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Sportverbände können dazu beitragen, die Gesundheit und das Wohlbefinden von über 615 Mio. Menschen in der gesamten EU zu verbessern
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Gesundheit durch Sport: WHO leitet Sportinstitutionen bei der Förderung der Vorteile eines aktiven Lebensstils an

11 September 2023
Pressemitteilung
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Inklusive, nachhaltige, einladende nationale Sportverbände ist der Titel einer neuen Publikation der WHO, die darauf abzielt, nationale Sportverbände bei der Vernetzung mit angeschlossenen Vereinen zu unterstützen, denen es manchmal an Informationen und Unterstützung fehlt, um Fragen zu stellen und die Vorteile eines aktiven Lebensstils zu verstärken. Sportorganisationen, die der Gesundheit ihrer Mitglieder und Gemeinschaften hohe Priorität einräumen, können zur treibenden Kraft für positive Veränderungen in der gesamten Europäischen Region der WHO und darüber hinaus werden. Sie können einen lebensverändernden Einfluss auf die Gesundheit von Kindern und jungen Menschen ausüben. In der Europäischen Union (EU) werden 59 % der Kinder und jungen Menschen dazu inspiriert, sich durch eine Mitgliedschaft in einem Sportverein, in dem Trainer und Manager als aktive Vorbilder dienen, weiterzuentwickeln.

Ein stärkerer Fokus auf die Gesundheit

Bewegung kann die Laune heben und Fokus und Konzentration verbessern und schützt zugleich vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes und anderen nichtübertragbaren Krankheiten. Aus diesen Gründen empfiehlt die WHO für Erwachsene wöchentlich mindestens 150 Minuten körperlicher Aktivität von moderater Intensität, je mehr desto besser.

„Dieser Leitfaden kann Sportverbänden helfen, eine Kultur der Gesundheitsförderung in ihren Sportvereinen aufzubauen. Über die Förderung von sportlichen Wettkämpfen und sportlicher Leistung hinaus können Sportvereine mit den richtigen Handlungskonzepten einen wichtigen Beitrag dazu leisten, ob die Menschen in ihrer Gemeinschaft körperlich aktiv sind und sich gesund ernähren, und gleichzeitig ungesunde Verhaltensweisen wie Alkohol- und Tabakkonsum zu verhindern“, erklärt Dr. Kremlin Wickramasinghe, Regionalbeauftragter von WHO/Europa für Ernährung, Adipositas und Bewegung.

Der neue Leitfaden der WHO, der mit Finanzmitteln aus dem Erasmus+-Programm der EU im Kontext der europäischen Zusammenarbeit im Bereich gesundheitsförderliche Bewegung (HEPA) ausgearbeitet wurde, enthält Beispiele vorbildlicher Programme, eine Liste konkreter Strategien und Interventionen sowie eine Auswahl aus 28 Werkzeugen, die sich Sportverbände zunutze machen können.

Die Schaffung einer Aufwärtsspirale

Ein gesundes Leben lässt sich in vielen Umfeldern realisieren, unter anderem in Sportvereinen, in denen über 615 Mio. Menschen in der EU Mitglieder sind und ihre Freizeit verbringen. Die Teilnahme an sportlichen Aktivitäten birgt großes Potenzial, das körperliche und psychische Wohlbefinden zu verbessern und die Menschen zu positiven Lebensentscheidungen zu animieren. 

Einem aktuellen Bericht der WHO und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge können in der EU infolge einer Erhöhung der körperlichen Aktivität auf das von der WHO empfohlene Niveau jedes Jahr bis zu 8 Mio. EUR in Kaufkraftparitäten (PPP) eingespart werden. Aus diesem Grund können Sportverbände eine wichtige treibende Kraft für Veränderungen in allen Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO darstellen.

„Wenn Menschen erkennen, dass ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden von Sportverbänden und Sportvereinen wertgeschätzt werden, werden sie dazu angeregt, ihre persönlichen Ressourcen in den Kapazitätsausbau von Sportverbänden und Sportvereinen zugunsten der Gesundheitsförderung zu investieren. Dies trägt zur Leistungserhöhung von Spitzensportlern bei, schafft Graswurzelbewegungen, hilft dabei, Vereinsmitglieder, Trainer und Manager zu halten und setzt eine Aufwärtsspirale in Gang, durch die in Zukunft noch größere Erträge erzielt werden“, erklärt Aurelie Van Hoye, eine der Hauptautoren des WHO-Leitfadens. 

