WHO / Khaled Mostafa
© Credits

Kommt es in der Europäischen Region zu einem erneuten Anstieg der Fallzahlen von Mpox im Frühjahr und Sommer? Um das verhindern, müssen die wesentlichen Maßnahmen fortgesetzt werden

In einer neuen Kampagne von WHO/Europa gegen Mpox wird klargestellt, was alle – von Gesundheitsbehörden bis zu den am stärksten betroffenen Gruppen – zur Bekämpfung und schließlich endgültigen Eliminierung der Mpox tun können

17 May 2023
Medienmitteilung
Reading time:
Kopenhagen, 17. Mai 2023 
 
Ein Jahr nach dem bisher größten Ausbruch von Mpox (Affenpocken) in der Europäischen Region der WHO, die 53 Länder in ganz Europa und Zentralasien umfasst, feiern wir die Erfolge bei der Eindämmung der Krankheit, während die Fallzahlen weiter zurückgehen. In den ersten Monaten des Ausbruchs verzeichnete die Europäische Region einen Großteil der Fälle weltweit. Doch die strategische Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsbehörden und den am stärksten betroffenen Bevölkerungsgruppen – durch frühzeitige Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung sowie eine gezielte Impfkampagne gegen Mpox in einigen der am stärksten betroffenen Länder – trug dazu bei, dass die Zahl der gemeldeten Fälle in relativ kurzer Zeit praktisch gegen Null ging. 
 
Nun ruft WHO/Europa zur Wachsamkeit auf, denn es besteht die Besorgnis, dass es im Frühjahr und Sommer erneut zu einem starken Anstieg der Fallzahlen kommen könnte. Um dies zu verhindern, startet WHO/Europa heute, anlässlich des Internationalen Tages gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie, eine neue Kampagne gegen Mpox, um die Menschen daran zu erinnern, dass Mpox, auch wenn sie nicht mehr als internationale gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite eingestuft werden, noch nicht verschwunden sind, sondern dass jeder sich infizieren kann und dass wir die Mittel haben und nutzen müssen, um die Krankheit weiter zu bekämpfen und schließlich zu eliminieren. 
 
Die neue Kampagne gegen Mpox macht sich die über ein Jahr gesammelte Erfahrung der Europäischen Region bei der Reaktion auf diesen Ausbruch, einschließlich der zunehmenden Erkenntnisse über die Krankheit sowie Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung, zunutze. Die Kampagne soll: 
  • aufzeigen, was alle – insbesondere die am stärksten betroffenen Gruppen, aber auch Gesundheitsbehörden, Mitarbeiter des Gesundheitswesens und Veranstalter – tun können, um zur Bekämpfung und schließlich Eliminierung der Mpox beizutragen;  
  • eine Plattform für stark gefährdete und auch unterversorgte Gruppen bieten, auf der sie über ihre Erfahrungen, Bedürfnisse und Erkenntnisse in Bezug auf Mpox sprechen können; und 
  • den wesentlichen Beitrag von Organisationen beleuchten, die schwule, bisexuelle und andere Männer mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten, aber auch Transgender, Prostituierte und Migranten vertreten. Diese Organisationen spielen bei der Bekämpfung der Mpox nach wie vor eine wesentliche Rolle. Einige ihrer bisherigen Arbeiten und Erfolge werden in einem Kompendium – einer Sammlung von Fallstudien – dargestellt, das im Rahmen der Kampagne herausgeben wird.  
Die Kampagne kommt gerade zur rechten Zeit. Nach den neuesten Daten haben sich in den vier Wochen vor dem 4. Mai 2023 mindestens 17 weitere Personen in acht Ländern der Europäischen Region der WHO mit Mpox angesteckt. Auch wenn die Zahl der Fälle noch niedrig und das Risiko für die breite Bevölkerung weiter gering ist, so ist es doch wichtig, dass die Gesundheitsbehörden Ausbrüche von Mpox weiterhin im Auge behalten und darauf reagieren. Eine mögliche Zunahme der Mpox-Fälle in den kommenden Monaten könnte durch folgende Faktoren ausgelöst werden:  

