Als im Frühjahr 2022 Millionen Menschen aus der Ukraine flohen, dachten nur wenige, dass sie ihr Land für lange Zeit verlassen würden. Doch ein Jahr später leben immer noch Millionen im Ausland und versuchen sich in Ländern zu integrieren, mit deren Sprache, Gebräuchen und Kulturen sie nicht vertraut sind. In der Republik Moldau leben nur etwa 2,6 Mio. Menschen, doch über eine halbe Million Flüchtlinge sind in das kleine Land gekommen, von denen sich noch über 100 000 dort aufhalten. Viele Frauen sind zu Alleinerziehenden geworden, die fern von ihren Männern und traditionellen Netzwerken leben und nur begrenzte Möglichkeiten zum Arbeiten haben. Diese Belastungen kommen zu dem Kummer, dem Verlust, der Ungewissheit und der Trennung von Angehörigen hinzu, denen alle vom Krieg Betroffenen ausgesetzt sind.
Aufgrund solcher Stressfaktoren sind Tausende Ukrainer von psychischen Gesundheitsproblemen wie Angstzuständen, Depressionen und akuter Stressbelastung bedroht. Die meisten Menschen erholen sich mit der Zeit oder mit gemeindenaher Unterstützung, doch manche entwickeln moderate bis schwere psychische Erkrankungen wie Depressionen oder posttraumatische Belastungsstörungen, die gezielte oder fachärztliche Interventionen erfordern.
„Der Zugang zu einer hochwertigen psychischen und psychosozialen Versorgung kann für Tausende Ukrainer, die von psychischen Gesundheitsproblemen bedroht sind, den entscheidenden Unterschied bewirken“, erklärt Maura Reap, Beraterin für psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung beim WHO-Länderbüro in der Republik Moldau.
Sie fügt hinzu: „Es gibt Belege dafür, dass die Prävalenz psychischer Störungen während Konflikten signifikant steigt, da ein Fünftel (22%) der Menschen, die in den vergangenen zehn Jahren in Konfliktgebieten gelebt haben, die Kriterien für eine psychische Störung erfüllen.“
Aufgrund der Stigmatisierung psychischer Gesundheitsprobleme haben viele Menschen Angst vor Diskriminierung, die sie davon abhält, Hilfe zu suchen. Darüber hinaus können lange Wartelisten, sprachliche Barrieren gegenüber örtlichen Psychologen und das Fehlen von Angeboten für bestimmte Gruppen (einschließlich Kinder) eine Verschärfung der Probleme bewirken.
Das WHO-Länderbüro in der Republik Moldau arbeitet in enger Abstimmung mit der Regierung und mit Partnerorganisationen darauf hin, den ukrainischen Flüchtlingen Zugang zu der benötigten psychischen Gesundheitsversorgung zu verschaffen. Die moldauische Regierung hat vor Kurzem vertriebenen ukrainischen Staatsbürgern und einigen Bürgern von Drittstaaten einen „vorübergehenden Schutzstatus“ gewährt. Diese Regelung, die am 1. März 2023 in Kraft tritt, ermöglicht ihnen denselben Zugang zur Gesundheitsversorgung wie moldauischen Staatsbürgern.
Die WHO koordiniert eine fachliche Gruppe von Partnerorganisationen, die psychische und psychosoziale Unterstützung für in dem Land lebende Flüchtlinge anbieten. Durch effektive Koordinierungs- und Führungsarbeit sorgt die WHO dafür, dass ukrainische Flüchtlinge Zugang zu der benötigten Versorgung erhalten und dass Überweisungen zügig und effizient erfolgen.