Fallstudie: Der Französische Fußballverband (FFF)

Eine der Fallstudien im Leitfaden der WHO befasst sich mit der Gesundheitspolitik des Französischen Fußballverbands. Der im Jahr 1919 gegründete Verband tut sich sowohl an der Basis als auch im Elite-Fußball hervor und umfasst 1,9 Mio. Mitglieder sowie 400 000 Freiwillige in insgesamt 15 000 Vereinen. 

Gesundheit wird nahtlos in das Rahmenkonzept des Verbands integriert, insbesondere durch sein umfassendes Aufklärungsprogramm. Dieses erstreckt sich auf alle Vereine und bietet über die Informationsressourcen des FFF zugängliche Leitfäden und Fallstudien. Jährliche Broschüren, die vom Fußballverband an die Vereine verteilt werden, befassen sich mit Themen wie Bildung, Vielfältigkeit und Gesundheit. Darin zeigt sich ein koordinierter Ansatz für die Gesundheitsförderung, der darauf abzielt, Werkzeuge und Weiterbildung zu verbreiten.
Auch wenn die Gesundheitsförderung auf der Website des FFF nicht ausdrücklich erwähnt wird, hält der Verband auf organische Weise Werte wie Vergnügen, Respekt, Engagement, Toleranz und Solidarität hoch. 

Um dem Thema Gesundheit einen noch höheren Stellenwert einzuräumen, könnte der FFF ein einzelnes koordiniertes Programm mit Werkzeugen, Schulungen und Leitfäden entwickeln und ein Evaluationssystem mit Kernindikatoren einführen. Der neue Leitfaden der WHO enthält Ideen, wie sich ein solches System schaffen lässt.

Fünf wichtige konzeptionelle Strategien 

Auf Grundlage der jüngsten Erkenntnisse werden im WHO-Leitfaden einige wichtige konzeptionelle Strategien dargelegt, die Sportverbände nutzen können, um Gesundheit und Wohlbefinden zu verbessern.
  • Eine gesundheitsfördernde Gesamtpolitik entwickeln durch die Priorisierung von Gesundheit auf allen Ebenen des Sports sowie die Bewusstseinsschärfung unter Entscheidungsträgern über die Auswirkungen ihrer Entscheidungen.
  • Ein unterstützendes Umfeld zur Förderung der Gesundheit schaffen durch
  • die Gewährleistung, dass das sportliche Umfeld sicher, anregend und angenehm ist und das Wohlbefinden von Athleten und Mitgliedern gefördert wird.
  • Gemeindenahe Maßnahmen für Gesundheit stärken durch die Gewährleistung, dass Vereine zugängliche Informationen bereitstellen, die Qualität des betriebenen Sports erhöht wird, Lernmöglichkeiten und Partnerschaften ausgebaut werden und die Finanzmittel für gesundheitsförderliche Praktiken erhöht werden.
  • Persönliche Kompetenzen entwickeln durch die Förderung kontinuierlicher persönlicher und sozialer Weiterentwicklung, wodurch den Menschen mehr Kontrolle über ihre eigene Gesundheit übertragen wird.

Gesundheitsangebote neu ausrichten durch die Betrachtung der Vereinsmitglieder auf ganzheitliche Weise, nicht nur als Sportler, sondern als ganzheitliche Individuen, unter Schwerpunktlegung auf die Gesundheitsförderung und Unterstützung eines gesunden Lebens in der Gemeinschaft.

„Wir hoffen, dass die Sportverbände die in diesem Bericht vorgestellten evidenzbasierten Werkzeuge für die Gesundheitsförderung nützlich finden, um ihre Sportpraktiken zu vervielfältigen, damit jeder den Sport genießen und von ihm profitieren kann. Die diesem Bericht zugrunde liegenden Grundsätze stehen in Einklang mit der Empfehlung der EU zu gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität und der Kampagne der Europäischen Kommission mit dem Titel „HealthyLifestyle4All“. Sie bieten ein konkretes Werkzeug, um Fortschritte in diesem Bereich zu realisieren“, erklärte Floor van Houdt, Leiterin des für Sport zuständigen Referats in der Generaldirektion Bildung, Jugend, Sport und Kultur der Europäischen Kommission.