  • Menschen, die sich im Frühjahr und Sommer zu Veranstaltungen wie Pride-Festivals versammeln, da dort die Wahrscheinlichkeit sexueller Kontakte gegeben ist;  
  • ein mangelnder Zugang zu Tests und Impfungen, insbesondere für unterversorgte Bevölkerungsgruppen wie Prostituierte, Transgender, Migranten und Obdachlose; 
  • mit Mpox infizierte Personen, die aus Ländern außerhalb Europas und Zentralasiens einreisen.   
„Unsere Bemühungen zur Eindämmung des Ausbruchs scheinen sich gelohnt zu haben, und das ist eine sehr gute Nachricht. Es ist erfreulich, dass die Gesundheitsbehörden und die am stärksten betroffenen Gruppen eine enge Partnerschaft bei der Bekämpfung von Mpox eingegangen sind, namentlich bei Impfkampagnen, der Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung und den Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit des Einzelnen und der Allgemeinheit, aber auch bei gemeinsamen Bemühungen, eine Stigmatisierung der Betroffenen zu vermeiden“, erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. „Eine Eliminierung ist in greifbarer Nähe, aber wir dürfen nicht vergessen, dass Mpox immer noch im Umlauf sind, wie wir erst vor Kurzem in unserer Region erlebt haben. Die Zahl der Fälle könnte im Frühjahr und Sommer wieder in die Höhe schnellen, wenn wieder Festivals und andere Veranstaltungen stattfinden, auf denen es verstärkt zu sexuellen Kontakten kommen könnte,  In einigen Ländern kommt es nach wie vor in geringem Umfang zu Übertragungen. Außerhalb unserer Region erinnern uns örtliche Ausschläge daran, dass dieser Ausbruch noch lange nicht vorbei ist. Lassen Sie uns unsere gemeinsamen Anstrengungen fortsetzen, damit wir auf dem Weg zur endgültigen Eliminierung bleiben – es ist machbar.“  
 
In einer Reihe neuer Publikationen von WHO/Europa – darunter ein Kurzdossier zum Thema Mpox, ein Kompendium von Fallstudien und ein Toolkit für die Risikokommunikation – werden Handlungsempfehlungen für Bevölkerung, Gesundheitsbehörden und Gesundheitsberufe sowie Veranstalter gegeben, die nachstehend aufgeführt sind. 
 
„Mpox geben sowohl den Gesundheitsbehörden als auch den am stärksten betroffenen Bevölkerungsgruppen in der Europäischen Region der WHO weiter Grund zur Besorgnis“, sagte Dr. Richard Pebody, Leiter des Teams für hochgefährliche Erreger bei WHO/Europa. „Die Fallzahlen könnten in diesem Jahr wieder steigen. Und selbst wenn wir Glück haben und das nicht passiert, könnten die Mpox sich im kommenden Jahr wieder ausbreiten. Wir dürfen auf keinen Fall untätig bleiben. Das neue Kurzdossier von WHO/Europa zum Thema Mpox gibt den Ländern einen Fahrplan an die Hand, wie die Krankheit in unserer Region bekämpft und schließlich langfristig eliminiert werden kann.“ 
 
„Ich mache mir Sorgen, dass die Mpox zurückkommen könnten, aber ich bin zuversichtlich, dass wir viel gelernt und auch unter Beweis gestellt haben, dass wir als Gemeinschaft zusammenfinden und uns wirklich schützen können“, sagte Martin Joseph, Moderator eines Podcasts zum Thema Mpox im Vereinigten Königreich. „Als jemand, der die Mpox durchgemacht hat, kann ich sagen: es war eine der in psychischer Hinsicht härtesten und prägendsten Erfahrungen, und seitdem habe ich viel über mein Leben und über die ganze Vorgeschichte zu dieser Erfahrung nachgedacht .“
 
„Es ist wichtig, dass die am stärksten betroffenen Gruppen, also vor allem schwule, bisexuelle und andere Männer mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten, aber auch die Gesundheitsbehörden und die Gesundheitsberufe in hoher Alarmbereitschaft bleiben“, sagte Dr. Kluge abschließend. „Wenn wir am Internationalen Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie und kurz vor den Pride-Veranstaltungen für Diversität und Inklusion werben, sollten wir uns auch daran erinnern, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben, wenn wir uns von der Scham und der Stigmatisierung befreien wollen, die Fragen der sexuellen Gesundheit immer noch umgeben. Im Interesse unserer Gesundheit und unseres Wohlbefindens müssen wir unbedingt lernen, über scheinbar heikle oder unangenehme Themen normal zu sprechen. Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Erfolge bei der Bekämpfung von Mpox im vergangenen Jahr von einer weiteren Infektionswelle in diesem Frühjahr und Sommer überschattet werden. Informieren Sie sich, schützen Sie sich und andere und, wenn möglich, lassen Sie sich impfen.“   

