In den letzten zwei Monaten haben sich auf ein internationales Hilfsersuchen der türkischen Behörden hin Angehörige der Gesundheitsberufe aus mehr als 20 Ländern zusammengefunden, um den von den jüngsten verheerenden Erdbeben Betroffenen zu helfen. Seite an Seite mit Mitarbeitern des türkischen Gesundheitsministeriums und der WHO haben diese bemerkenswerten Menschen durch ihre Tätigkeit in medizinischen Notfallteams eine wichtige Rolle gespielt, indem sie Leben gerettet und die medizinische Versorgung der Überlebenden der Erdbeben sichergestellt haben.
Wie einige von ihnen in dem folgenden Video berichten, haben sie Menschen behandelt, deren Mut und Stoizismus Hoffnung für die Zukunft geben.
In dem Film zeigt uns Nicola Tommasoni, Leiter des italienischen Notfallteams, das Schild „Hall of Fame“ vor dem Feldlazarett in Antakya in der Provinz Hatay. Auf dem Schild stehen die Namen der ersten 31 Babys, die das Team ungeachtet der von den Erdbeben in der Umgebung angerichteten Zerstörungen sicher entbinden konnte.
„Hier steht es: Leben wird wiedergeboren, selbst in der Dunkelheit“. Das ist die große Hoffnung für dieses Land“, sagt Nicola mit einem freundlichen Lächeln.
Yagmur Gök, eine 25-jährige Ärztin, die ihr Studium erst vor fünf Monaten abgeschlossen hatte, war zum Zeitpunkt der Erdbeben in einem Krankenhaus in Gaziantep im Einsatz. Zusammen mit zwei Kollegen
schaffte sie eilig die Patienten aus dem Gebäude und kümmerte sich dann um die Überlebenden mit ihren vielfältigen Verletzungen.
Sie fühlte sich veranlasst, noch mehr zu tun, um Menschen zu helfen, die alles verloren hatten. Nun verbringt sie ihre Freizeit als ehrenamtliche Dolmetscherin und sorgt dafür, dass die Ärzte die Bedürfnisse ihrer türkischsprachigen Patienten richtig verstehen.
Yagmur sagt: „Ich hatte großes Glück, dass meine Familie und mein Zuhause keinen Schaden genommen haben. Mir tut es so Leid für die anderen Menschen ... Ich will nicht zuhause sitzen, wenn ich hier helfen kann.“
Den Kindern wieder ihr Lächeln zurückgeben
Wir haben mit David Lopez von dem spanischen Notfallteam in İskenderun gesprochen. Wie seine Kollegen hat sich auch David unermüdlich darum bemüht, seine Patienten bestmöglich zu versorgen; gleichzeitig war er berührt vom Mut der Menschen, die er behandelt hat.
„Leider waren viele Kinder darunter“, sagt David, sichtlich bewegt. „Sie haben ihre Eltern verloren und erleben ein Trauma. Sie haben Angst. Es ist echt schwer, ihr Vertrauen zu gewinnen. Aber da haben wir außergewöhnliche Menschen, wie unsere Logistiker und Feuerwehrleute, die ein kleines Mädchen zum Lächeln bringen konnten. Ihre Schwester sagte mir, es sei ihr erstes Lächeln seit sechs Wochen gewesen. Solche Geschichten gehen einem ans Herz.“
Nimet Sena Ertuğrul, eine Ärztin, die normalerweise in der Stadt Uşak arbeitet, ist eine von vielen türkischen Medizinern, die nach den Erdbeben nach İskenderun gekommen sind, um im Feldlazarett des Türkischen Medizinischen Rettungsteams (UMKE) zu arbeiten.
Sie sagt: „Die Menschen leiden unter einem erheblichen Trauma, und es betrifft auch uns, aber es ist ein gutes Gefühl, sich um sie zu kümmern. Wenn sie mit einem Lächeln rausgehen, dann sind wir auch glücklich. Wir versuchen, in jeder Hinsicht Unterstützung zu leisten, nicht nur bei der physischen Behandlung. Wenn die Menschen uns etwas sagen wollen, dann hören wir zu. Wir haben auch Spielzeug für die Kinder, die Vater oder Mutter verloren haben. Das hilft.“
Besonders gerührt war sie über die Besorgnis, die ein Patient ihr entgegenbrachte: „Er fragte, ob ich den ganzen Weg gekommen sei, um ihnen zu helfen. Er sorgte sich um mich, ohne an seine eigenen Probleme zu denken, und das hat mich wirklich berührt.“
Mehr Unterstützung erforderlich
Zur Unterstützung der von den Erdbeben in der Türkei und Syrien Betroffenen hat die WHO bisher mehr als 16 Mio. US-$ aus ihrem Notfallfonds für gesundheitliche Notlagen zur Verfügung gestellt. Doch angesichts von fast 26 Mio. betroffenen Menschen werden dringend mehr Mittel benötigt.
Deshalb hat die WHO einen Flash-Appell in Höhe von 84,57 Mio. US-$ veröffentlicht, um den unmittelbaren Bedarf in der Türkei und in ganz Syrien in den nächsten drei Monaten zu decken.