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Weltnichtrauchertag 2023: Ergebnisse einer Umfrage in der Ukraine verdeutlichen Herausforderungen

31 May 2023
Pressemitteilung
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Zum Weltnichtrauchertag hält die Ukraine inmitten des anhaltenden Konflikts an ihrem Bekenntnis zur Eindämmung des Tabakgebrauchs fest. Zusammen mit der WHO hebt das Zentrum für öffentliche Gesundheit des Gesundheitsministeriums der Ukraine die Bedeutung dieses Tages hervor, der als globale Plattform für die Bewusstseinsbildung über die Gefahren des Tabakgebrauchs und die Förderung von Entwöhnungsbemühungen dient. Im Januar 2022, vor Beginn der groß angelegten Invasion durch die Russische Föderation, hatte die Ukraine umfassende gesetzliche Maßnahmen eingeführt, um sowohl traditionelle als auch neuartige Tabak- und Nikotinprodukte zu regulieren.

Um die Wirkung dieser Verordnungen zu beurteilen und die Veränderungen beim Tabakgebrauch während des Krieges zu verstehen, hat die WHO in Kooperation mit dem Gesundheitsministerium und dem Internationalen Institut für Soziologie in Kiew im April 2023 eine landesweite Umfrage über den Tabakgebrauch unter Erwachsenen (über 18 Jahre) durchgeführt. Die aus dieser Umfrage gewonnenen Erkenntnisse verdeutlichen die Bedeutung umfassender Vorschriften für erhitzte Tabakprodukte (HTP) und 
E-Zigaretten. Das Verbot ihrer Nutzung in Innenräumen und das Verbot der Verfügbarkeit aromatisierter Produkte haben sich als entscheidende Faktoren für die Verhinderung ihres Absatzes erwiesen.

Aromen und aggressive Vermarktung

Die Umfrage verdeutlichte die Nachfrage nach Raucherentwöhnungsangeboten sowie die entscheidende Rolle von Fachkräften der primären Gesundheitsversorgung bei der Unterstützung von Rauchern beim Rauchverzicht. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium und dem Zentrum für öffentliche Gesundheit stellte die WHO die Umfrageergebnisse vor und bekräftigte die Bedeutung evidenzbasierter Interventionen.

Dr. Jarno Habicht, Repräsentant der WHO in der Ukraine, würdigte die proaktiven Anstrengungen der Ukraine um Eindämmung des Tabakgebrauchs vor Beginn des Krieges. Er betonte, dass die neuen Verordnungen, sobald sie vollständig umgesetzt sind, zur Verringerung der Zahl der Raucher beitragen und Menschenleben retten werden. Zudem warnte Dr. Habicht vor irreführenden Behauptungen, dass neuartige Tabakprodukte als Raucherentwöhnungshilfe dienen können, und unterstrich die Notwendigkeit ihrer strengen Regulierung.

Tetyana Skapa, Leiterin der Abteilung für die Prävention nichtübertragbarer Krankheiten und Drogenhandel im Zentrum für öffentliche Gesundheit, erklärte, dass die Forschung zeige, dass eine erhebliche Zahl der Konsumenten von Tabak- und Nikotinprodukten von Produkten mit aromatischen Zusätzen abhängig sind. „Zu den Konsumenten dieser Produkte zählt eine große Zahl von Frauen und jungen Menschen. Es ist offensichtlich, dass Aromen und eine aggressive Vermarktung dieser gefährlichen Produkte zu dieser Entwicklung beitragen. Wir wissen, dass während Notlagen die Belastung durch Tabakkonsum zunehmen kann. Daher ist es wichtig für uns zu wissen, wie sich die gegenwärtige Situation darstellt, und zu verstehen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen.“

Durchsetzung von Gesetzen

Ab dem 11. Juli 2023 ist gemäß den neuen Gesetzen der Verkauf von Zigaretten mit Aroma-Zusätzen und entsprechenden Liquids für E-Zigaretten in der Ukraine verboten. Iryna Soroka, Stellvertretende Leiterin der Abteilung für die Prävention nichtübertragbarer Krankheiten im Zentrum für öffentliche Gesundheit, erklärt, dass nur mit einem systematischen Ansatz der Tabakgebrauch im Land weiter eingeschränkt werden könne.

