Das WHO-Kooperationszentrum für die Entwicklung von Angeboten der psychischen Gesundheitsversorgung hat ein Netzwerk von Kunstorganisationen in Gemeinden in ganz Europa und Lateinamerika eingerichtet, um herauszufinden, wie die Kunst am besten zur Förderung der psychischen Gesundheit junger Menschen, insbesondere in den am stärksten gefährdeten Gruppen, genutzt werden kann.
Die Initiative mit dem Namen Yureka Network wurde im März 2023 von der Abteilung für Sozial- und Gemeindepsychiatrie an der Queen Mary University of London (QMUL) – einem WHO-Kooperationszentrum für die Entwicklung von Angeboten der psychischen Gesundheitsversorgung und langjährigen Mitglied des Europäischen Bündnisses für psychische Gesundheit – sowie der ebenfalls an der QMUL angesiedelten nichtstaatlichen Organisation People’s Palace Projects ins Leben gerufen.
Ziel des Netzwerks ist es, eine kollaborierende internationale Gruppe zu bilden, in der die Mitglieder voneinander lernen, Wissen und bewährte Praktiken austauschen und kollektive Kompetenzen darüber aufbauen, wie künstlerische Aktivitäten – wie Tanzen, Malen, kreatives Schreiben, Street Art und Hip-Hop – junge Menschen ansprechen und unterstützen können, um ihre psychische Gesundheit und ihr seelisches Wohlbefinden zu verbessern.
Gemeinsames Wissen über den Nutzen von Kunst teilen
Laut einer von WHO/Europa im Jahr 2019 durchgeführten Bestandsaufnahme über die Zusammenhänge zwischen Kunst und Gesundheit scheinen künstlerische Aktivitäten nicht nur das Wohlbefinden zu fördern und den Menschen bei der Bewältigung psychischer Erkrankungen zu helfen, sondern auch dazu beizutragen, die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen abzubauen, den sozialen Zusammenhalt zu fördern und – was besonders wichtig ist – gefährdete Gruppen anzusprechen, die möglicherweise weniger bereit sind, formelle Gesundheitsleistungen in Anspruch zu nehmen.
„Es ist mittlerweile eine bekannte und anerkannte Tatsache, dass die Kunst uns helfen kann, schwierige Emotionen zu verarbeiten und auszudrücken, unsere gelebten Erfahrungen selbst zu reflektieren und uns emotional und sozial auf eine Weise zu engagieren, wie es nur wenige andere Mittel erlauben“, erläutert Prof. Stefan Priebe, Gründer der Abteilung für Sozial- und Gemeindepsychiatrie.
Das Netzwerk verfolgt daher das Ziel, eine internationale Wirkung zu erzielen, indem es die Verbindung von Kunstorganisationen, Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern fördert, um so die gegenseitige Unterstützung und den Austausch von Ideen, Methoden und Strategien zu erleichtern und bewährte Praktiken aufzuzeigen, die bereits in lokalen Bereichen angewandt werden.
Außerhalb des Gesundheitswesens tätig werden – das Europäische Bündnis für psychische Gesundheit
Das Yureka-Netzwerk wurde zu einer Zeit ins Leben gerufen, in der es – vor allem infolge der COVID-19-Pandemie – ein erhöhtes Bewusstsein für die Herausforderungen junger Menschen mit Blick auf die psychische Gesundheit gibt, darunter etwa ein offensichtlicher Anstieg häufiger psychischer Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände.
Trotz der Tatsache, dass diese Herausforderungen weit verbreitet sind, fällt es psychosozialen Diensten schwer, mit jungen Menschen wirksam in Kontakt zu treten, was dazu führt, dass diese seltener Hilfe in Anspruch nehmen und Hindernisse wie Kosten, Zugang und Stigmatisierung überwinden. Hier kommt die Nutzung anderer, bereits vorhandener Ressourcen und Dienste – wie die Basisarbeit von Kunstorganisationen – ins Spiel, um die psychische Gesundheit einer jüngeren Bevölkerung zu unterstützen.
„Ich glaube, es hilft mir sehr [mich in einer Kunstorganisation zu engagieren]“, erzählt ein junger Mensch aus Wales. „Nicht nur, um neue Wege zu finden, um meine Gedanken zu erforschen oder zu sammeln, sondern auch, um meinem Schreiben eine Struktur zu geben und Inspiration und Ideen von Menschen zu bekommen, die ich dort getroffen habe, aber auch um engere Verbindungen mit Menschen zu knüpfen, die ich nie zuvor gesehen habe. Ich fühle mich sehr lebendig.“
Aus diesem Grund verweist WHO/Europa über das Europäische Bündnis für psychische Gesundheit auf die Bedeutung der Arbeit außerhalb des formellen Gesundheitswesens. Das Bündnis ist ein vielfältiges Netzwerk von Organisationen, Experten für psychische Gesundheit und Menschen, die mit psychischen Gesundheitsproblemen leben – darunter auch viele junge Menschen –, das von WHO/Europa im Jahr 2021 ins Leben gerufen wurde. Es konzentriert sich auf den Austausch von Wissen und Fachkenntnissen, um Länder und Gemeinschaften in die Lage zu versetzen, die psychische Gesundheit und das seelische Wohlbefinden in allen Lebensbereichen zu verbessern.
Eine vereinbarte Priorität des Bündnisses besteht darin, die Unterstützung dort zu verstärken, wo junge Menschen leben, arbeiten und lernen – z. B. in Schulen, Sportvereinen oder anderen Gemeinschaftsgruppen – und die Kompetenzen der Menschen in diesen Umfeldern auszubauen, um wirksame, zeitnahe und hochwertige Unterstützung zu leisten. Wenn junge Menschen dort Zugang zu psychosozialer Unterstützung erhalten, wo sie sich bereits aktiv engagieren, ist es wahrscheinlicher, dass sie diese Unterstützung nutzen, wenn sie sie brauchen.
Die Einrichtung des Yureka-Netzwerks ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Partner des Bündnisses die Verwirklichung der ermittelten Prioritäten im Bereich psychische Gesundheit beschleunigen und gleichzeitig die Umsetzung des Handlungsrahmens zur Förderung der psychischen Gesundheit in der Europäischen Region der WHO (2021–2025) unterstützen können.
Die nächsten Schritte
Das Yureka-Netzwerk entwickelt nun gemeinsam mit seinen Mitgliedern ein Online-Programm, in dem sie sich über bewährte Praktiken austauschen, auf ausgewählte Toolkits, Berichte und aktuelle Daten zu diesem Thema zugreifen, sich gegenseitig unterstützen, in monatlichen Workshops/Sitzungen Kompetenzen aufbauen und mehr über die Arbeit der anderen erfahren können. In Zukunft hofft das Netzwerk, persönliche Arbeitsgruppen und internationale Symposien zu fördern und zu organisieren sowie internationale Partnerschaften zwischen seinen Mitgliedern auszubauen.
Besuchen Sie die Website des Yureka-Netzwerks oder schließen Sie sich dem Netzwerk an über yurekanetwork.com.