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Wasser- und Sanitärversorgung sowie Hygiene im Zentrum der gesunden Widerstandsfähigkeit

24 November 2022
Pressemitteilung
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Beim hochrangigen Segment der sechsten Tagung der Vertragsparteien (MOP6) des Protokolls über Wasser und Gesundheit stand die zentrale Rolle von Wasser- und Sanitärversorgung sowie Hygiene (WASH) bei der Bewältigung zweier konvergierender Krisen – der COVID-19-Pandemie und dem Klimawandel – im Mittelpunkt. Rund 300 Delegierte aus über 47 Ländern sowie Vertreter mehrerer Organisationen der Vereinten Nationen und regionsweiter Partner kamen vom 16. bis 18. November in Genf zusammen, um Prioritäten in den Bereichen Wasser- und Sanitärversorgung sowie Hygiene und Gesundheit für die kommenden Jahre in der Europäischen Region festzulegen. 

Die COVID-19-Pandemie, in deren Verlauf Handhygiene ein wesentlicher Aspekt der Gegenmaßnahmen war, hat uns allen gezeigt, wie wichtig Wasser- und Sanitärversorgung sowie Hygiene für die grundlegende öffentliche Gesundheit sind. Vor der Entwicklung von Impfstoffen und Behandlungen stellte die Handhygiene neben körperlicher Distanzwahrung die erste wirksame und unmittelbar verfügbare Maßnahme zur Eindämmung der Übertragung von Mensch zu Mensch und zum Schutz des Gesundheitspersonals dar. Doch eine effiziente Handhygienepraxis hängt grundsätzlich von der Verfügbarkeit angemessener Anlagen für die Wasser- und Sanitärversorgung sowie Hygiene ab. 

„Sichere Wasser und eine angemessene Sanitärversorgung sind Voraussetzung für Menschenwürde, Gleichheit zwischen den Geschlechtern und eine inklusive Entwicklung“, erklärte die Exekutivsekretärin der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE), Olga Algayerova, auf der MOP6. Doch der „Klimawandel stellt ein erhebliches zusätzliches Hindernis für die vollständige Verwirklichung des Menschenrechts auf eine Wasser- und Sanitärversorgung für alle dar“, fügte sie hinzu.

Der Klimawandel ist ein Bedrohungsmultiplikator. Angesichts derartiger Bedrohungen bilden die Wasser- und Sanitärversorgung das Rückgrat von Widerstandsfähigkeit und Sicherheit von Gemeinschaften und Einzelpersonen. Effiziente WASH-Angebote minimieren die Verschwendung einer Ressource, die angesichts von Wasserknappheit immer kostbarer wird, während eine wirksame Abwasseraufbereitung und der Schutz von Wasserquellen vor Verschmutzung die Wiederverwendung von Wasser ermöglichen, die so entscheidend für die Kreislaufwirtschaft und eine nachhaltige Landwirtschaft ist. Sichere und widerstandsfähige WASH-Angebote können Ländern dabei helfen, vorhandene und neu auftretende Bedrohungen zu bekämpfen, und gleichzeitig die Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) vorantreiben. Die Aufrechterhaltung entsprechender Angebote ermöglicht es Krankenhäusern und Gemeinschaften, für Notlagen vorzusorgen, auf diese zu reagieren und sich von diesen zu erholen. 

Das Protokoll über Wasser und Gesundheit ist bestrebt, das Menschenrecht auf sicheres Trinkwasser und eine sichere Sanitärversorgung zu verwirklichen, die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu erhöhen und für künftige Pandemien vorzusorgen, und gleichzeitig die menschliche Gesundheit, die Umwelt und Wasserressourcen zu schützen. Als ein zukunftsorientiertes Instrument bietet es zuverlässige Ansätze und eine erfolgreiche multilaterale regionsweite Plattform für die Verwirklichung der WASH-bezogenen SDG und der entsprechenden Verpflichtungen, die im Jahr 2017 auf der Sechsten Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit in Ostrava (Tschechien) eingegangen wurden.

Welttoilettentag

Zeitgleich mit dem Abschluss der MOP6 wurde am 19. November auch der Welttoilettentag begangen. In diesem Jahr stand der Aktionstag im Zeichen der Auswirkungen des sanitären Notstands auf das Grundwasser. Das Grundwasser ist die größte Süßwasserressource der Welt. Doch sie wird vom Klimawandel sowie von unzureichenden Sanitärsystemen bedroht, über die menschliche Ausscheidungen in Flüssen, Seen und im Boden verbreitet werden und so die unterirdischen Wasservorkommen verschmutzen. Eine sichere Sanitärversorgung schützt das Grundwasser vor der Verschmutzung durch menschliche Ausscheidungen. 

„Heutzutage hat fast jeder ein Mobiltelefon, doch nicht jeder hat Zugang zu einer richtigen Toilette. In der Europäischen Region fehlt es über 271 Mio. Menschen an einem Zugang zu einer sicheren Sanitärversorgung, die ihre Gesundheit und die Umwelt schützt. 29 Mio. Menschen fehlt es sogar an einer grundlegenden Infrastruktur, um sicher und mit Würde zur Toilette gehen zu können“, erläuterte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, auf der MOP6. „Es ist enttäuschend zu sehen, dass wir bei dem derzeitigen Fortschrittstempo die SDG-Zielvorgabe 6.2 („Bis 2030 den Zugang zu sicheren Toiletten für alle gewährleisten“) nicht erfüllen werden. Wir müssen viermal härter und schneller arbeiten, um dieses Ziel zu erreichen, und das Protokoll über Wasser und Gesundheit dient dabei als Beschleuniger, um diese Lücke bei der Sanitärversorgung zu schließen.“

WHO/Europa und die UNECE haben in dieser Woche einen neuen Bericht mit dem Titel „Eine sichere Sanitärversorgung für alle“ veröffentlicht, in dem vorrangige Handlungsfelder aufgeführt werden, um die Situation in der Europäischen Region zu verbessern. Jegliche Verbesserung, ob in einer Großstadt oder einem kleinen ländlichen System, muss nachhaltig und widerstandsfähig sein, um künftige Generationen angesichts des sich verändernden Klimas zu schützen.

Wir dürfen die Gelegenheit für beschleunigte Fortschritte bei der Verwirklichung von Ziel 6 der SDG („Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten“) mithilfe des Protokolls über Wasser und Gesundheit und seiner Instrumente zur Gewährleistung eines allgemeinen Zugangs zur Wasser- und Sanitärversorgung nicht ungenutzt lassen.