gesundheitssystemen und Gesundheitsleistungen sowie zum Abbau gesundheitlicher Ungleichheiten an.