Die Niederlande haben einen bedeutenden Meilenstein erreicht, indem sie nach der Türkei, Brasilien und Mauritius das vierte Land der Welt wurden, das die unter der Bezeichnung MPOWER bekannt gewordenen sechs kosteneffizienten und hochwirksamen Grundsatzmaßnahmen eingeführt hat, die den Ländern dabei helfen sollen, die Nachfrage nach Tabak zu reduzieren. Dieser Erfolg wird in dem vor Kurzem veröffentlichten Bericht der WHO über die globale Tabakepidemie hervorgehoben.
Die in den Niederlanden erzielten Fortschritte zeugen von dem politischen Engagement der Regierung für die Eindämmung des Tabakkonsums und sind ein hervorragendes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Staat, internationalen Gesundheitsorganisationen und Zivilgesellschaft.
Ein Beispiel für andere Länder
In dem neuen Bericht der WHO wird hervorgehoben, dass die Niederlande alle sechs von der WHO empfohlenen MPOWER-Maßnahmen äußerst effektiv umgesetzt haben: Erfolgskontrolle, Schutz vor Tabakrauch, Hilfe bei der Tabakentwöhnung, Warnung vor den Gefahren des Tabaks, Durchsetzung der Verbote von Werbung, Verkaufsförderung und Sponsoring sowie Erhöhung der Tabaksteuern.
„Es freut mich, dass die Niederlande zum Vorreiter bei der Bekämpfung des Tabakkonsums geworden sind. Ich beglückwünsche sie zu dieser Führungsrolle bei der Verabschiedung und Umsetzung solider Bekämpfungskonzepte, von denen wir wissen, dass sie wirksam sind, und hoffe, dass dies andere Länder dazu bewegen wird, zu handeln und die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Vorteile dieser Konzepte zu nutzen“, sagte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa.
Die Ergebnisse der ergriffenen Maßnahmen sind bereits sichtbar. 2014 lag der Anteil der Raucher an der niederländischen Bevölkerung bei 25,7 %, 2021 waren es nur noch 20,6 %. Zwar rauchen insgesamt weniger Frauen als Männer, doch ist die Prävalenz des Rauchens sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit vergleichbarem Tempo zurückgegangen.
„Organisationen der Zivilgesellschaft, Gesundheitsexperten und Angehörige der Gesundheitsberufe sind die treibenden Kräfte hinter sämtlichen unserer Erfolge bei der Tabakbekämpfung in den Niederlanden“, kommentierte Maarten van Ooijen, Staatssekretär für Gesundheit, Wohlfahrt und Sport, die Schlussfolgerungen des Berichts der WHO. „Ihnen gebührt das Hauptverdienst für das Lob, das unser Land von der Weltgesundheitsorganisation erhält.“
Ein langer Kampf: auf Erkenntnissen aufbauen und Hindernisse überwinden
Die Niederlande können bei der Bekämpfung des Tabakkonsums auf eine lange Geschichte zurückblicken. Schon 1957 begann in dem Land eine breite Debatte über die Gefahren des Tabakkonsums. Damals veröffentlichte der Gesundheitsrat der Niederlande einen Bericht mit dem Titel „Rauchen und Gesundheit“, in dem der Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs offengelegt wurde. Dieser wegweisende Bericht veranlasste Gesundheitsorganisationen wie die Niederländische Krebsgesellschaft zu vorausschauenden Maßnahmen.
Dr. Angela Ciobanu, Fachreferentin beim Europäischen Büro der WHO für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten, erklärte: „Seitdem haben sich die Belege für die Zusammenhänge zwischen Tabakkonsum und verschiedenen Krebsarten sowie anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen, noch gemehrt. Allein an den Folgen des Tabakkonsums sterben jährlich 8,7 Mio. Menschen.“
In den 1970er Jahren schlug der Gesundheitsrat in wegweisenden Berichten umfassende Grundsatzmaßnahmen zur Eindämmung des Rauchens vor; viele dieser Vorschläge wurden jedoch nicht sofort umgesetzt. 1975 wurde ein nationales Institut zur Bekämpfung des Tabakkonsums eingerichtet, was zur Gründung des Niederländischen Fachzentrums für die Bekämpfung des Tabakkonsums (STIVORO) führte, das für die Durchführung von Bekämpfungsmaßnahmen wie Aufklärungskampagnen und für Unterstützung bei der Raucherentwöhnung zuständig war.
In den folgenden Jahren unternahmen die Niederlande weitere Schritte zur Eindämmung des Tabakkonsums. So erschienen 1982 erstmals Gesundheitswarnungen auf Zigarettenpackungen, und 2005 wurde das Engagement des Landes zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung durch den Beitritt zum Rahmenübereinkommen der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs weiter gefestigt.
Auf dem Weg in eine rauchfreie Zukunft
Die Bemühungen wurden 2015 mit dem Start der Kampagne „Rauchfreie Generation“ intensiviert, die in der Öffentlichkeit breite Unterstützung fand und sich schließlich in die „Bewegung Rauchfreie Generation“ verwandelte.
Drei Jahre später unterzeichneten die niederländische Regierung und 70 Organisationen eine nationale Präventionsvereinbarung, die ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von Alkoholmissbrauch, Übergewicht und Adipositas sowie Tabakkonsum enthält. Die erklärte Zielsetzung in Bezug auf den Tabakkonsum war, bis 2040 den Anteil der Raucher auf weniger als 5 % der Bevölkerung zu senken und das Rauchen bei Kindern und Schwangeren zu unterbinden.
Bis 2021 hatte das Land erhebliche Kontrolllücken geschlossen, indem es die Werbung für Tabakerzeugnisse an Verkaufsstellen verbot und die Ausweisung von Raucherräumen an öffentlichen Orten, am Arbeitsplatz und in öffentlichen Verkehrsmitteln untersagte.
Staatssekretär van Ooijen erzählte von seinen Ambitionen für die Zukunft: „Obwohl wir bei der Verringerung der Prävalenz des Rauchens und der Verbesserung unserer Politik zur Eindämmung des Tabakkonsums Fortschritte machen, haben wir noch einen langen Weg vor uns. Gemeinsam werden wir weiter für eine rauchfreie Generation im Jahr 2040 kämpfen!“
Dr. Kluge stimmte zu: „Wir können sehen, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben, um eine Europäische Region der WHO zu erreichen, die frei von tabakbedingter Morbidität, Mortalität und Sucht ist. Es ist dringend erforderlich, die Umsetzung der im Rahmenübereinkommen der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs vorgesehenen Kontrollmaßnahmen zu beschleunigen. So können wir verhindern, dass Millionen von Menschen an tabakbedingten Erkrankungen leiden und sterben.“