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Auf der größten Konferenz Europas zum Thema öffentliche Gesundheit die Kraft partnerschaftlicher Zusammenarbeit nutzen

21 November 2022
Pressemitteilung
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In diesem Jahr wurde die European Public Health Conference – Europas größte Versammlung von Verbänden, Institutionen und Fachkräften für öffentliche Gesundheit – vom 9. bis 12. November in Berlin abgehalten und mündete in Forderungen nach mehr Investitionen in stärkere Gesundheitssysteme nach der COVID-19-Pandemie. 

Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, der zusammen mit einer Delegation von Experten von WHO/Europa an der Konferenz teilnahm, forderte die Gemeinschaft für öffentliche Gesundheit in der Europäischen Region nachdrücklich dazu auf, einen zweigleisigen Ansatz zu verfolgen, um die Gesundheitssysteme in den Ländern zu stärken, und dabei den Schwerpunkt sowohl auf die Bereitstellung hochwertiger Leistungen als auch auf die Bereitschaftsplanung für und die Reaktion auf Notlagen zu legen. 

„In einer Welt ständig zunehmender Gesundheitskrisen, zu einer Zeit wirtschaftlicher und finanzieller Turbulenzen müssen wir dieses neue Paradigma akzeptieren und umsetzen. Einerseits müssen wir erheblich in die Bereitschaftsplanung für zunehmende und sich oftmals überschneidende Notlagen investieren“, erläuterte Dr. Kluge. „Andererseits müssen wir unsere Anstrengungen in den Bereichen Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung sowie zur Stärkung der alltäglichen gesundheitlichen Grundversorgung forcieren.“ 

Die wichtigsten Elemente starker und widerstandsfähiger Gesundheitssysteme 

In diesem Jahr fand die jährliche Konferenz, die von der European Public Health Association (EUPHA) – der Dachorganisation für Verbände und Institutionen des öffentlichen Gesundheitswesens aus ganz Europa – organisiert wird, erstmals seit drei Jahren wieder als Präsenztagung statt. Über 2500 Teilnehmer kamen nach Berlin, erpicht darauf, Meinungen und Perspektiven darüber auszutauschen, wie sich die Gesundheitssysteme besser auf das Unerwartete vorbereiten lassen. 

WHO/Europa veranstaltete bzw. beteiligte sich an einer Reihe von Sitzungen zu Themen wie Gesundheitsfinanzierung, Gesundheitspersonal, Daten und digitale Gesundheit, Bereitschaftsplanung für Notlagen, Flüchtlinge aus der Ukraine, nichtübertragbare Krankheiten, Gesundheit im Strafvollzug sowie grenzübergreifende Gesundheit auf subregionaler und kommunaler Ebene. 

Im Vorfeld der Konferenz kam der Fachliche Beirat des Regionaldirektors für Innovationen im Bereich der nichtübertragbaren Krankheiten (NCDAC) zusammen, um zu erörtern, inwiefern die EUPHA und ihre Partnernetzwerke sich mehr in die Verwirklichung der Zielsetzungen im Bereich der nichtübertragbaren Krankheiten in der gesamten Europäischen Region einbringen können, etwa in Bereichen wie: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas im Kindesalter, digitale Vermarktung, grünere und gesündere Städte, Alkoholbesteuerung sowie Daten und digitale Gesundheit. 

Bei der ersten Plenarsitzung der Konferenz, die vom WHO-Büro Barcelona zur Finanzierung der Gesundheitssysteme organisiert wurde, stand das Thema „Können sich die Menschen ihre Gesundheitsversorgung leisten?“ im Mittelpunkt. Dabei diskutierte das Plenum die jüngste Evidenz zur finanziellen Absicherung in der Europäischen Region und befasste sich damit, wie sich das Bewusstsein für die häufigsten Lücken in der Gesundheitsversorgung in den Gesundheitssystemen der Region schärfen lässt, welche Art von Politik diese Lücken begünstigt und was die Länder tun können, um diese zu schließen.

Obwohl sich die Länder in der Region dazu verpflichtet haben, die Ziele einer allgemeinen Gesundheitsversorgung zu erfüllen – die Gewährleistung, dass jeder Zugang zu den benötigten hochwertigen Gesundheitsangeboten erhält, ohne in finanzielle Not zu geraten –, zeigen Forschungsarbeiten des WHO-Büros Barcelona, dass Zahlungen aus eigener Tasche im Hinblick auf die finanzielle Absicherung innerhalb von und zwischen den Ländern der Region weiterhin zu großen Ungleichheiten führen. 