„Die Ergebnisse der Umfrage zeigen insbesondere, dass die Bereitschaft der Menschen, das Rauchen aufzugeben, auffallend hoch ist“, lobt sie. „Das Zentrum für öffentliche Gesundheit hilft, das Bewusstsein unter Familienärzten für motivierende Gesprächsführung zur Raucherentwöhnung zu schärfen. Ein weiteres offensichtliches Problem ist, dass es Lücken bei der Durchsetzung der Gesetze gibt. Das Zentrum hat eine Website entwickelt, über die jeder, der möchte, eine Beschwerde über die Verletzung seines Rechts auf ein rauchfreies Umfeld einreichen kann.“

Höhepunkte der Umfrage

Die Umfrage zeigte keine grundlegenden Veränderungen bei der Prävalenz des Rauchens und dem Gebrauch neuartiger Tabakprodukte in der erwachsenen Bevölkerung, es gab lediglich einige geringfügige Anzeichen für niedrigere Raten.

Zum Zeitpunkt der Umfrage waren rund 27,4 % der Umfrageteilnehmer (44,0 % Männer und 13,7 % Frauen) aktuell Nutzer von Tabak- und Nikotinprodukten. Von diesen machten 23 % täglich Gebrauch von diesen Produkten (37,5 % Männer und 11,1 % Frauen). 

Von den Umfrageteilnehmern rauchten 22,2 % aktuell Zigaretten (37,8 % Männer und 9,3 % Frauen), wobei sich die Zahl der täglichen Raucher auf 19,5 % (33,3 % Männer und 8,1 % Frauen) belief. Zigaretten waren nach wie vor das am häufigsten genutzte Tabakprodukt (83 % der Nutzer von Tabakprodukten).

Die Prävalenz des Gebrauchs neuartiger Tabak- und Nikotinprodukte setzte sich wie folgt zusammen: E-Zigaretten 3,3 %, HTP 3,0 % und Wasserpfeifen 2,6 %.

Nutzer von HTP gaben als Hauptgrund für die Nutzung dieser Produkte die Möglichkeit an, diese Produkte an Orten zu nutzen, an denen traditionelles Rauchen verboten ist (54,3 %).

Nutzer von E-Zigaretten erwähnte die attraktiven Aromen (50,0 %) sowie gesellschaftliche Normen als wichtigste Einflussfaktoren für die Nutzung dieser Produkte (42,3 %).

Passivrauchen stellt nach wie vor ein anhaltendes Problem dar: von den Umfrageteilnehmern sind 28,8 % eigenen Angaben zufolge zu Hause Tabakrauch ausgesetzt, bei 21,7 % ist dies in Innenräumen an ihrem Arbeitsplatz der Fall.

Bemühungen zur Raucherentwöhnung deuteten darauf hin, dass 63,1 % der Raucher planen, das Rauchen aufzugeben, wobei 16,4 % äußerten, dafür professionelle Hilfe zu benötigen.

Auf dem Weg in eine rauchfreie Zukunft

Das Gesundheitsministerium brachte seine Anerkennung für das Bekenntnis der Öffentlichkeit zur Eindämmung des Tabakgebrauchs, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Krise, zum Ausdruck. Die Ergebnisse der Umfrage werden die Anstrengungen zur Bekämpfung von Risikofaktoren für den Tabakgebrauch unterstützen und als Orientierungshilfe bei Entscheidungsprozessen dienen. Es sind Bemühungen im Gange, Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs durchzusetzen, u. a. in Form von Kontrollen zur Bekämpfung des Rauchens in Innenräumen, insbesondere die Nutzung von Wasserpfeifen in Cafés, Bars und Restaurants.

Zum Weltnichtrauchertag fordern die Ukraine und die WHO Menschen, Gemeinschaften und Politiker eindringlich dazu auf, sich weiterhin gemeinsam um den Schutz der öffentlichen Gesundheit und die Bekämpfung des Tabakkonsums zu bemühen. Durch die Priorisierung evidenzbasierter Interventionen und die Förderung unterstützender Umfelder können wir eine rauchfreie Zukunft für alle schaffen.