ZENTRALE EMPFEHLUNGEN ZUR BEKÄMPFUNG UND ELIMINIERUNG DER MPOX

Für Gesundheitsbehörden:

  • Werbung für Tests und Impfungen und Verbesserung ihrer Zugänglichkeit für die am stärksten betroffenen Gruppen durch transparente Aufklärung über Verfügbarkeit und ggf. Auswahlkriterien. Beispiel: Bereitstellung von Test- und Impfangeboten in einer Klinik für sexuelle Gesundheit oder in den Räumlichkeiten einer örtlichen Organisation. 
  • Erreichung unterversorgter Gruppen (Transgender, Prostituierte, Männer mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten, die zugleich auch Migranten oder Flüchtlinge sind, sowie jüngere Menschen, Obdachlose und Menschen in ländlichen Gebieten) mit Gesundheitsberatung, Tests und Impfungen. 
  • Ausarbeitung von Impfplänen.
  • Kompetenzbildung beim Gesundheitspersonal für die Erkennung der Anzeichen von Mpox und eine entsprechende Beratung und Versorgung. 
  • Erklärung von Mpox zu einer landesweit meldepflichtigen Krankheit, um Mpox frühzeitig erkennen, auf Ausbrüche effizient reagieren und Ressourcen dort einsetzen zu können, wo sie am meisten benötigt werden.
  • Einbeziehung der Bekämpfung der Mpox in nationale Programme für Sexualgesundheit.   

Für die am stärksten betroffenen Gruppen in Europa – schwule, bisexuelle und andere Männer mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten, Trans- und nicht-binäre Personen sowie Prostituierte:

  • Informieren Sie sich laufend über Mpox, indem Sie bei vertrauenswürdigen Quellen Rat suchen. 
  • Untersuchen Sie sich selbst regelmäßig auf Symptome. Wenn Sie Zweifel haben, lassen Sie sich testen. Wenn Sie Symptome von Mpox haben, verzichten Sie vorübergehend auf sexuelle Handlungen, bis Sie sich wieder wohl fühlen, und sprechen Sie mit Ihren Sexualpartnern über Symptome. Die häufigsten Symptome sind ein Ausschlag und blasenartige Läsionen, die überall am Körper auftreten können.
  • Informieren Sie sich, wo Sie Hilfe bekommen können. 
  • Wenn Impfungen angeboten werden, lassen Sie sich impfen. Neben anderen Präventionsmaßnahmen bieten Impfungen einen zusätzlichen Schutz und können dazu führen, dass die Symptome milder ausfallen. 
  • Schützen Sie sich und andere – auch nach einer Impfung.  

Für Veranstalter von Massenversammlungen:

  • Stellen Sie vor, während und nach einer Veranstaltung Informationen über Mpox zur Verfügung. 
  • Stellen Sie Informationen und Empfehlungen zu Mpox auch auf Nebenveranstaltungen (z. B. Swinger-Clubs, Bars u. a.) sowie für Lokale, in denen es zu sexuellen Kontakten kommen kann (z. B. Saunas und Sexklubs), zur Verfügung. 
  • Geben Sie örtliche Informationen darüber weiter, wo man sich testen und impfen lassen kann (sofern Impfungen angeboten werden). 
  • Ermutigen Sie Personen, die selbst Mpox-Symptome entwickeln oder enge Kontaktpersonen von Patienten sind, nicht zu der Veranstaltung zu gehen, sondern sich die Tickets erstatten zu lassen, und sorgen Sie für eine Möglichkeit zur Kostenerstattung.
  • Denken Sie darüber nach, zivilgesellschaftlichen Organisationen, die mit den betreffenden Gruppen arbeiten, Räume anzubieten, und unterstützen Sie deren Mitteilungen, indem Sie auf Ihrer Website und Ihren Kanälen in den sozialen Medien über ihre Angebote informieren.