Das Leben des 14-jährigen Artur ist von zwei einschneidenden Ereignissen geprägt: der Eskalation des Krieges in der Ukraine und seiner Diabetesdiagnose im Alter von acht Jahren.
Wie alle Jugendlichen möchte auch Artur dazugehören, und bei unserem Treffen trägt er trotz des warmen Wetters ein langärmeliges schwarzes T-Shirt, weil es das Gerät zur kontinuierlichen Kontrolle des Blutzuckerspiegels verdeckt, das ihm hilft, seinen Zustand zu regulieren. Doch Artur ist sich der Bedeutung des Geräts, das er als seinen „Freund“ bezeichnet, sehr wohl bewusst.
Artur war acht Jahre alt, als seine Mutter Viktoria zum ersten Mal bemerkte, dass ihr zuvor lebhafter und aktiver kleiner Junge ständig müde war. Er hatte seinen Appetit verloren, und seine Haut wies merkwürdige Veränderungen auf. Zunächst bekam er eine Salbe für seine Haut verschrieben, doch sein Zustand verschlechterte sich.
„Als ich den Geruch von Azeton in seinem Atem wahrnahm, wurde mir klar, dass wir nicht länger warten konnten, und ich bat um einen Labortest, der ein beunruhigendes Ergebnis lieferte. Artur stand aufgrund seines erhöhten Blutzuckerspiegels kurz davor, ins Koma zu fallen.“
Als Artur schließlich die Diagnose erhielt, wurde er von Ärzten in seinem Heimatland Ukraine schnell behandelt und lernte, mit seiner Krankheit umzugehen. Nachdem das Land im Februar 2022 in einen ausgewachsenen Krieg verwickelt worden war, beschlossen Arturs Eltern schon im März, ihn ins benachbarte Ungarn zu bringen.
Die Behandlung von Arturs Erkrankung war für die Familie bei ihrer Ankunft in Ungarn ein vorrangiges Anliegen. Sie erhielten Zugang zu ukrainischsprachigen Informationen über die Behandlung in Ungarn, und Artur kam bald in die Obhut von Dr. Zsuzsa Almássy in der Diabetesabteilung des Nationalen Pädiatrischen Instituts Heim Pál in Budapest.
Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung in der Arbeit mit zuckerkranken Kindern hat Dr. Almássy eine realistische Vorstellung davon, wie man Patienten gesund hält: „Ich glaube, dass wir durch eine konsequente Zusammenarbeit Erfolge erzielen können, aber wir sollten uns doch gelegentlich etwas Nachsicht und eine Lockerung der Kontrolle erlauben. Das sind doch Kinder! Das Ziel besteht darin, dass unsere Patienten lernen, für ihre eigene Sicherheit zu sorgen und gleichzeitig ihre gute Laune und ihr Wohlbefinden zu bewahren.“
Das Krankenhaus hat sich mit Arturs neuer Schule in Verbindung gesetzt, um seinen Lehrern Ratschläge für den Umgang mit Diabetes zu geben.
Der Umgang mit seiner Krankheit in den letzten sechs Jahren hat Artur für sein Alter sehr reif gemacht. Er musste sich daran gewöhnen, anders zu sein, und obwohl er weiß, dass das nicht leicht ist, hat es ihm geholfen, sich an die Herausforderungen des Flüchtlingsdaseins in einem fremden Land anzupassen.
Mehr als ein Jahr nach seiner Ankunft in Ungarn spricht Artur fließend Ungarisch. Er spielt leidenschaftlich gern Fußball und hat keine Probleme damit, seine Mitschüler um Hilfe zu bitten, wenn er sich unwohl fühlt.
Das Leben als Flüchtling ist nicht einfach, aber das Leben als Diabetiker kann noch schwieriger sein. Zum Glück für Artur ist seine Erkrankung dank des Zugangs zu einer hochwertigen Versorgung und modernster Technologie weiterhin beherrschbar.
Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine sind rund 1,3 Mio. Flüchtlinge nach Ungarn gekommen (Stand: August 2023). Etwa 24 000 von ihnen haben Asyl beantragt. Alle ukrainischen Flüchtlinge haben einen kostenlosen Zugang zur Gesundheitsversorgung.