Am 9. Februar 2023 kam der Notfallausschuss im Rahmen der Internationalen Gesundheitsvorschriften zusammen, um das weltweit von Mpox (Affenpocken) ausgehende Risiko für die öffentliche Gesundheit zu beurteilen. In seinem Bericht kam der Ausschuss
zu dem Schluss, dass nach seiner Beurteilung der Mpox-Ausbruch nach wie vor eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite darstellt – eine Entscheidung, die auch von Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, dem Generaldirektor der WHO, bestätigt
wurde.
Auch wenn weltweit die Zahl der Mpox-Fälle zurückgegangen ist, und insbesondere die Europäische Region der WHO einen starken Rückgang der Fallzahlen verzeichnet, ist die Bedrohung durch die Krankheit noch nicht gebannt. Es besteht
weiterhin ein hohes Risiko, dass Mpox von einem Land in ein anderes eingeschleppt wird, und zwar sowohl innerhalb der Europäischen Region als auch aus anderen Regionen, in denen das Virus nach wie vor zirkuliert.
Die Erreichung und Aufrechterhaltung einer Eliminierung der Infektionen in unserer Region muss daher die nächste Priorität sein.
Die Erfahrungen des Vereinigten Königreichs
In den ersten Wochen des Mpox-Ausbruchs Mitte 2022 meldete das Vereinigte Königreich mit die höchsten Fallzahlen in der Europäischen Region. In jüngerer Zeit ist die Zahl neuer Fälle jedoch drastisch zurückgegangen. Von 350
identifizierten Fällen pro Woche im Juli fiel die Zahl auf null neue Fälle in den zwei Wochen vor dem 19. Dezember, wie uns Prof. Susan Hopkins, Medizinische Chefberaterin der britischen Behörde für Gesundheitssicherheit (UKHSA),
mitteilte:
„Die Mpox-Fälle sind in allen vier Ländern des Vereinigten Königreichs (England, Schottland, Wales, Nordirland) erheblich zurückgegangen, und das haben wir der raschen Bereitstellung von Impfstoffen durch den National Health
Service sowie durch Anbieter für Leistungen im Bereich der sexuellen Gesundheit, einem verbesserten Zugang zu diagnostischen Tests und einem hohen Bewusstsein für die Symptome der Krankheit zu verdanken.“
Der nächste Schritt in der Bekämpfung von Mpox im Vereinigten Königreich: Eliminierung
Ausgehend von diesem ermutigenden Bild hat die UKHSA in Kooperation mit den vier Gesundheitsbehörden des Vereinigten Königreichs nun eine Eliminierungsstrategie entwickelt, die in den nächsten 6–12 Monaten umgesetzt werden soll.
„Durch unsere Strategie hoffen wir, die niedrigen Fallzahlen aufrechterhalten und nun auf unser Endziel einer Eliminierung der Übertragung dieser Krankheit im Vereinigten Königreich hinarbeiten zu können, und zwar mithilfe von Maßnahmen
wie Impfungen, rascher und zuverlässiger Fallermittlung, robuster Kontaktermittlung und der globalen Kooperation mit internationalen Organisationen wie der WHO“, erklärte Prof. Hopkins.
Die umfangreiche Strategie umfasst acht zentrale Maßnahmen, die einen Fahrplan für die Verwirklichung des Eliminierungsziels darstellen. Diese lauten:
1. kontinuierliche Kommunikation mit und Einbeziehung jener, die am stärksten durch eine Exposition gegenüber Mpox gefährdet sind;
2. Bereitstellung von Impfungen für die am stärksten während Ausbrüchen der Krankheit gefährdeten Bevölkerungsgruppen und Entwicklung einer Evidenzgrundlage für ein längerfristiges Impfprogramm;
3. Gewährleistung einer raschen und zuverlässigen Fallermittlung;
4. Einrichtung einer robusten Kontaktermittlung;
5. Fortsetzung der Surveillance auf Bevölkerungsebene;
6. Fortsetzung der globalen Kooperation mit internationalen Organisationen wie der WHO, um Wissen auszutauschen und die globale Reaktion auf den Ausbruch zu unterstützen;
7. Umsetzung von Maßnahmen für Infektionsprävention und -bekämpfung, um die Übertragung der Krankheit in Gesundheitseinrichtungen zu verhindern;
8. Fokussierung von Forschung und Evaluation auf Bereiche, die die Reaktion auf Ausbrüche steuern und verbessern, darunter etwa Diagnostik und Merkmale des Virus, epidemiologische Veränderungen im Laufe der Zeit, Prävalenz und Beschaffenheit
neuer Symptome bzw. asymptomatischer Infektionen sowie die schützende Wirkung zurückliegender Pockenschutzimpfungen.
