Das extrem heiße Wetter der jüngsten Zeit in vielen Teilen der Europäischen Region der WHO wirkt sich bei vielen Bürgern auf die Gesundheit aus. Verschärft wird die Situation durch eine beispiellose Zahl von Waldbränden, durch die Häuser zerstört, Leben in Gefahr gebracht und Tausende Menschen vertrieben wurden. Wir sprachen mit James Creswick, Fachreferent für Öffentlichkeitsarbeit beim Europäischen Zentrum der WHO für Umwelt und Gesundheit, um herauszufinden, wie man sich bei Hitze schützen und das Risiko von Schäden aufgrund von Waldbränden reduzieren kann.
Welche Art von gesundheitlichen Problemen können durch Hitzewellen verursacht werden?
Hitzewellen geben besonders für ältere Menschen, Säuglinge, Menschen, die sich beruflich im Freien aufhalten, und Menschen mit chronischen Erkrankungen Anlass zur Sorge. Eine lang anhaltende Hitzebelastung kann bestehende Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und Nierenerkrankungen sowie psychische Probleme verschlimmern. Darüber hinaus kann sie zu Hitzekollaps führen oder – schlimmer noch – einen Hitzschlag auslösen.
Was können die Menschen tun, um die negativen gesundheitlichen Folgen der Hitze einzudämmen?
Wir raten dringend, unsere Ratschläge der Kampagne #KeepCool zu befolgen, um sich bei Hitze zu schützen:
- Halten Sie sich möglichst von der Hitze fern, auch nachts, vermeiden Sie körperliche Anstrengung und sorgen Sie dafür, dass Kinder und Tiere nicht in geparkten Autos bleiben.
- Sorgen Sie für Erfrischung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Tragen Sie leichte, lose Kleidung und verwenden Sie leichte Bettwäsche, duschen oder baden Sie mit kühlem Wasser und trinken Sie regelmäßig, aber verzichten Sie auf Alkohol, Koffein und zuckerhaltige Getränke. Verbringen Sie, sofern notwendig und möglich, zwei bis drei Stunden pro Tag an einem kühlen Ort.
- Halten Sie die Wohnung kühl. Nutzen Sie die Nachtluft, um Ihre Wohnung abzukühlen, indem sie die Fenster öffnen, und verringern Sie tagsüber die Hitzebelastung im Inneren der Wohnung, indem Sie Jalousien oder Rollläden herunterlassen und nicht essenzielle Geräte ausschalten.
Wenn Sie an einer chronischen Erkrankung leiden oder mehrere Medikamente nehmen müssen, suchen Sie ärztlichen Rat. Wenn Sie Schwindel oder Angst spüren, sich schwach fühlen oder extrem durstig sind und Kopfschmerzen haben, begeben Sie sich an einen kühleren Ort. Helfen Sie anderen, indem Sie sich um Angehörige und Freunde kümmern, insbesondere um allein lebende ältere Menschen.
Welche Gefahr geht von Waldbränden aus?
In der Nähe von Bränden stellt der Rauch ein Gesundheitsrisiko dar, da in Brand geratene Vegetation giftige Gase und Partikel erzeugen kann. Der Rauch kann zu Reizungen der Augen und Atemwege führen, das Einatmen des Rauchs kann zudem schwerwiegendere kurz- und langfristige Probleme verursachen, wie etwa eine verringerte Lungenfunktion, Bronchitis, Asthmaverschlechterung und vorzeitiger Tod. Kinder und ältere Menschen sind am stärksten gefährdet.
Selbst weit entfernt vom Brand kann der durch das Feuer verursachte Rauch zu einer höheren Exposition gegenüber Luftverschmutzung führen. Die im Rauch enthaltenen Feinstaubpartikel können tief in die Lungenflügel und sogar den Blutkreislauf eindringen. Dies kann zu langfristigen Herzkreislauf- und Atemproblemen führen.
Wie kann man sich am besten vor Waldbränden schützen?
Falls es in Ihrer näheren Umgebung zu Waldbränden kommt:
- Bleiben Sie im Haus, sofern dies sicher ist. Im Falle einer hohen Luftverschmutzung sollten alle Menschen, insbesondere Kinder und ältere Menschen, soweit wie möglich im Haus bleiben und die Fenster geschlossen gehalten werden. Befolgen Sie die örtlichen Notfallanweisungen bezüglich eines Standortwechsels oder einer Evakuierung.
- Halten Sie die Wohnung kühl und vermeiden Sie anderweitige Verunreinigungen der Innenluft, etwa durch Zigarettenqualm, die Verwendung von Propangasherden oder Holzöfen sowie von Aerosolprodukten und das Braten oder Grillen von Lebensmitteln. Schließen Sie wann immer möglich die Fenster und Rollläden. Halten Sie sich im kühlsten Raum Ihres Hauses auf, vor allem nachts.
