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Die zentrale Rolle kultureller Mediatoren bei der Versorgung ukrainischer Flüchtlinge in Rumänien

23 February 2023
Pressemitteilung
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Als im Februar 2022 der Krieg in der Ukraine ausbrach, hießen die rumänische Regierung und Bevölkerung Hunderttausende Ukrainer, die im Land Zuflucht suchten, herzlich willkommen. Bis Februar 2023 waren über 2,4 Mio. Ukrainer nach Rumänien geflohen, von denen über 100 000 von der Europäischen Union zeitlich befristeten Schutzstatus erhielten. 

Die rumänische Regierung erkannte unmittelbar an, dass die Flüchtlinge Zugang zur Gesundheitsversorgung brauchten, und bot ihnen den gleichen Versorgungsgrad an, den auch rumänische Staatsbürger mit Krankenversicherung erhalten. Doch Kommunikations- und Sprachbarrieren, die Unvertrautheit mit dem Gesundheitssystem und ein Mangel an Wissen und Informationen erzeugten Hindernisse, die sich auf den Zugang der Flüchtlinge zu entsprechenden Angeboten auswirkten. 

In Reaktion darauf stellte das WHO-Länderbüro in Rumänien sieben ukrainischsprechende kulturelle Mediatoren über das Freiwilligenprogramm der Vereinten Nationen ein. Die kulturellen Mediatoren kommen in Bukarest, Galați, Cluj, Târgu Mureș und Brașov zum Einsatz, wo es erhebliche Populationen ukrainischer Flüchtlinge gibt. Sie praktizieren in der WHO-Klinik in Bukarest, im Blue Dot-Zentrum von UNICEF in Galați sowie in den weiteren Gemeinschaften der anderen Städte. 

Mithilfe kultureller Mediation, einem anerkannten Beruf in Rumänien, kann sichergestellt werden, dass Menschen Zugang zu hochwertigen Gesundheitsangeboten erhalten. Die sieben kulturellen Mediatoren haben einen beruflichen Hintergrund in Medizinwissenschaft, Psychologie und Sozialwissenschaft. Sie sprechen Ukrainisch und Russische sowie Englisch und sind darum bemüht, die rumänische Sprache über Kurse oder Online-Lernanwendungen zu beherrschen.

Die Angebote sind der Vielfalt förderlich und zielen darauf ab, Diskriminierung zu verhindern. Sie umfassen psychologische Beratung und psychosoziale Unterstützung, Informationen zu Überweisungsmechanismen und -pfaden sowie Gesundheitsförderung. Darüber hinaus leisten die kulturellen Mediatoren Unterstützung bei sensiblen Themen wie Menschenhandel, sexueller Ausbeutung und der Ausbeutung von Arbeitskraft sowie geschlechtsspezifischer Gewalt. 

Die Mediatoren sind verantwortlich für die Bewusstseinsbildung unter Flüchtlingen für Überweisungsmechanismen und -pfade im Gesundheitswesen sowie für die Bereitstellung von Einführungen in das Gesundheitssystem. Um ihre Arbeit zu unterstützen, hat die WHO Informationen über den Zugang zur Gesundheitsversorgung, die Verfügbarkeit von Arzneimitteln, Impfmaßnahmen und den sachgemäßen Umgang mit Antibiotika verteilt. 

Zudem unterstützt die WHO sieben familienärztliche Kliniken und arbeitet mit zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen, um kostenlose Angebote der primären Gesundheitsversorgung für Flüchtlinge bereitzustellen, u. a. Angebote der sexuellen und reproduktiven Gesundheit, der psychischen Gesundheitsversorgung sowie der psychosozialen Unterstützung. Bislang haben seit Juni 2022 rund 2200 Flüchtlinge diese Angebote in Anspruch genommen. 

„Die von diesem Konflikt betroffenen Menschen sind schutzbedürftig und auf angemessene Unterstützung angewiesen, um zeitnah Zugang zu hochwertigen Gesundheitsangeboten zu erhalten. Die WHO unterstützt das Gesundheitsministerium und die nationalen Behörden bei der Verbesserung des Zugangs zu hochwertigen Gesundheitsangeboten für Patienten, damit diese wo und wann immer erforderlich von Gesundheitsfachkräften versorgt werden können“, erläutert Dr. Caroline Clarinval, Repräsentantin der WHO in Rumänien. 

„Wir wissen, dass es viele unterschiedliche Faktoren gibt, die sich auf das Verhalten der Menschen auswirken. Zu gewährleisten, dass es für die Flüchtlinge in Rumänien Material zur Förderung der Gesundheitskompetenz auf Ukrainisch gibt, Verständnis für unterschiedliche Glaubenssysteme zu zeigen und Themen wie Respektlosigkeit, Diskriminierung, Angst und Misstrauen anzusprechen, kann für Patienten einen großen Unterschied machen“, fügt sie hinzu.

„Die Zusammenarbeit mit kulturellen Mediatoren hilft der WHO, bewährte Praktiken anzupassen, zu übernehmen und zu entwickeln, die wiederum zur Schaffung einer Gesundheitskultur beitragen können, in der jeder die Möglichkeit hat, im Alltag und bei der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen gesundheitsförderliche Entscheidungen zu treffen.“