Kein Platz für Selbstzufriedenheit
Auch wenn das Vereinigte Königreich ein gutes Beispiel für andere Mitgliedstaaten darstellt, wie sich die Eliminierung erreichen lassen könnte, macht Prof. Hopkins deutlich, dass die Umsetzung einer Strategie durch die Behörden allein
nicht genug ist, um den Mpox-Ausbruch zu beenden. Die Menschen müssten ebenfalls Teil der Lösung sein. Und sie sei erfreut gewesen zu sehen, dass jene, die im Vereinigten Königreich am stärksten durch Mpox gefährdet sind,
selbst Maßnahmen ergriffen haben, um sich zu schützen und eine weitere Übertragung der Krankheit zu verhindern:
„Das Bewusstsein aufrechtzuerhalten ist entscheidend. Es ist enorm wichtig, dass die Menschen wachsam bleiben und sich des von Mpox ausgehenden Risikos bewusst sind und beim Auftreten von Symptomen ärztlichen Rat einholen, um sich selbst und
andere zu schützen.“
Empfehlungen der WHO an die Mitgliedstaaten
In den letzten Monaten hat WHO/Europa eine Reihe von Kurzdossiers veröffentlicht, die den Mitgliedstaaten bei ihrer Reaktion auf Mpox als Orientierungshilfe dienen sollen. Im Kurzdossier mit dem Titel „Überlegungen zur Eindämmung und Eliminierung der Affenpocken in der Europäischen Region der WHO“ wurden eine Reihe von Zielen dargelegt, die den Mitgliedstaaten dabei helfen sollen, das Gesamtziel der Eindämmung des Mpox-Ausbruchs und letztendlich der Erreichung und Aufrechterhaltung einer Eliminierung in allen Mitgliedstaaten in der Region zu verwirklichen. Diese Ziele lauten:
1. Etablierung einer starken fallbasierten Mpox-Surveillance auf nationaler Ebene in vorrangigen Risikogruppen (insbesondere bei Männern mit gleichgeschlechtlichem Sexualkontakt) und der breiteren allgemeinen Öffentlichkeit, sowie Meldung aller Fälle an nationale und regionsweite Surveillance-Systeme zur Überwachung der Übertragungsraten;
2. Etablierung sicherer, hochwertiger Orthopoxvirusdiagnosen, einschließlich der Charakterisierung des Virus;
3. Formulierung, Umsetzung und Überwachung angemessener evidenzbasierter Konzepte zur Eindämmung und Prävention von Mpox unter Einbeziehung der betroffenen Bevölkerungsgruppen, u. a. in Form von:
a. verhaltensbezogenen Interventionen zur Eindämmung des Infektionsrisikos
b. Fallerkennung, -management und -isolierung
c. Kontaktermittlung und -management
d. Impfungen vor und nach einer Exposition;
4. Gewährleistung der Verfügbarkeit sicherer und wirksamer Mpox-Impfstoffe und antiviraler Arzneimittel für vorrangige Risikogruppen;
5. Sicherstellung einer hohen Inanspruchnahme von Impfungen in den am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen;
6. optimales Fallmanagement, u. a. bei jenen mit einem schweren Krankheitsverlauf;
7. Einführung von Systemen für Infektionsprävention und -bekämpfung zur Minimierung des Risikos einer weiteren Übertragung der Krankheit in Gesundheitseinrichtungen;
8. Verhinderung der Etablierung eines neuen Tierreservoirs für Mpox in der Europäischen Region der WHO.