- Wenn Sie besonders durch die Auswirkungen des Rauchs gefährdet sind, sollten Sie sich besser in klimatisierten Räumen aufhalten, in denen im Allgemeinen weniger Partikel von draußen zu finden sind als in Gebäuden, in denen offene Fenster zur Belüftung genutzt werden. Sollten Sie nach draußen gehen müssen, tragen Sie eine Schutzmaske, insbesondere, wenn Sie einer höheren Konzentration von Feinstaub ausgesetzt sind.
- Reisen Sie nur, wenn nötig. Wenn Reisen unerlässlich sind, sollten Fahrer auch tagsüber die Scheinwerfer einschalten, um Auffälligkeit und Sichtbarkeit zu verbessern.
Was sollte man tun, wenn man selbst oder jemand anders Verbrennungen erleidet oder in einen Waldbrand gerät?
Befolgen Sie unbedingt diese sechs Tipps:
- Unternehmen Sie nichts, bis dass Sie und die betroffene Person vor dem Feuer in Sicherheit sind.
- Entfernen Sie sämtliche Kleidung, die Feuer gefangen hat.
- Löschen Sie die Flammen, indem Sie die betroffene Person auf dem Boden wälzen, eine Decke auflegen oder mithilfe von Wasser oder anderen flammenlöschenden Flüssigkeiten.
- Benetzen Sie die verbrannte Körperstelle für 20–30 Minuten mit kühlem Wasser.
- Tragen Sie kein Eis, keine Cremes/Pasten oder Öle auf die verbrannte Körperstelle auf.
- Suchen Sie medizinische Hilfe.
Gibt es Orte, an die sich gefährdete Menschen während eines Waldbrandes begeben können?
Für gefährdete Menschen ist es von Vorteil, sich in Gebäuden, die besser vor Rauchquellen geschützt oder weiter von diesen entfernt sind, sowie in einer kühleren Umgebung aufzuhalten. Verfolgen und beachten Sie die Empfehlungen der örtlichen Gesundheits- und Notfallbehörden während der gesamten Waldbrandperiode. Manchmal stellen Schulen, Kinderbetreuungszentren, Alten- und Pflegeheime, Krankenhäuser und Hospize für empfindliche Personen klimatisierte Räume bereit. Zudem gibt es möglicherweise große kommerzielle Gebäude, Bildungseinrichtungen oder Einkaufszentren, die über klimatisierte Schutzräume verfügen, die mit angemessenen Partikelfiltern ausgestattet sind.
Werden wir in der Europäischen Region in Zukunft vermehrt mit Hitzewellen und Waldbränden zu kämpfen haben?
Aufgrund des Klimawandels wird sich die Belastung durch Hitzewellen voraussichtlich erheblich verstärken und die europäischen Sommer werden vermutlich sowohl wärmer als auch trockener werden. Die in Städten lebende Bevölkerung wird zunehmend mit Extremtemperaturen zu kämpfen haben und diese Folgen werden voraussichtlich am stärksten in Ländern mit einer alternden Bevölkerung zu spüren sein, d. h. in der Mehrzahl der Länder in der Europäischen Region. Dies kann dazu führen, dass mehr Menschen krank werden, die Zahl der Todesfälle steigt und die Gesundheitssysteme stärker belastet werden.
Welche Leitlinien bietet WHO/Europa den Mitgliedstaaten, die von Hitzewellen und Waldbränden betroffen sind?
In den vergangenen 50 Jahren sind fast 140 000 Menschen in der Europäischen Region infolge extremer Temperaturen gestorben. Neben anderen wetterbedingten Katastrophen hat dies einen wirtschaftlichen Schaden in Höhe von 476,5 Mrd. US-$ verursacht. WHO/Europa fordert daher die Länder auf, Maßnahmen zu ergreifen, um die negativen gesundheitlichen Folgen von Extremtemperaturen zu verhindern.
WHO/Europa unterstützt mit seinen Leitlinien nationale und kommunale Behörden bei den wichtigsten Vorbereitungen auf extreme Hitzeereignisse. Die Inkraftsetzung von umfassenden Aktionsplänen für Hitzeperioden rettet nachweislich Menschenleben und stärkt die Resilienz der Bevölkerung insgesamt und der einzelnen Bürger während extremer Hitze. Die Empfehlungen der WHO und die Aktionspläne für Hitzeperioden beinhalten praktische Ratschläge für die Öffentlichkeit und die Gesundheitsberufe in Bezug auf Maßnahmen während Hitzewellen, aber auch speziell Empfehlungen für die Betreuer von Patienten und das Personal in Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen wie etwa Altenheimen.
Langfristige Projekte wie die Stadtplanung und Stadtgestaltung können die Anpassung an und Resilienz gegenüber Hitzewellen unterstützen. Vor allem bedarf es aber Maßnahmen, um die Grundursachen des Klimawandels effektiv zu bekämpfen.