Barcelona (Spanien), Montagmorgen, den 17. Juli 2023. Ein weiterer heißer Tag beginnt. Er folgt auf ein ereignisreiches Wochenende, an dem sich Hunderttausende Menschen in Barcelona zur Pride-Parade versammelten – einem Fest der Farben, der Musik und des Tanzes, das sich für die Rechte von LGBTQI+-Menschen einsetzt.
Einige der Pride-Besucher finden sich hier an diesem Morgen im Barcelona Checkpoint ein, einem gemeindenahen Zentrum, das Schwule, bisexuelle und andere Männer mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten (GBMSM) sowie Transgender-Frauen unterstützt und dabei den Schwerpunkt auf die Erkennung von HIV und anderen sexuell übertragenen Infektionen legt. Darüber hinaus arbeitet das Zentrum eng mit den Gesundheitsbehörden zusammen.
Heute werden sich im Zentrum rund 50 Menschen gegen Mpox (Affenpocken) impfen lassen, eine Krankheit, von der während des aktuellen weltweiten Ausbruchs vorrangig GBMSM betroffen waren und sind. „Die Mpox-Fallzahlen in Spanien sind [im Vergleich zum letzten Sommer] jetzt deutlich niedriger. Aber wir haben die Mpox-Impfungen nie eingestellt und sehen nach wie vor eine anhaltende Nachfrage“, erklärt Angel Rivero Calaf, medizinischer Direktor im Barcelona Checkpoint.
Rivero Calaf führt fort: „Viele wollen die Impfstoffreihe abschließen und kommen für ihre zweite Dosis. Wir impfen alle Betroffenen, auch Prostituierte oder Migranten, die möglicherweise nicht über eine Gesundheitskarte verfügen.“
„Die Mpox-Impfung ist unverzichtbar“
Santiago Curtido stammt aus Paraguay und kam vor etwa einem Jahr nach Barcelona, um sein Studium im Fach Bildungsmanagement abzuschließen. Heute ist er im Barcelona Checkpoint, um seine zweite Mpox-Impfdosis zu erhalten. Höflich und ruhig erzählt Curtido, dass er wegen Mpox ein wenig beunruhigt gewesen sei, doch dass er sich seit seiner ersten Impfdosis Ende Mai sehr viel sicherer fühle.
Er erklärt: „Meiner Meinung nach ist die Mpox-Impfung unverzichtbar. Es ist wichtig, dass gefährdete Menschen sich impfen lassen und vor der Impfung keine Angst haben. Ich war in Paraguay als ich das erste Mal von Mpox erfuhr. Sobald ich in Barcelona war, habe ich mir mehr Informationen besorgt und dabei über die Möglichkeit einer Impfung hier im Barcelona Checkpoint erfahren.“
Curtido fügt hinzu, dass er beeindruckt sei von der Auswahl an gesundheitsbezogenen und gemeindenahen Leistungen und Ressourcen in seiner neuen Stadt.
Nicolas Ricchini, Franzose, kam für eine Schulung nach Barcelona. Er verliebte sich in die Stadt und beschloss zu bleiben. Das war vor 15 Jahren. Er ist ein professioneller Tänzer und reist viel mit seinem Tanzensemble innerhalb und außerhalb Europas.
Ricchini hat sich nicht mit Mpox infiziert und kennt auch niemanden, der sich infiziert hat. Er gibt zu, dass er nicht allzu besorgt wegen Mpox war, doch sein Leben hat sich vor Kurzem verändert – er ist nicht länger verheiratet –, und er ist der Ansicht, dass es wichtig ist, sich impfen zu lassen, um sich und andere zu schützen.
Heute ist er im Barcelona Checkpoint für seine erste Mpox-Impfdosis, und er wird in etwa einem Monat für seine zweite Dosis wiederkommen.
