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WHO/Europa startet Konsultationsprozess zur Entwicklung einer akteursübergreifenden Plattform zur Verbesserung des Zugangs zu neuartigen hochpreisigen Arzneimitteln

25 January 2023
Pressemitteilung
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WHO/Europa arbeitet gemeinsam mit Ländern aus allen Teilen der Europäischen Region an der Entwicklung einer neuen akteursübergreifenden Plattform zur Verbesserung des Zugangs zu neuartigen hochpreisigen Arzneimitteln in der Region. 

Die neue Plattform für den Zugang zu neuartigen Arzneimitteln (NMP) baut auf der 2020 von der Oslo-Initiative für Arzneimittel (OMI) begonnenen Arbeit auf. WHO/Europa ist dabei, einen formellen Kooperationsmechanismus einzurichten, um den Dialog und Wissensaustausch zwischen Mitgliedstaaten, nichtstaatlichen Akteuren, Partnerorganisationen und anderen maßgeblichen Interessengruppen zu fördern. Die strategischen Ziele der NMP lauten wie folgt:

  • Vereinbarung von Maßnahmen zur Verbesserung der Markttransparenz, um Vertrauen aufzubauen, Kooperation zu fördern, die systematische Vorausschau zu ermöglichen, die Rechenschaftslegung zu erleichtern und die Umsetzung von Korrekturmaßnahmen zu ermöglichen; 
  • Unterstützung freiwilliger auf Solidarität gestützter Kooperationen mit Fokus auf dem Zugang von Patienten, einschließlich systematischer Vorausschau, Nachfragebündelung und Lebenszyklus-Management; 
  • Entwicklung von Methoden, Indikatoren und Systemen, die den Bedarf für mehr Nachhaltigkeit von Gesundheitssystemen und der Gesundheitsbranche erkennen und die Risikoteilung sowie verantwortungsbewusstes Handeln und entsprechende Führung am Markt ermöglichen. 

In den vergangenen Jahrzehnten wurden dank Investitionen aus dem öffentlichen und dem privaten Sektor erhebliche Fortschritte in der biopharmazeutischen Forschung sowie bei der Prävention, Vorsorge, Diagnose und Behandlung erzielt. Die Länder in der Region haben jedoch Besorgnis angesichts der rapiden Preisentwicklung für neuartige Arzneimittel zum Ausdruck gebracht, die den Zugang von Patienten beschränkt, Ungleichgewichte verschärft und in einigen Fällen zu finanziellen Härten geführt hat. 

Der Markt für diese speziellen Arzneimittel wird in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich noch erheblich wachsen. Obwohl dies neue Möglichkeiten für Patienten eröffnet, wird es auch die Gesundheitssysteme, die infolge der aktuellen wirtschaftlichen Anspannungen und des sozioökonomischen Wiederaufbaus nach der COVID-19-Pandemie bereits erheblich belastet sind, vor weitere Herausforderungen stellen. Aus diesem Grund fordert WHO/Europa dringend gemeinsame Maßnahmen, um den chancengleichen Zugang für alle Patienten sicherzustellen, die auf diese Arzneimittel angewiesen sind, und die Nachhaltigkeit der Gesundheitssysteme zu gewährleisten.

Die Plattform für den Zugang zu neuartigen Arzneimitteln

Die OMI und andere öffentliche wie auch private Initiativen, die in Reaktion auf die anhaltende COVID-19-Pandemie entwickelt wurden, haben gezeigt, dass der Schlüssel zur Erzielung von Fortschritten in der Kooperation liegt. Die OMI identifizierte die dringende Notwendigkeit, die Rollen sowie die sozialen und ethischen Verantwortlichkeiten von öffentlichen und privaten Akteuren im Rahmen akteursübergreifender Dialoge deutlicher zu definieren.

Auf der 72. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa (RC72) im September 2022 in Tel Aviv (Israel) gaben die Mitgliedstaaten WHO/Europa den Auftrag, weiterhin eine neutrale Initiatorenrolle zu übernehmen und als Gastgeber und Moderator zu agieren sowie eine formelle Kooperationsplattform für maßgebliche Akteure – die NMP – zur Verbesserung des erschwinglichen und chancengleichen Zugangs zu wirksamen neuartigen hochpreisigen Arzneimitteln in der Region zu schaffen. 

„Auf der Tagung des Regionalkomitees im September letzten Jahres ergriffen 19 Länder das Wort und erläuterten die Herausforderungen, vor denen ihre Gesundheitssysteme im Hinblick auf die Bereitstellung des Zugangs zu Arzneimitteln stehen – und zwar nicht nur in Bezug auf neuartige hochpreisige Produkte, sondern auch auf unentbehrliche Arzneimittel. Die Plattform für den Zugang zu neuartigen Arzneimitteln – die erste ihrer Art – wird einen sicheren Raum bieten, in dem die Mitgliedstaaten diese Probleme erörtern und Lösungen identifizieren können“, erklärte Dr. Natasha Azzopardi-Muscat, Direktorin der Abteilung Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme der Länder bei WHO/Europa.

WHO/Europa hält Konsultationen mit Vertretern aus den Mitgliedstaaten, mit nichtstaatlichen Akteuren und mit anderen regionsweiten Partnerorganisationen ab, deren Ergebnisse in die Entwicklung der Plattform und ihrer Arbeitspakete einfließen werden.

Die dabei entwickelten Vorschläge und das Mandat der Plattform werden dann vom Ständigen Ausschuss des Regionalkomitees geprüft und auf der 73. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa im Oktober 2023 in Astana (Kasachstan) vorgestellt.