„Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt, um über öffentliche Gesundheit und die Notwendigkeit zu sprechen, im Hinblick auf die Förderung der Führungskompetenz von Fachkräften im Bereich der öffentlichen Gesundheit unsere Maßnahmen zu verstärken“, erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO Regionaldirektor für Europa, unlängst in einer Ansprache. Dr. Kluge sprach zu über 40 Fachkräften im öffentlichen Gesundheitswesen aus den südlichen und östlichen Teilen der Europäischen Region der WHO, die an einem von WHO/Europa und dem italienischen Nationalen Institut für Gesundheit (ISS) organisierten dreiwöchigen Führungsseminar teilnahmen.
Im Europäischen Arbeitsprogramm 2020–2025 – „Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“ wird deutlich die Notwendigkeit einer besseren Vorbereitung künftiger Führungskräfte im Bereich der öffentlichen Gesundheit hervorgehoben. Gestützt durch diese Vision und die Lehren aus der COVID-19-Pandemie war das erste von WHO und ISS gemeinsam organisierte europäische Seminar für Führungskräfte im Bereich der öffentlichen Gesundheit darauf ausgelegt, Fachkräften die nötigen Fähigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln, die sie zur Bewältigung aktueller und künftiger Herausforderungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit benötigen.
„Wenn wir garantieren wollen, dass unsere Gesundheitssysteme in der Lage sind, hochwertige Gesundheitsleistungen bereitzustellen, müssen wir die Kompetenz künftiger Führungskräfte im Bereich der öffentlichen Gesundheit in allen Teilen der Europäischen Region unterstützen und verbessern und ihre emotionale Intelligenz und Resilienz fördern, damit sie unseren Gemeinschaften besser dienen können“, fügte Prof. Silvio Brusaferro, Präsident des ISS, hinzu.
Die Bedeutung von Führungskompetenz im Bereich der öffentlichen Gesundheit
Neu entstehende globale gesundheitliche Herausforderungen und Ungleichheiten im Gesundheitsbereich, die durch die COVID-19-Pandemie noch verschärft wurden, erfordern eine rasche Reaktion. Gleichzeitig verdeutlichen Lücken bei der Widerstandsfähigkeit und Bereitschaftsplanung der Gesundheitssysteme die Notwendigkeit fortgeschrittener Kompetenzen, wie evidenzbasierte Praktiken und effektive Kommunikation, um Infodemien und Falschinformationen zu bekämpfen.
„Transparenz, Daten und offene Kommunikation, die auf Vertrauen in die Wissenschaft aufbauen, stehen im Zentrum einer erfolgreichen Reaktion des öffentlichen Gesundheitswesens auf eine Notlage und sind zugleich von entscheidender Bedeutung für ein erfolgreiches Ansetzen an allen anderen noch zu behandelnden Gesundheitsthemen“, erklärte Dr. Natasha Azzopardi-Muscat, Direktorin der Abteilung Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme der Länder bei WHO/Europa.
Die jüngsten Gesundheitskrisen haben gezeigt, dass die Welt Führungskräfte im öffentlichen Gesundheitswesen mit Weitblick und fundierten Kenntnissen braucht, die in Umfeldern tätig sind, die ihre professionelle Weiterentwicklung fördern. Sie müssen in der Lage sein, von der Umsetzungsforschung zu lernen, durch Transparenz Vertrauen aufzubauen und sich die Macht von Netzwerken zunutze zu machen.
„In einer Zeit der Aufruhr müssen Führungskräfte im Bereich der öffentlichen Gesundheit in Partnerschaft mit und unter Einbeziehung von sämtlichen Mitgliedern der Gesellschaft, Politikern, Gesundheitsexperten, Wissenschaftlern, Patienten und der allgemeinen Öffentlichkeit handeln“, erklärte Dr. João Breda, Leiter des Büros der WHO für Versorgungsqualität und Patientensicherheit in Athen. „Die Perspektiven von anderen zu verstehen und sie in jede Entscheidung einzubeziehen, sind notwendige Schritte, um Vertrauen aufzubauen und wirkungsvolle Lösungen zu entwickeln“, betonte er.
Das europäische Seminar für Führungskräfte im öffentlichen Gesundheitswesen
Das dreiwöchige Seminar fand vom 7. bis 25. November 2022 statt. Die erste und letzte Woche wurde jeweils über eine Online-Plattform abgehalten, während die zweite Woche als Präsenzveranstaltung in Rom abgehalten wurde, um den Teilnehmern Gelegenheit zu geben, sich persönlich kennenzulernen, zu networken und gemeinsam mit Experten für Führungskompetenz zusammenzuarbeiten, um ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Gemeinsam arbeiteten sie an zentralen Führungskompetenzen, wie etwa Kommunikation, Problemlösung, Achtsamkeit, Bewusstsein für und Reaktion auf gesundheitliche Ungleichheiten, Verhandlungsgeschick und Konfliktbewältigung.
Der Einsatz der Teilnehmer, der sich in ihrem anhaltenden Engagement während des gesamten Seminars widerspiegelte, zeigte, dass Fachkräfte im öffentlichen Gesundheitswesen begierig sind zu lernen, sich weiterzuentwickeln und eine Welt zu schaffen, in der die Menschen im Zentrum von Gesundheitspolitik und Gesundheitssystemen stehen.
„Mit einer neuen Generation von Führungskräften im öffentlichen Gesundheitswesen scheint die Zukunft hoffnungsvoller denn je“, schloss Dr. Kluge.
Während eine Teilnahme am diesjährigen Seminar nur durch Nominierung möglich war, soll die nächste Ausgabe des Führungsseminars, das für Herbst 2023 geplant ist, allen Fachkräften im Bereich der öffentlichen Gesundheit offenstehen, die sich um eine Teilnahme bewerben möchten.