„Es ist okay, sein Leben weiterleben zu wollen, doch es ist wichtig, dabei mit Sorgfalt vorzugehen und Rücksicht auf seine eigene Gesundheit und die Gesundheit anderer zu nehmen“, erklärt er. „Wir wissen nicht, wie sich Mpox weiterentwickeln wird, daher ist Prävention von zentraler Bedeutung. Ferner ist es wichtig, auch weiterhin den Menschen zu vermitteln, dass Mpox nicht verschwunden ist und dass es Lösungen gibt, um diese Krankheit zu bekämpfen.“
Ricchini fügt hinzu: „Die Menschen reden mittlerweile weniger darüber. Deshalb denke ich, dass es wichtig ist, die Kampagnen zu Mpox fortzusetzen, und diese insbesondere an jüngere Menschen zu richten.“
Sommerveranstaltungen, Reisen und Mpox
Gustavo Moina, der für seine erste Mpox-Impfdosis ins Zentrum gekommen ist, erläutert: „Im Sommer gibt es viele Veranstaltungen und die Menschen reisen mehr. Hier wird bald die Veranstaltung Barcelona Circuit beginnen, und wir werden mehr mit anderen Menschen in Kontakt kommen, daher ist es wichtig, aufmerksam zu bleiben und sich und andere zu schützen. Uns stehen Impfstoffe zur Verfügung und sie können uns helfen, das Risiko einer Infektion und der Übertragung von Mpox zu senken, warum sollte man diese also nicht nutzen?“
Moina ist wortgewandt und seine Stimme ist mit Leidenschaft erfüllt, wenn er über die GBMSM-Gemeinschaft spricht. Seine Botschaft an Gesundheitseinrichtungen? „Es ist wichtig, dass Gesundheitseinrichtungen die Bedürfnisse unserer Gemeinschaft verstehen – dass sie uns unterstützen müssen, denn auch wir sind Bürger und Menschen mit Rechten. Als der Mpox-Ausbruch begann, erhob unsere Gemeinschaft ihre Stimme, um die nötige Unterstützung zu erhalten. Doch man sollte uns nicht nur dann zuhören, wenn wir unsere Stimme erheben, sondern an jedem einzelnen Tag des Jahres.“
Moina hebt hervor: „Auch wenn diese Gemeinschaft am stärksten von dieser Krankheit betroffen ist, bedeutet das nicht, dass dieses Gesundheitsproblem von dieser Gemeinschaft geschaffen wurde. Die beste Lösung zur Bekämpfung von Mpox ist der Zugang zu Informationen und Impfungen.“
Seine Botschaft an seine breitere Gemeinschaft ist ebenso eindeutig wie direkt: „Ich ermutige jeden dazu, sich impfen zu lassen.“
„Die Gesundheit eines Menschen kann sich auf die Gesundheit einer Gemeinschaft auswirken“
Unterdessen treffen im Barcelona Checkpoint nach wie vor Menschen für eine Mpox-Impfung ein. Das Personal heißt sie willkommen und ist entspannt, und wenn Besucher Bedenken oder Ängste zeigen, fallen diese scheinbar schnell von ihnen ab.
Michael Meulbroek, Präsident des Barcelona Checkpoint, bemerkt, dass ihn auf dem Höhepunkt des Mpox-Ausbruchs die Haltung seines Personals am meisten beeindruckt habe. „Sie hatten bereits alle Hände voll zu tun, und dann kam Mpox. Mit Mpox ging es nicht nur darum, sich um die körperlichen Bedürfnisse der Menschen zu kümmern, sondern auch um ihre emotionalen Bedürfnisse – die Ängste, die die Menschen angesichts dieser neuen Umstände in ihrem Leben entwickelten, zu lindern.“
Meulbroek erinnert sich: „Wir haben keine Minute verloren. Sobald die Impfstoffe zur Verfügung standen, haben wir noch am gleichen Tag, an dem sie bei uns eingingen, zum Telefon gegriffen und Termine vereinbart, und am nächsten Tag haben wir die Impfstoffe verabreicht. Wir sind das einzige gemeindenahe Zentrum in ganz Katalonien, das Mpox-Impfungen anbietet.“
Seit dem vergangenen Sommer haben sich die Dinge verändert, doch der Barcelona Checkpoint ist nicht tatenlos und selbstgefällig geblieben. „Als die Mpox-Fallzahlen sanken, entspannten sich die Menschen wieder mehr. Doch wir müssen wachsam bleiben. Unsere Botschaft ist nach wie vor: kommt und lasst euch impfen, kommt für die zweite Impfdosis, und seid euch bewusst, dass Mpox nicht verschwunden ist. Wir müssen weiterhin das Bewusstsein für diese Krankheit schärfen, denn die Gesundheit eines Menschen kann sich auf die Gesundheit einer Gemeinschaft auswirken“, erklärt Meulbroek.
Mpox: Wo stehen wir heute?
Während die Mpox-Fallzahlen in der Europäischen Region der WHO derzeit niedrig sind, ist Mpox nicht verschwunden, und einige Länder verzeichnen erneut einen Anstieg der Fallzahlen. Die Fortschritte zur Eliminierung der Mpox sind gefährdet, wenn wir uns abwenden.
WHO/Europa fordert die Länder im Rahmen seiner Kampagne „Eliminierung der Mpox: die betroffenen Bevölkerungsgruppen im Mittelpunkt der Gegenmaßnahmen“ eindringlich dazu auf, kontinuierliche Ressourcen anzubieten, die Wachsamkeit zu erhöhen und die Barrieren für Impf- und Behandlungsmaßnahmen zu senken, damit Mpox in der Region unter Kontrolle gebracht und möglicherweise sogar eliminiert werden kann.
Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Arbeit gemeindenaher Organisationen wie dem Barcelona Checkpoint von entscheidender Bedeutung.