Die Verbreitung von Falschinformationen über Gesundheit stellt eine wachsende Bedrohung für die Gesellschaft dar, denn immer mehr Menschen beziehen ihre Gesundheitsinformationen über Suchmaschinen oder aus den sozialen Medien. Falsche Wahrnehmungen in Bezug auf Gesundheitsrisiken wie Rauchen, Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung oder Bewegungsmangel können zu zahlreichen lebensverändernden und potenziell fatalen nichtübertragbaren Krankheiten wie Krebs oder Diabetes führen.
Das von WHO/Europa neu entwickelte „Instrumentarium für die Bekämpfung von Falschinformationen zu nichtübertragbaren Krankheiten“ befasst sich mit der Frage, warum die bisherigen Maßnahmen in der Europäischen Region der WHO nur zu suboptimalen Ergebnissen führen, und enthält Empfehlungen über kooperative Maßnahmen zum wirksameren Schutz vor Falschinformationen.
Falsche Behauptungen in den sozialen Medien über Rauchen und Drogen
Online-Inhalte verbreiten sich dann rasant, wenn sie starke Emotionen schüren. Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie gefährlich Falschinformationen für die menschliche Gesundheit sein können – unabhängig davon, ob die falschen Behauptungen absichtlich oder unabsichtlich verbreitet werden.
Das Gleiche gilt auch für nichtübertragbare Krankheiten und ihre Risikofaktoren. „Obwohl nichtübertragbare Krankheiten für fast 90% der Krankheiten in der Europäischen Region verantwortlich sind, so sind doch damit verbundene Themen wie Krebs, Ernährung, Alkohol-, Tabak- und Drogenkonsum ein ergiebiger Nährboden für Falschinformationen, die sich schneller ausbreiten, als die meisten Gegenstrategien bewältigen können“, erklärte Dr. Kremlin Wickramasinghe, kommissarischer Leiter des Europäischen Büros der WHO für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten, das das Instrumentarium entwickelt hat.
Eine vor Kurzem durchgeführte Studie ergab, dass fast neun Zehntel aller Posts in den sozialen Medien über Rauchen und Drogen Fehlinformationen enthalten. Darüber hinaus waren über ein Drittel aller in den sozialen Medien verbreiteten Inhalte über Ernährung und Diäten irreführend oder falsch, und etwa 40% der Inhalte über Krebs und andere nichtübertragbare Krankheiten waren durch Falschinformationen geprägt.
„Deshalb brauchen wir einen umfassenden Rahmen, der das Handeln aller maßgeblichen Akteure, die die Besorgnis über die Ausbreitung von Fehlinformationen über nichtübertragbare Krankheiten teilen, auf eine gemeinsame Grundlage stellt“, fügte Dr. Wickramasinghe hinzu.
Warum gewinnen wir den Krieg gegen die Fake News nicht?
Das Instrumentarium der WHO gibt einen Überblick über die wichtigsten Herausforderungen, die den Kampf gegen Falschinformationen so kompliziert machen. Zu diesen Herausforderungen gehören:
- Nutzer, die bei der Einschätzung der Glaubwürdigkeit von Informationsquellen Schwierigkeiten haben: Gruppen mit dem größten Risiko in Bezug auf nichtübertragbare Krankheiten haben auch einen schlechteren Zugang zu korrekten und zeitnahen Gesundheitsinformationen.
- Die niedrigen Kosten der Erstellung von Fake News im Vergleich zu faktisch korrekten Informationen:
- Die Algorithmen der meisten Online-Plattformen lenken die Nutzer hin zu Inhalten, die ihre Aufmerksamkeit erregen und aufrechterhalten, und Falschinformationen erfüllen meist diese Kriterien. Dadurch entsteht oft ein perverser finanzieller Anreiz, die Nutzer hin zu Informationen zu lenken, die ihrer Gesundheit schaden.
- Das Ausmaß des Problems und das Fehlen einer wirksamen Zusammenarbeit zwischen Behörden, Technologiekonzernen, Medienbranche und Zivilgesellschaft.
Wie gehen wir mit dem Problem der Falschinformationen um?
Die neuen Leitlinien der WHO führen das Konzept einer Dreierpartnerschaft im Kampf gegen Falschinformationen ein. Diese neue Methodik setzt eine Zusammenarbeit der folgenden drei Akteure zum gegenseitigen Nutzen voraus:
- Behörden in den Mitgliedstaaten: Sie spielen eine besonders wichtige Rolle bei der Festlegung der Bedingungen für die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ebenen. Ihre Beweggründe und ihre Handlungsbereitschaft sind eine entscheidende Voraussetzung dafür, die verschiedenen Akteure an einen Tisch zu bringen, aber auch für die Schaffung eines Diskussionsforums zwischen staatlichen und privaten Akteuren.
- Industrie/Plattform-Betreiber: Desinformationskampagnen im Gesundheitsbereich sind sowohl in den sozialen als auch in den traditionellen Medien weit verbreitet. Es kommt entscheidend darauf an, dass die Industrie das Potenzial der Zusammenarbeit mit anderen Akteuren erkennt und offene Kommunikationskanäle fördert und sich dabei an transparente Normen hält, wie etwa die Kennzeichnung falscher Inhalte und ähnliche Filterpraktiken.
- Zivilgesellschaft: Organisationen der Zivilgesellschaft spielen eine wesentliche Rolle bei der Beobachtung und Analyse der Aktivitäten von Internet-Plattformen und Regierungen – indem sie diese Akteure zur Verantwortung ziehen und auf eine Verbesserung ihres Verhaltens hinwirken, sodass es für die Nutzer leichter wird, korrekte und zuverlässige Gesundheitsinformationen zu finden.