Jedes Jahr verursachen ungesunde Ernährungsgewohnheiten weltweit 11 Mio. Todesfälle – und unsere Ernährungssysteme tragen zur Gefährdung durch nichtübertragbare Krankheiten bei, die sowohl unser Wohlbefinden als auch die Gesundheit unseres Planeten bedroht. Auf der Klimakonferenz 2023 der Vereinten Nationen (COP28) präsentierte WHO/Europa erste Ergebnisse aus dem Bericht einer Fachtagung zum Thema nichtübertragbare Krankheiten und Klimawandel, in dem ressortübergreifende Maßnahmen und Prioritäten zur wirksamen Bewältigung wichtiger Probleme im Bereich Umwelt und Gesundheit untersucht wurden.
Nichtübertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, chronische Atemwegserkrankungen und Krebs sind für mehr als 90 % aller Todesfälle in der Europäischen Region der WHO verantwortlich. Sie sind eng mit Risikofaktoren wie ungesunder Ernährung, Bewegungsmangel, Tabak- und Alkoholkonsum und Luftverschmutzung verknüpft.
„Der Klimawandel birgt auf verschiedenen Wegen Risiken für nichtübertragbare Krankheiten. So ist ein erheblicher Teil der Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen, einschließlich Lungenkrebs, auf die Belastung der Umgebungsluft zurückzuführen, die nach Schätzungen allein in der Europäischen Region fast 570 000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr verursacht. Da der Klimawandel die gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung verstärkt, können Maßnahmen, die dem Klimaschutz dienen und gleichzeitig die Luftverschmutzung reduzieren, großen Nutzen in Bezug auf nichtübertragbare Krankheiten und auf unser Klima haben“, erklärte Dr. Francesca Racioppi, Leiterin des Europäischen Zentrums der WHO für Umwelt und Gesundheit.
„Wir können Maßnahmen finden, die sowohl der menschlichen Gesundheit als auch der Gesundheit unseres Planeten dienen. Unser Bericht trägt dazu bei, nützliche und wirksame politische Konzepte zu finden, die die häufigste Todesursache in Europa, nichtübertragbare Krankheiten, mit dem Klimawandel in Verbindung bringen“, fügte Dr. Gauden Galea, Strategischer Berater des Regionaldirektors im Rahmen der Sonderinitiative für nichtübertragbare Krankheiten und Innovation (SNI) bei WHO/Europa, hinzu.
Bessere Ernährung, besseres Bewegungsverhalten und mehr Wissen
Der Bericht basiert auf einer von WHO/Europa am 1. und 2. Dezember 2022 in Bonn veranstalteten Fachtagung und untersucht mehrere Ideen, die sowohl die Auswirkungen des Klimawandels begrenzen als auch unsere Gesundheit verbessern könnten.
Zu den wirkungsvollsten Maßnahmen, die in dem Bericht genannt werden, gehören:
- ordnungspolitische Lösungsansätze zur Verbesserung der Ernährung;
- Aufbau von Kapazitäten für den Gesundheitsschutz bei klimawandelbedingten Notlagen wie extremen Wetterereignissen (u. a. Hitzewellen, Waldbrände); und
- Investitionen in die Verkehrsplanung, die das tägliche Bewegungspensum erhöhen und gleichzeitig die Zahl der Fahrten mit privaten Kraftfahrzeugen verringern.
Schaffung einer gesunden und nachhaltigen Nahrungsmittelversorgung
Einige Ergebnisse des Berichts wurden während der COP28 auf der Veranstaltung zum Thema „Eine gesunde und nachhaltige Ernährung für die Menschen und unseren Planeten“ vorgestellt; dabei wurde anerkannt, dass unsere Ernährungssysteme enorme Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt haben.
Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Salz, Zuckerzusätzen und Transfetten können unserer Gesundheit schaden und zu vorzeitigem Tod führen. Gleichzeitig kann die Nahrungsmittelproduktion zu Bodenverschmutzung, Treibhausgasemissionen und Verpackungsmüll beitragen.
Tool zur Bewertung der Auswirkungen von Ernährung: von Daten zu Maßnahmen
Zu den neuesten Instrumenten von WHO/Europa gehört das Tool zur Bewertung der Auswirkungen von Ernährung (DIA), das Politikern, Wissenschaftlern und Praktikern in der Europäischen Region der WHO Orientierungshilfe bei der Verbesserung der Wirkung der Ernährungsgewohnheiten in den Ländern auf die Gesundheit der Menschen und unseres Planeten geben soll.
„Die Schaffung einer gesünderen und nachhaltigeren Nahrungsmittelversorgung gehört zu den wirksamsten Mitteln zur Verbesserung der menschlichen Gesundheit und zur Verringerung der Umweltfolgen. Um die Mitgliedstaaten auf diesem Weg zu unterstützen, hat die SNI von WHO/Europa vor Kurzem das DIA-Tool eingeführt, das Entscheidungsträgern bei der Auswahl der besten evidenzbasierten und länderspezifischen Maßnahmen helfen kann“, sagte Dr. Kremlin Wickramasinghe, Regionalbeauftragter bei WHO/Europa für Ernährung, Bewegung und Adipositas.
Unter Verwendung der neuesten hochwertigen statistischen Datenbanken untersucht das DIA-Tool Gesundheitsindikatoren wie vermeidbare vorzeitige Todesfälle und Risikofaktoren für schwere Krankheiten, aber auch Umweltanalysen, die für jedes Ernährungsszenario Treibhausgasemissionen, Anbauflächen und Süßwasserverbrauch umfassen.
Das Instrument kann von jedermann genutzt werden und kann Ländern inner- und außerhalb der Europäischen Region der WHO dabei helfen, eine gesündere Welt für künftige Generationen zu schaffen.