Vorstellung der jüngsten Erkenntnisse aus den Flaggschiff-Berichten von WHO/Europa

Experten der WHO erhielten Gelegenheit, sich mit Delegierten über einige der aktuellsten Erkenntnisse aus den neuesten Flaggschiff-Berichten von WHO/Europa auszutauschen, dem „Europäischen Gesundheitsbericht 2021: Bestandsaufnahme der gesundheitsbezogenen Ziele für nachhaltige Entwicklung in der COVID-19-Ära unter besonderer Berücksichtigung der Maxime, niemanden zurückzulassen“, dem „Sachstandsbericht Adipositas 2022 der Europäischen Region der WHO“ und dem Bericht „Gesundheits- und Pflegepersonal in Europa – Zeit zu handeln“.
 
Im Hinblick auf das Gesundheitspersonal verständigten sich die Teilnehmer auf die Notwendigkeit einer dringenden Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Entwicklung von Strategien für die Anwerbung und Bindung von Gesundheitsfachkräften, um ein Kollabieren der Gesundheitssysteme in den kommenden zehn Jahren zu verhindern. Im Hinblick auf das Thema Adipositas eröffneten Experten neue Perspektiven zu diesem wichtigen gesundheitspolitischen Thema und erörterten die aktuellen Strategien zur Bekämpfung der Adipositas-Pandemie sowie mögliche Szenarien für die Zukunft. Im Rahmen eines Workshops, bei dem der Europäische Gesundheitsbericht vorgestellt wurde, erfuhren die Teilnehmer wiederum, wie wichtig es ist, als Grundlage für Politik und Entscheidungsfindung die bestehenden Lücken in Daten- und Gesundheitsinformationssystemen zu schließen.

WHO/Europa in Kontakt und im Gespräch mit der Gemeinschaft der öffentlichen Gesundheit in der Europäischen Region 

Einer der Höhepunkte der Konferenz war die Möglichkeit für die Gemeinschaft der öffentlichen Gesundheit, sich endlich wieder persönlich zu treffen und Beziehungen zu pflegen. Dies war seit Beginn der COVID-19-Pandemie nicht mehr der Fall gewesen. 

WHO/Europa war eine von mehreren Organisationen, die während der Konferenz einen Stand unterhielten, an dem Teilnehmer weitere Informationen zur Arbeit der WHO erhalten, sich mit Bediensteten der WHO unterhalten und erörtern konnten, inwiefern die WHO das Gesundheitspersonal in der Region besser unterstützen kann. 

Auch viele Studenten kamen vorbei und fragten, wie sie mit der WHO in Kontakt treten könnten, und baten um Informationen zum globalen Praktikantenprogramm der WHO, das nach einer dreijährigen Pause im Januar 2023 wieder aufgenommen werden soll. 
„Es ist großartig zu hören, dass es wieder Möglichkeiten geben wird, als Praktikant bei der WHO zu arbeiten“, erklärte ein enthusiastischer Master-Student für öffentliche Gesundheit aus Italien. „Ich würde wirklich gerne im Rahmen einer Tätigkeit bei der WHO etwas bewegen – ihr seid die Superhelden des Gesundheitsbereichs!“ 

WHO/Europa steht dem Gesundheitspersonal zur Seite 

COVID-19, wie keine andere gesundheitliche Notlage zuvor, hat sowohl die guten als auch die schlechten Seiten des öffentlichen Gesundheitswesens aufgedeckt. In diesen schwierigen Zeiten sieht WHO/Europa mit Freuden der engen Zusammenarbeit mit sämtlichen Partnern entgegen, darunter etwa die EUPHA, die Association of Schools of Public Health in the European Region (ASPHER), die European Public Health Alliance (EPHA), EuroHealthNet u. a., um die Führungskompetenz im öffentlichen Gesundheitswesen zu fördern und zu gewährleisten, dass die Gemeinschaft der öffentlichen Gesundheit die erforderliche Visibilität und Anerkennung erhält, um gut durch diese schwierigen Zeiten zu kommen. 

„Diese Tagung der European Public Health Conference verkörpert die Vision von Gesundheit für alle durch die Kraft partnerschaftlicher Zusammenarbeit. Denn es liegt eine große Kraft in der Zusammenarbeit, für die wir stehen“, erklärte Dr. Kluge in seiner Grundsatzrede. „Wenn ich Sie alle hier versammelt sehe, fest entschlossen, etwas zu bewirken, dann erfüllt mich das mit Hoffnung und Zuversicht, dass dem öffentlichen Gesundheitswesen in der Europäischen Region eine gute Zukunft bevorsteht.“